ALBERT BELL’S SACRO SANCTUS – Liber III: Codex Templarum
~ 2018 (Metal On Metal Records) – Stil: Obskur Epic Metal ~
MANILLA ROADs Mark Shelton (RIP) hat vor Jahren mal erzählt, dass Bryan Patrick, der Hellroadie, den Gesang übernommen hat, weil er sich irgendwann die Stimmbänder zerlegt hatte. Entsprechend heiser klang das dann live auch, wenn er sich mal getraut hat. Bei der neuen SACRO SANCTUS von FORSAKEN-/NOMAD SON-Mastermind Albert Bell muss ich genau daran denken, erinnern mich seine stimmlichen Darbietungen auf dem Album doch genau an Mark Shelton live in den letzten Jahren. Heiser, rau und dumpf unter der instrumentalen Oberfläche grummelnd. Ein wenig mehr gegrowlt als gesungen betört mich die Stimme allerdings sofort. Das leichte Knurren, welches in den helleren Momenten die derberen Lemmy Momente aufleben lässt, verstärkt das wohlige Gefühl sogar noch. Hätte Albert mal seinen FORSAKEN-Sidekick Leo Stivala rangelassen, der hätte die Epik des Albums mit seinem heroischen Gesang noch mehr hervorstechen lassen, aber so wie es ist, gefällt es mir ob der obskuren Atmosphäre.
SACRO SANCTUS habe ich bereits mit älteren Werken in der Sammlung. ´Deus Vault´ von 2014 und ´Ad Aeternum´ von 2016, tja, ´Liber III: Codex Templarum´ ist von 2018 und ihr drittes Werk. Albert und seine Männer führen hier fort, was sie mit den beiden Vorgängern begonnen haben. Epic Heavy Metal wird mit einer gewissen stumpfen Wucht angereichert und das rockt ungemein. Doom kommt als Zutat hinzu und sogar ein wenig rockiger Heavy Metal mit NWoBHM-Spirit. Auch rockender Düstermetal aus den frühen 90ern hat sich hier eingeschlichen, der Epic Metal bleibt aber Hauptbestandteil. Soundtechnisch ist die Platte bestens aufgemacht. Fett, aber transparent und lebendig vom Klang her, fühlt sich jedes Instrument auch echt gespielt an. Das Schlagzeug klingt, man hört jeden Beckenschlag. Die Gitarren walzen und brodeln, sägen und singen. Geübte Ohren können sogar den Amp ermitteln.
SACRO SANCTUS schenken uns tolle, allerdings spröde Hymnen, die sich unter der rohen Oberfläche einer jeden Komposition dem Hörer nach und nach offenbaren, wenn er sich denn darauf einlassen mag. Aber wer obskur – okkulten Epic Metal liebt, der wird ohnehin mehr Geduld mit sich bringen, als der gemeine Mainstreamkuschelrocker, für den die neuesten HAMMERFALL-Platten gerade fluffig genug sind. Lässt man sich auf die boshafte Stimme von Albert und die packenden Riffs ein, so zieht einen die Musik sehr rasch in eine andere Welt hinein, erfüllt mit mystischen Gestalten und einem eigenartigen Leben voller Magie. Wie so manch britische Band, könnte auch SACRO SANCTUS die musikalische Umsetzung von H.P Lovecrafts Horrorwelten sein, wo unnennbare Schrecken aus den verdorbensten Abgründen kriechen und sich an den verwesenden Kadavern unserer Seelen laben.
Die Malteser sind nun im wahren Leben liebenswerte Frohnaturen, zaubern jedoch eine Musik voller Dunkelheit, die frei von jedem Kitsch einen erzählerischen, daher also epischen Ausdruck besitzt. Ganz neu sind die Tonfolgen nicht, aber die alten Sagen und Geschichten, die von den ältesten Greisen an gebannt lauschende Kinder weitergegeben werden, laufen auch immer wieder auf die gleichen Hintergründe hinaus. Und wer kann als Epic- / Doom- / Obskurmetal-Fan solchen eindringlichen Soli und Akkordfolgen widerstehen? Niemand kann das, niemand will das.
Schwer zu sagen, für wen genau SACRO SANCTUS hier aufmucken, aber der nichtknüppelige 80er Blackmetal von MASTER’S HAMMER und ROOT, die tschechischen Extrem Epic Metaller DRAKAR und neue Bands wie MALOKARPATAN aus der Slowakei bedienen ein ähnliches Publikum. Obskur, heavy und episch. Top Album. Metal On Metal Records haben wieder hervorragenden Geschmack bewiesen.
(9 Punkte)