MELECHESH & VORGA
04.06.2019, Slow Club Freiburg
Heiß, heisser, MELECHESH!
Ein kleiner Kellerclub am bisher wärmsten Tag des Jahres, das ist selbst dem nach Deutschland exilierten Wüstensohn Ashmedi zuviel: „I can’t stand these crazy hot German summers!“ beschwert er sich humorig beim Aufwärmgig (Sic!) von MELECHESH in Freiburgs Slow Club. Obwohl erst zehn Tage zuvor angekündigt, ist es an einem Dienstagabend rappelvoll. Die Band hat sich mit einem neuen Gitarristen verstärkt, am Vortag zum ersten Mal mit ihm geprobt, und heute steht er schon mit dem Multikulti-Ensemble auf der Bühne, um danach diverse Festivalgigs zusammen zu spielen.
Aufgeheizt wurde das Publikum jedoch schon zuvor von den Neon Black Metallern und Überfliegern VORGA aus Karlsruhe, die ich endlich mal live erleben durfte! Aber alles der Reihe nach…
Zuerst einmal freut sich der Veranstalter mindestens genauso über die volle Hütte wie über die beiden Bands, deren Mitglieder buntgemischt jeweils aus völlig diversen Herkunftsländern stammen, dann gibt er den Vorhang frei für VORGA!
Das mit dem Neon-BM war natürlich ein Scherz, wobei ich mir ein solches Genre sehr gut vorstellen könnte. Die Karlsruher hatten jedoch die pfiffige Idee, ein bisschen mit Schwarzlicht und fluoreszierenden Farben zu spielen, das Corpsepaint zerfließt jedoch unter den hier herrschenden Temperaturen ziemlich schnell. Die Idee kommt trotzdem super rüber, gerade die verschiedenfarbigen Lampen an den Axthälsen machen einiges her. Aber eigentlich geht es ja um Musik!
VORGAs erste Veröffentlichung ´Radiant Gloom´ schlug zu Jahresbeginn auch bei uns kometengleich ein, ihr kühler kosmischer, sowohl technischer wie auch extrem groovender Black Metal mit Thrash- und Death-Kante könnte etwas Erfrischung in den Abend bringen, doch die Fans gehen sofort mit und die Temperatur im noch kühlen Keller beginnt schon während des Openers ´The Black Age´ zu steigen.
Das neonstrahlende Quartett spielt die EP komplett durch und nimmt uns dabei mit auf eine Sternenreise der härteren Art. Sänger und Basser Пешо faucht drachenartig unter seiner Halbmaske hervor, und Volker und Atlas an seinen Seiten legen den edlen und anspruchsvollen Riffteppich darunter. Jervas verdrischt dazu seine Drums in Warpgeschwindigkeit, doch mit erstaunlicher Akkuratesse. Das geht in Beine und Genick, hier freut sich der Schwarzwurzler genauso wie der Thrasher, und kommt in Bewegung!
Drei bisher unveröffentlichte Songs, die das Konzept der ersten Scheibe perfekt fortführen, lassen auf genauso viel Freude mit der für den Herbst geplanten neuen EP hoffen.
Mit diesem Gig wurde auf jeden Fall ein fettes Ausrufezeichen gesetzt! Wer so richtig gepflegt auf einen modernen, anspruchsvollen Extremmetal-Stilmix abschädeln will, sollte VORGA nicht verpassen! Und ich laufe nun mit einem wunderbaren Mondphasenshirt für die Jungs Reklame…
Setlist VORGA:
The Black Age
Agil
Divine
Hunger
Silver Tongue
Stars
The Calling Void
Was soll eine Band noch falsch machen, die gleich mit meinem Lieblingssong einsteigt? Trotz ihres großen Backkatalogs ist für mich bei MELECHESH kein besserer Opener als ´Ghouls Of Nineveh´ vorstellbar. Und so wie ich denken offensichtlich die meisten hier im Sauna-Dungeon, Haupthaar rotiert gleich nach den ersten Tönen genauso wie Halswirbelsäulen, und die Stimmung im Club wird endgültig völlig losgelöst. Klar, hier sind heute Die-Hard-Fans vor Ort, die Songs der letzten drei E-Alben (´Emissaries´ – ´The Epigenesis´ – ´Enki´) machen den Hauptteil des Sets aus, man geht jedoch mit ´Triangular Tattvic Fire´auch 16 Jahre zurück bis zu ´Sphynx´.
Natürlich sind die erstaunlich zahlreich vertretenen Damen und auch die Herren textsicher und singen zumindest die Refrains regelmäßig mit, der sumerisch-folkige Rhythmus der Musik geht ins Blut und überall wird nur getanzt und gebangt. Orientalische Ekstase! Ein blackthrashiges Groovemonster folgt auf das nächste und keinem fällt so richtig auf, dass dies die rundum gelungene Feuertaufe des brandneuen Rhythmusgitarristen ist.
Die Stimmung ist durch Ashmedis launige Ansagen sehr familiär, was durch die Enge noch gefördert wird, manchmal muss man Bass- oder Gitarrenhälsen ausweichen, wenn die Jungs sich weit nach vorne beugen, denn auch auf der Bühne ist mächtig Party angesagt! Allerorten fliegen die Haare, bei Simon hinterm Schlagzeug manchmal genauso wie die Stöcke, und Bassist Scorpios kann seine Wut nicht nur an den Saiten, sondern auch am Mikro rauslassen.
Doch der Bandchef behält stets den Überblick und führt souverän durch das vielseitige und hochdynamische Set. Ein Speed-Kracher folgt auf den nächsten – ´Tempest Temper Enlil Enraged´, ´Grand Gathas Of Baal Sin´, ´Deluge Of Delusional Dreams´, Klamotten und Haarpracht kleben an schweißnassen Leibern. Die Band spielt sich so richtig in Rage, man hat den Eindruck, dass sie froh sind, endlich wieder zusammen auf der Minibühne zu stehen, und außerdem total heiß auf die anstehenden Festivalauftritte. Mit ´Rebirth Of The Nemesis´ wird schließlich nochmal so richtig die Highspeed-Keule herausgeholt, und dann ist Schluss.
Doch nicht mit uns! Ashmedi muss noch ein bisschen auf das ersehnte erste Bier des Abends warten. Als Zugabe gibt es einen kurzen Eindruck eines neuen Songs, denn nach vier Jahren kommt endlich mal wieder neues Material aus dem Mittleren Osten! Nach langem Applaus verabschieden wir uns glücklich und geschafft in die laue Freiburger Sommernacht. So könnte es jeden Dienstagabend sein!
Setlist MELECHESH:
Ghouls of Nineveh
Tempest Temper Enlil Enraged
Ladders To Sumeria
Grand Gathas Of Baal Sin
Deluge Of Delusional Dreams
Multiple Truths
Defeating The Giants
Triangular Tattvic Fire
Rebirth Of The Nemesis
Encore: Snippet of new song