INEZ – Now
~ 2019 (Czar Of Crickets Productions) – Stil: Americana ~
Das Überraschungsmoment liegt auf der Seite von INEZ. Die 28-jährige Musikerin, nahe Basel geboren, verbrachte zuletzt ihre Tage in Tucson, Arizona, um mit Gabriel Sullivan (GIANT SAND, XIXA) an ihrem dritten Solo-Streich zu werkeln.
Den Sänger und Gitarristen hatte sie zufällig auf dessen Tournee durch die Schweiz kennengelernt. Gemeinsam entwarfen sie einen Sound, der von Ines Brodbeck nicht zu erwarten war. Die Sängerin lebt auf ´Now´ ihre Stimme vollends im Americana-Sound aus. Unterstützung gewährten bei der Entstehung zudem Winston Watson (XIXA, Bob Dylan) sowie die von CALEXICO her bekannten Ryan Alfred, Connor Gallaher und Craig Schumacher.
Drei Kompositionen singt die Tochter eines Kubaners sogar auf Spanisch. Insbesondere der Opener ´Hoy´, mit seinem vibrierenden Zungenschnalzen, besitzt das gewisse Etwas, das einst auch Emiliana Torrinis ´Jungle Drum´ aus der Masse herausstechen ließ. Nicht ganz so Ohrwurm-verdächtig, aber zur Einstimmung perfekt geeignet.
Erst im späteren Verlauf gewährt sie in ´Verano´ und ´Guajiro Negro´ der englischen Sprache nochmals nicht den Vorzug. Wenn Gabriel Sullivan bei letztgenanntem Song in der Dunkelheit sinniert und sie dazu einen fröhlichen Tanz anstimmt, wacht die Wüste aus der Nacht auf. Denn Songs wie ´In A Minute´ sind waschechte Americana-Songs im Western-Look. Wird die Mundharmonika im Desert-Sound ausgepackt, durchweht ein ´Man From War´ sogar ein Hauch von Frankreich. Ein Highlight neben dem düster schwingenden ´Prophet´, in dem die Männer den starken Background-Gesang anstimmen. Zur Modifikation tauchen in ´Rising Sun´ gar Electro-Einschübe auf, ehe wuchtige Percussions ´Nothing To Do With You´ nochmals in den Vordergrund drängen.
´Now´ zeigt sich als spannende Reise in der Dämmerung durch den Wüstensand, die ihren Ausgangspunkt für weite und ausgefallene, stille und abgelegene Landstriche längst hinter sich gelassen hat, und am beklemmendsten auf den Schritten zum Treibsand ist.
(8 Punkte)