CAPILLA ARDIENTE – The Siege
~ 2019 (High Roller Records) – Stil: Epic Doom ~
Chile: Ein über 4.000 km langer schmaler Streifen Land zwischen Anden und Stillem Ozean, zwischen Atacama und Feuerland. Ein Land der Gegensätze, unberührte Natur und zerstörte Umwelt, trocken und heiß, kalt und naß, armes Volk in Slums, Paläste der reichen Oberschicht. Unterdrückung, Revolution, Freiheit. Ein Land, in dem stramme Nazis Unterschlupf fanden, und die Eheleute Honecker. Ein Land mit spanisch geprägter Folklore und Berlines und Sauerkraut auf der Speisekarte.
Es ist also für den Rezensenten kein Wunder, dass diese wunderbare, schwere, epische, schwermütige, fragile, mächtige Musik aus Chile stammt. Verantwortlich eine Band namens CAPILLA ARDIENTE, eigentlich ein Ableger der populären PROCESSION. Die Bandköpfe Claudio am Bass und Sänger Felipe schufen hier den Nachfolger zu ihrem 2014er Debüt ´Bravery, Truth And The Endless Darkness´.
2019 beeindrucken sie mit ihrem neuen Werk ´The Siege´. Gerade vier Songs, dafür keiner davon kaum unter zehn Minuten Spielzeit, walzen in die Gehörgänge. Und von unten rückt der Bass in die Magengegend.
Das Riffing gnadenlos, wie zähflüssige Lava, Melodien nicht von dieser Welt. Jeder der vier Songs entwickelt einen Sog, einen Malstrom, den Hörer festhaltend, in den Bann ziehend. Und dann kommen die kleinen Kniffe, die einem Stück einen neuen Dreh verpassen. Im richtigen Moment ein neues Riff, eine neue Melodie, vielleicht auch eine zarte Akustikgitarre. Ich bin eigentlich kein Doom-Jünger, aber dieses mächtige Epos hat mich gleich beim ersten Genuß gepackt. Und ein an Höhepunkten nicht gerade armes Jahr ist um einen Höhepunkt reicher.
(9 umgedrehte Kreuze)