Livehaftig

THE NEW WAVE OF HEAVY METAL with VISIGOTH, SAVAGE MESSIAH, BEWITCHER, RESISTANCE, OLD MOTHER HELL

 ~ 30. Mai 2019, MS Connexion Complex, Mannheim ~


Vatertag, und im MS Connexion Complex in Mannheim läuft ab 18 Uhr ein Metal-Event der Extraklasse an. Fünf Bands aus der Nachwuchsliga geben sich unter dem Motto „The New Wave Of Heavy Metal“ die Ehre und werden an diesem Abend die Hallen-Atmosphäre mit Metal-Hymnen zum Glühen bringen.

Die Lokalmatadoren OLD MOTHER HELL eröffnen minutengenau den Abend und zeigen gleich wo der Hammer hängt. Auf das Trio kann man sich verlassen. Groove, Leidenschaft und große Riffs gehen hier Hand in Hand. Die Anwesenden wissen das deutlich zu schätzen und feuern die Band von der ersten Minute massiv an. Knapp 35 Minuten und fünf Songs später hat man perfekt vorgeglüht. Fans wie Bands wissen sich zu schätzen und OLD MOTHER HELL haben sich hier jede Menge neuer Fans erspielt.

Als nächstes gehen RESISTANCE auf die Bühne. Die Jungs aus L.A. sind gerade eine Tag zuvor in Deutschland gelandet und sehen irgendwie noch etwas mitgenommen aus. Als wenn dies ein Umstand wäre nicht 100%ig zu liefern. Das Quintett hat auf seinen bisher drei Alben nicht wirklich überzeugen können. Gutes Material, aber der letzte Kick fehlte. Live ist das eine ganz andere Kiste. Obwohl der Sound höllisch laut wird, im Vergleich zu OLD MOTHER HELL, ist er dennoch transparent und sauber ausgesteuert. Der Mix aus schnellem Heavy Metal mit Thrash- sowie Power Metal-Elementen geht gut ab.

Sänger Robert Hett, mit seinem auffälligen Outfit und stark tätowierten Bauch, ist stimmlich große Klasse. Die Jungs machen auf der Bühne echt Alarm. Dass wohl nur eine handvoll Anwesende die Band bisher kennt, ist nicht auszuschließen, aber man hat die Banger schnell im Griff und liefert souverän.  Hett ist ein guter Fronter und kommt mit seiner Stimme auch in Höhen, die eher überraschen. Sein Entertainmentfaktor ist ebenfalls beachtlich und mit der Sonnenbrille kommt auch eine gewisse Großkotzigkeit rüber, im positiven Sinne.

Songs wie `Metal Machine`, `Hold The Line`, `Rise And Defend` sowie das setbeschließende `Hail To The Horns` überzeugen live deutlich mehr als auf CD. Mit `Metallium` wurde sogar ein Song vom nächsten Album geliefert. Kurzum, RESISTANCE haben makellos geliefert, bis auf die Lautstärke klasse Auftritt.

Wenn RESISTANCE die klassische Metalkeule verteilt haben, sind BEWITCHER das krasse Gegenteil. Der Fremdkörper im abendlichen Programm, die Filigranverächter, der Panzer unter den Bands dieses Billings. Das Trio kennt nur eine Devise: Full Speed or no Speed. Speed Metal Punk in etwa gleichzusetzen mit MIDNIGHT. Man hat das Gefühl, die Amis spielen 40 Minutenlang immer wieder den gleichen Song.

Da ist es egal, wie die Tracks im Einzelnen heißen. Dennoch einige Songnamen fürs Protokoll, die runtergeprügelt wurden: `Black Speed Delirium`, `Speed `Til You Bleed`, `Hexenkrieg`, `Too Fast For the Flames`, `Rome Is On Fire`…. Takt, Rhythmus, Geschwindigkeit sind ein gleichbleibender Dauerzustand im musikalischen Universum des Trios. Da bleibt die Kauleiste unten, die Power ist enorm.

Mein erstes Mal in Sachen BEWITCHER, aber sicher nicht das letzte Mal. Dazu sind die Jungs zu geil, zu schnell, zu geradlinig in Sachen Power. Das macht einfach Spaß. Scheiß auf das viele Bier, das man dabei verschüttet. Was für ein Inferno!

Dagegen klingen die folgenden SAVAGE MESSIAH wie eine Schulkapelle auf dem Abschlussball. Gerade haben die Briten mit `Demons´ ein neues Album geliefert. Voller Elan und mit mächtig Spielfreude will man gegen BEWITCHERs Inferno angehen. Was aber nur bedingt gelingt. Zwar ist das Stageacting sowie der mehrstimmige Gesang gut und ein echter Kontrast zu den bisherigen Bands, aber dennoch klingt alles etwas zu alltäglich.

Sänger und Gitarrist Dave Silver hat ein gutes Organ und weiß dieses geschickt einzusetzen. Was das Keyboard allerdings soll, welches komplett untergeht im Sound, bis auf 2-3 kleine Einlagen während des gesamten Auftrittes, kann man nicht wirklich nachvollziehen. Der Auftritt ist im Vergleich zu den drei vorherigen Bands recht lang und bei den Fans ist eine gewisse Abwanderung ins Freie nicht zu übersehen. Netter Auftritt ohne wirkliche Höhepunkte.

Dass VISIGOTH die Headliner Position an diesem Abend zurecht haben, zeigt sich von der ersten Minute an. Die Fans sind komplett aus dem Häuschen, die Fäuste in der Luft nicht zählbar und die Textsicherheit enorm. VISIGOTH liefern aber auch kompromisslos.

Der vorgelegte Gitarrenteppich wird von Sänger Jake Rogers sozusagen als Surfwelle benutzt und dadurch treibt er die Instrumentalfraktion fast schon vor sich her. Dass man mal den Text kurzfristig vergisst, kann schon mal passieren, dass das Publikum aber umgehend einspringt, verblüfft selbst Rogers, der dies mit einem Grinsen quittiert. So unscheinbar Basser Matt Brotherton wirkt, auf der Bühne lebt er allem Anschein sein zweites Ego aus. Posen, posen, posen ist die Devise.

Man rödelt sich durch seine bisher kurze Diskografie und dabei kommen Stück wie `Warrior Queen`, `Fireseeker`(von der gerade veröffentlichten 7 inch `Bells Of Awakening`),  Hammerforged`, `Steel And Silver` zum Zuge. Die Fans sind, wie schon erwähnt, unheimlich textsicher, was dem Auftritt einige magische Moment schenkt.

Als Zugaben hauen sie `Traitor`s Gate` sowie das hymnische `Iron Brotherhood` raus. VISIGOTH haben ein weiteres Mal bewiesen, dass sie zur Speerspitze der jungen Metalbands mit puristischem Stil gehören und mit hymnisch-epischen Kompositionen die Szene aufmischen. Exzellenter Auftritt.

Ein gelungener, langer Abend mit fünf großartigen neuen Bands, die zeigen, traditioneller Metal ist zukunftsfähig und auch das Konzept dieses Abends ist in einer Location wie dieser zukunftsfähig, bei der man auch mal draußen ein Bier trinken und Steak bzw. Burger essen kann, ohne dass einem die Ohren blutig geschossen werden.


(Photos: Jürgen Tschamler )

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