ATOMIC SUMMER FREEZE-Festival
~ 15. Juni 2019, JuHa Klause, Rottenburg am Neckar ~
Alle Jahre wieder im Vorfeld des (WITH) FULL FORCE-Festivals, veranstaltet die METALNIGHT TÜBINGEN (s.a. Facebook) eine WarmUp-Party – und dabei wird ordentlich geklotzt und nicht gekleckert. Will heißen, die Jungs und Mädels rund um den hauptverantwortlichen Macher Uwe Frank, geben sich nicht mit einer kleinen Feier oder einem Gig zufrieden. Nein, hier muss es schon ein ganzes Festival sein!
Dieses Jahr unter dem Banner ATOMIC SUMMER FREEZE firmierend, hat der Veranstalter gleich sechs, mehr oder minder bekannte, Formationen ins beschauliche Rottenburg geladen, welche die ganze Bandbreite härterer Klänge gekonnt abdecken…
BURN DOWN EDEN
Den Anfang machen die, extra für diesen Gig aus der Hauptstadt Berlin angereisten, Melodic-Death-Metaller von BURN DOWN EDEN, die bedauerlicherweise die Nachteile des Opener-Daseins auf bitterste Art und Weise zu spüren bekommen. Gerade mal rund 20 bis 30 Nasen tummeln sich im schmucken Jugendhaus, was dem Fünfer allerdings egal zu sein scheint. Die Jungs feuern ihre melodiösen Death Metal-Salven, im Stile von Bands wie früheren GOD DETHRONED oder aktuelleren Melo-Deathern der Marke CHAPEL OF DISEASE, ohne Rücksicht auf Verluste ins Weite rund. Und dabei gibt das Quintett eine verdammt gute Figur ab und brilliert auf einem technisch sehr hohen Niveau, inklusive sehr harmonischer Gitarren-Arrangements. Hut ab, meine Herren, einen besseren Einstieg hätte man sich an diesem Abend nicht wünschen können. Witziges Schmankerl am Rande, dass Sangesakrobat Pether zwischen den einzelnen Titeln immer vergeblich nach den Bierpausen auf der Setlist sucht, haha…
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BRLABL
Was allerdings folgt, ist so schwer in Worte zu fassen, wie der Bandname BRLABL auszusprechen (nicht zu verwechseln mit den genialen PRKLZ – Mann oh Mann, was sind denn das für abgefahrene Bandnamen? 😉 ). Das bereits seit 2013 bestehende Quartett aus dem fränkischen Raum war von den Musikern (die allesamt zudem noch in mehreren anderen Bands zocken) ursprünglich nur als Side-Projekt angedacht, um nicht alltägliche Ideen und Experimente in Worte und Musik fassen zu können. Was dabei herausgekommen ist, präsentieren uns die aus der Nähe von Nürnberg stammenden Jungs an diesem Abend in all seiner Brutalität, Vielfalt und Eigenständigkeit. Grob umschrieben würde ich den Sound als einen Bastard aus Death-Core, Sludge und Stoner-Rock bezeichnen, der immer wieder Parallelen zu den Endzeitstimmungen von NEUROSIS und VOIVOD aufblitzen lässt. Und dazu diese unglaubliche Show von Frontmann Roman, der gefühlt die Hälfte des Auftritts entweder auf Knien oder auf dem Boden liegend und wild tobend absolviert. Über Allem aber thront der ultrabrutale Mix aus hysterisch, wahnwitzigem Gekreische und absolut bösartigsten, tiefsten Growls, der diesen Auftritt zu etwas Einzigartigem und ganz Besonderem macht. Mehr “Aggro” geht nicht! Aber dass man die apokalyptische Mucke und aggressive Darbietung nicht allzu bierernst nehmen und mit einem Augenzwinkern verstehen sollte, beweisen Songtitel wie ´Blabla´, ´Letter From The Antichrist´ oder Í Want My´. Diese unfassbar intensiven, gut 45 Minuten verdienen nicht nur Respekt, sondern das Prädikat: BESONDERS WERTVOLL!!!
HEREZA
Nach einer kurzen (wie im Übrigen zwischen allen Auftritten) Umbaupause und zu etwas fortgeschrittener Stunde, füllt sich das JuHa mehr und mehr, was nicht nur den Veranstalter, sondern auch das Stuttgarter Death Metal-Batallion HEREZA sehr erfreut. Dementsprechend motiviert legt der Fünfer dann auch gleich los wie die Feuerwehr und bollert, neben Songs seines aktuellen Albums ´Death Metal Drunks´, auch Stücke älteren Datums stilecht und in heftigster Death Metal-Manier unters Volk. Obwohl, “Death and Roll” wäre hierfür wohl die bessere Stilumschreibung, reichern HEREZA ihr Todesblei doch mit einem gehörigen Schuss MOTÖRHEAD an, was anhand der Reaktionen des Publikums auch sehr zu munden scheint. Gute, abgeklärte und routinierte Show. Weshalb Sänger Ivan in einem kleinen, dunklen Club allerdings eine Sonnenbrille trägt, wird mir wohl auf ewig verborgen bleiben… oder hat das was mit “Atittüde” zu tun?!? “I wear my sunglasses at night, blablabla…”!!!
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COCKROACH
Die ebenfalls aus der Baden-Württembergischen Haupstadt Stuttgart stammenden COCKROACH läuten an diesem Abend den ersten musikalischen Wandel ein. Nach reichlich “Todesmetall” gibt es jetzt filigranen old school Thrash Metal auf die Ohren. Auffallend im Vergleich zu den bisher gesehenen Bands, dass etwas hüftsteife Auftreten, da Frontmann Frank Geue zusätzlich auch noch die Gitarre bedient, was leider etwas auf Kosten des Stageactings geht. Dafür entschädigen allerdings tolle Guitar-Leads, Stakkato-mäßiges Riffing und ein wirklich cooler Gesang, der diese Bezeichnung auch voll und ganz verdient. Kein Wunder aber, thrasht sich das Quartett doch bereits seit über einem viertel Jahrhundert mehr oder minder erfolgreich durch den nationalen Underground und kann neben einigen Veröffentlichungen, somit auch massig Erfahrung auf seinem Guthabenkonto verbuchen. Das hört und sieht man auch zu jeder Sekunde, zaubern die vier Schwaben doch einen soliden und sehr professionellen Gig aufs Parkett, der kaum Wünsche offen lässt.
VEX
Das “Zeiteisen” steuert gegen 23.30 Uhr mittlerweile Richtung Geisterstunde, als die aus Hausach im Schwarzwald kommenden VEX die Bretter, die die Welt bedeuten, entern. Und hier kommt es erneut zu einem musikalischen Wechsel, haben VEX mit ihrem Groove-Core mit deftiger Punk Rock-Schlagseite, doch so fast gar nix mit Metal am Hut. Aber hey, die Hüpfdohlen im Publikum freuts, gehen die ersten Reihen doch mit Pogo-Tänzen erstmals so richtig ab – allerdings auch erst nach mehrmaliger Aufforderung der Band. Musikalisch zwar nicht unbedingt meine persönliche “cup of tea”, doch auch ich ertappe mich ab und an, wie ich mit einem breiten Grinsen im Gesicht und mitwippenden Beinen den Auftritt durchaus genieße. Macht richtig Spaß und verdient auf der “Fun-Skala” zehn fette Punkte.
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GRIMGOD
Jaaa, da lacht mein Metal-, Rock ‘n’ Roll- und Stoner-Rock geschwängertes Herz, als die Erfurter-Knaben von GRIMGOD weit nach Mitternacht endlich die Bühne betreten. Leider haben sich die Zuschauerreihen schon etwas gelichtet, und so sind zu später Stund’ nur noch geschätzte 50 Rotz ‘n’ Roller am Start. Doch scheißegal, GRIMGOD atmen förmlich den echten Rock ‘n’ Roll-Spirit von Lemmy, MOTÖRHEAD und Konsorten, und so wird, egal ob vor zwei oder 2000 Leuten, mit unglaublicher Spielfreude und ohne Abstriche eine Hymne nach der Anderen abgefeuert, was der noch anwesende, hartgesottene Haufen an Fans auch mit reichlich Applaus belohnt. Schlagwerker Richy Wilkinson hält mit gezielt eingestreuten Doublebass-Einsätzen die Maschinerie von GRIMGOD ganz geschickt am Laufen und bildet mit Viersaiter Kenneth Maxwell ein kongeniales Rhythmus-Duo, das den schweren Sound des Trios eindrucksvoll zementiert und Leadsänger und Gitarrist Jax Warner den idealen Freiraum für seine rotzigen Klampfenklänge und Rock ‘n’ Roll-Messages ebnet. Wow, so darf, soll und MUSS eine echte Rotz ‘n’ Roll-Breitseite klingen – “right in your face” eben! Mit einem geilen Querschnitt aus ihren bisherigen Veröffentlichungen ´Master´ und ´Beast´, rocken, rollen und rotzen sich GRIMGOD gekonnt durch ihr Programm und entlassen ein durch und durch begeistertes Publikum in die regnerische Nacht und haben wirklich (hoffentlich nicht nur bei mir) einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Wahrlich, ein würdiger Headliner!!!
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Ein dickes Lob geht zunächst einmal an alle beteiligten Bands, die trotz des etwas spärlichen Besucherandrangs wirklich ALLES gegeben und durch herausragende Spielfreude zu glänzen wussten. Das verdient Respekt!
Abschließend und zusammenfassend blicke ich auf ein tolles, sehr gut organisiertes und fanfreudliches Festival zurück, das unbedingt nach einer Fortsetzung schreit. Besonders hervorzuheben wäre da noch die exzellente Soundqualität, die alle sechs Auftritte zu einem gleichermaßen starken und sympathischen Live-Erlebnis machte – ein Hoch auf die Soundtüftler!!!
Einzigstes Manko: Ein Jugendhaus, das kein alkoholfreies Bier anbietet geht echt gar nicht 😉 …
Photo-Credit: Dennis Bartel (jeweils vor) / Uwe Frank (jeweils nach Bandtext)