ELECTRIC CITIZEN
~ 23.05.2019, Alte Hackerei, Karlsruhe ~
Vor drei Jahren, zur Veröffentlichung ihres zweiten Albums `Higher Time`, waren ELECTRIC CITIZEN mit WOLFMOTHER auf Europatour und spielten in ausverkauften, recht großen Hallen. Nun ist die Band aus Cincinnati wieder im Lande und spielt zum Teil in den kleinsten Clubs des Landes.
Die Truppe um Sänger Laura Dolan hat vor ein paar Monaten ihren dritten Longplayer, `Helltown`, veröffentlicht, auf dem sich die Band musikalisch etwas verändert präsentiert. Dennoch zählen ELECTRIC CITIZEN aus meiner bescheidenen Sicht doch zu den besten Bands des klassischen Hard Rock/Metal Genres mit Retro-Rock Komponente, gerade durch die sehr eigenwillige Stimme von Laura Dolan.
Ohne Vorband gehen die Amis auf die Bühne und präsentieren sich im neuen Line-up. Originalbasser Nick Vogelpohl ist wieder in der Band und an den Keys ist eine weitere Lady präsent, die allerdings während der kommenden knapp 50 Minuten weitgehend im Hintergrund agiert. Keyboards sind bei ELECTRIC CITIZEN eher zur Untermalung im Sound, als ein dominantes Instrument. Knapp die Hälfte des Gigs besteht aus neuen Songs vom aktuellen Album `Helltown` und wirken so viel härter und energischer als auf dem Album. Das macht die Songs deutlich sympathischer, muss ich gestehen.
Mit `Beggars Need` und `Magnetic Man` vom 2014er Debüt `Sateen` steigt man souverän ein. Die Band klingt arschtight und heavy. Dolans Gesang hat diesen leichten Hall in der Stimme, was den Gesamtsound deutlich nach vorne bringt. Ross Dolan macht an einer Gitarre einen auf Slash. Während des Gigs ist der Kopf durchweg nach vorne geneigt und man sieht nur Haare. Dafür sind die Riffs treffsicher.
Basser Nick wirkt eher passiv, ebenso wie erwähnte Keyboarderin. Aktivposten ganz klar Sängerin Laura Dolan, die bangt, die kleine Bühne bewegungstechnisch gut ausnutzt. Drummer Nate Wagner gibt alles und drischt vorbildlich auf sein Drumkit ein, da macht das Zuschauen Spaß.
Die Ansagen sind spärlich, man liefert Song auf Song. Highlights sind für mich `Ghost Of Me`, `Higher Time` sowie `Light Years Beyond`. Bei den älteren Stücken kommen für die Headbanger die SABBATH-Riffs und -Rhythmen voll durch. Schöner Abriss.
45 Minuten später ist alles rum. Die Truppe kommt für einen Zugabe, `Father Time`, noch einmal raus und das war es dann.
Der Auftritt wirkt wie ein Blitzkrieg. Rein, spielen, raus. Kurz und schmerzlos. Aber Spaß hat es trotzdem gemacht. Drei bis vier Songs mehr wären sicher drin gewesen und hätten den Gig nicht so abrupt beendet. Ökologisch gesehen sind solche kurzen Auftritte, selbst auf einer Tour, eigentlich nicht vertretbar bzw. Wahnsinn. CO2-Aktivisten müssten da eigentlich Amok laufen. Musste jetzt sein.
Fotos: Jürgen Tschamler