LAST CRACK – The Up Rising
~ 2019 (EMP Label-Group) – Stil: Heavy Rock ~
LAST CRACK sind Kult. Sie waren eine dieser besonderen Formationen aus den frühen Nineties. Nicht nur ihr Zweitling ´Burning Time´ ist Legende. LAST CRACK nahmen Genre übergreifend den Underground gefangen. Sie waren progressiv, aber allein, weil sie neue Wege beschritten. Niemand konnte sie richtig greifen, abstrakt und bahnbrechend zugleich. Es war Metal, es war Rock und Alternative, es war Funk und Psychedelic. LAST CRACK waren Alternative Rock der besten Sorte. Und sie hatten einen mehr als außergewöhnlichen Sänger, bei dem Genie und Wahnsinn Hand in Hand gingen. Rock-Hippies im Grunge-Zeitalter. LAST CRACK eben.
Zeitsprung in das Jahr 2019. Alte und junge Hippies trauen sich wieder, über die Schwelle der Himmelspforte zu treten. Sogar LAST CRACK spazieren in Original-Besetzung ins Studio und präsentieren im Anschluss ihr Comeback-Album ´The Up Rising´. Ein gewagtes Unterfangen, das selten von Erfolg gekrönt ist. Also fragt Euren Rezensenten nochmal in zehn Jahren, wie sich dieses Werk in die Diskografie von LAST CRACK einordnen lässt.
So lange können wir jedoch leider nicht warten, denn die Sirenen der Neunzigerjahre jaulen längst: Der Opener ´Siren Song´ lässt den Sixties Psychedelic Rock und den Nineties Sleaze Metal am geistigen Auge vorbeiziehen, ehe ein Groove und eine Heavyness einziehen, die selbst SOUNDGARDEN gefallen würden. Wir rock’n’rollen und grooven uns unverzüglich wieder ein. Brillanter Dark Rock zeichnet sich hingegen bei ´Pinned´ ab und zur Dauerrotation auf allen Ätherwellen würde sich umgehend der himmlische Refrain von ´Paper Town´ anbieten. Die gefühlten Wutausbrüche von Buddo könnten zwar gerne weit exzentrischer sein, doch zu ´Golden Age´ hätte es sich ebenso anno 1992 gut durch das Zimmer hüpfen lassen. Ein Gitarrensolo, das Zack de la Rocha ein Lächeln ins Gesicht zaubern könnte, wirkt beglückend und aus dem Hintergrund ist zu vernehmen, dass wir bereits die Engel singen hören würden.
Lieder scheinbar aus den Neunzigerjahren stammend oder hochaktuell, denn solche Lieder waren und sind regelrecht zeitlos. Zahlreichen Songs aus diesen Jahren kann der Zahn der Zeit bis heute nichts anhaben – und LAST CRACK erschaffen weitere für ein scheinbar unendlich gehendes Zeitalter. ´Three Ghosts´ heult durch die Dekaden der Vergangenheit hindurch, ´Sensei´ ist ein Brummer, der um Züchtigung winselt. ´Icicle´ flirrt solange durch das Universum, bis sich niemand mehr halten kann, ´Passenger´ stößt uns einfach aus demselben und wir rufen dabei auch noch, dass man uns einfach schubsen, ja, weiter schubsen soll. Da fruchtet die zugedröhnte Atmosphäre des sich leicht gewaltsam entfaltenden ´Blame´ geradewegs zur richtigen Zeit. Halluzinogene Gitarrenschwaden aus den Händen von Paul Schluter und Don Bakken erhöhen ´Discipline´ und lassen uns im Rausch des finalen ´Bullet Train´ zurück.
Wer von LAST CRACK bislang keinen Ton vernommen hat, sich gleichwohl eine Stunde Musik vorstellen kann, die einen abgefahrenen Sumpf der Beglückung und Leidenschaft irgendwo auf den Nebenstraßen zwischen LED ZEPPELIN und SOUNDGARDEN bereithält, muss einsteigen.
(8,5 Punkte)