NERVOSA, WARPATH

Jürgen Tschamler8. Juli 2019

~ 07. Juli 2019, 7er Club Mannheim ~

War das brasilianische All-Female-Thrash-Trio NERVOSA erst Ende April/Anfang Mai diesen Jahres in Deutschland unterwegs, ackern sie sich jetzt schon wieder durch die deutschen Clubs.

Sonntagabend und dazu eine Konkurrenzveranstaltung am anderen Ende der Stadt, dennoch finden sich mehr Thrash-Fans als erwartet vor der Außenbühne des 7er Clubs ein, um sich das auslaufende Wochenende mit einer soliden Dosis Thrash Metal zu versüßen. Summertime heißt im 7er Club die Bands spielen im Außenbereich des Clubs. Gegenüber letztem Jahr hat man wohl die PA aufgerüstet. Der Sound ist megafett und dementsprechend auch laut.

Als Opener haben die brasilianischen Ladies die Hamburger WARPATH mit auf Tour genommen. Da ich fast 20 Minuten zu spät im 7er aufschlage, verpasse ich somit fast die Hälfte des Auftritts. Die Band müht sich, aber die Resonanzen halten sich in Grenzen. Die Anwesenden werden immer dann munter, wenn die Band das Tempo massiv anzieht. Stilistisch mixen WARPATH ja zähe, teils halbdoomige Passagen mit Thrash Metal-Attacken. Tendenziell kann man die Mucke Richtung CARNIVORE schieben, nur dass man eben deren Klasse lange nicht erreicht.

Dass nach der Reunion 2014 nur noch Sänger Dirk „Dicker“ Weiss von den Ur-WARPATH dabei ist, hat auch so ein G`schmäckle. Mit `God Is Dead` vom 2017er Album `Bullets For A Desert Session` beenden sie den Auftritt. Der Song beweist ganz eindringlich, dass sie massenhaft CARNIVORE-Einflüsse in ihrem Stil haben. Mit dem Track hat man unverkennbar versucht, die legendären CARNIVORE zu imitieren. Von dem, was ich gesehen bzw. gehört habe, das Highlight des Auftritts. Passabler Auftritt.

Das ist jetzt über die letzten zwei Jahre hinweg der fünfte oder sechste NERVOSA-Auftritt, den ich sehe, und ich muss sagen, es war einer der schwächeren. Erst dachte ich, Gitarristin Prika Amaral wäre am Anfang einer Schwangerschaft, musste mir aber zugestehen, dass sie dann sicher nicht touren würde. Hm.

Das Trio steigt gleich voll ein, mit zwei Titeln vom aktuellen Album `Downfall Of Mankind`, welches auch das Tourmotto darstellt. `Horrodome` und `…And Justice For Whom?` prügelt man in einem irren Tempo runter. Gerade die Blastbeat-artigen Passagen klingen dabei sehr eindimensional. Man hört während des Auftritts ganz genau, welche Songs vom letzten Album stammen und welche von den beiden Vorgängern. Die Tracks der beiden Vorgängeralben sind deutlich old-schooliger und weniger rasend. Was die Sache doch, zumindest für meine Ohren, deutlich wohlklingender macht.

Dass Sängerin und Bassistin Fernanda Lira die ganze Aufmerksamkeit zu Teil wird, ist nicht neu. Geiles Posing, verzerrtes Gesicht, schlicht wilde Attitüde. Prika ist zwar etwas lockerer an diesem Abend, aber doch sehr auf ihr Gitarrenspiel konzentriert. Hammer ist eigentlich Drummerin Luana Dametto, die mit einer Power die Mädels vor sich hertreibt, dass einem manchmal die Spucke wegbleibt. Dieses kleine, zierliche Persönchen liefert beeindruckend. Die Pausen zwischen den Songs sind manchmal etwas peinlich, denn vom Publikum kommt kein Laut. Das fällt selbst Fernanda auf, die mal kurz fragt, ob noch alle da wären und leben.

60 Minuten lang fliegt einem der recht simple Thrash Metal der Mädels um die Ohren. Höhepunkte? Schwer zu sagen. Das neuere Material jedenfalls nicht. Eher Tracks wie `Time Of Death`, `Into The Moshpit` oder `Guerra Santa`. Dass der größte Teil des Sets Material des aktuellen Albums darstellt, ist da eher selbstredend. Dafür touren die Mädels ja.