Vor gut 25 Jahren führte Kollege Armin das erste Interview zum Demo der österreichischen Formation SARCASM SYNDROME mit Bassist Roland Wurzer. Einer von beiden telefonierte vom Festnetz der Mutter aus. Mittlerweile sind auch die Bandmitglieder erwachsen, doch in jenen Tagen bastelte die Silvester 1991/1992 gegründete Gruppe gerade an ihrem Stil – vom Thrash/Punk ging der Weg zum Progressive Doom. Andreas Elsler, neben Roland Wurzer Gründungsmitglied, wechselte vom Gesang an das Schlagzeug, Petra Maier stieg als Sängerin ein.
Bis zu ihrer Auflösung 1997 verbuchte die Diskografie von SARCASM SYNDROME zwei Demo-Kassetten und die Beteiligung an einem Split-Album mit DREAMS OF SANITY, GRADE A FANCY, CONTROVERSY und HYPHEN – allesamt nicht mehr aktiv. SARCASM SYNDROME wollten es aber 2017 nochmals wissen und gaben ihre Reunion bekannt, spielten Konzerte in Innsbruck und Landeck sowie auf dem “Alpine Steel”-Festival. In ansonsten altbekannter Besetzung, mit Gitarrist Daniel Bachmaier und Neu-Gitarrero Mathias Nussbaum, planten sie das erste Full-Length-Album.
´Thy Darkness´ erscheint in diesen Tagen endlich stilecht auf Vinyl, als CD (mit dem Bonussong ´Mirror, Mirror´ von CANDLEMASS) sowie Digital. Jede Seite des Vinyls – die eine Seite mit “Thy Side”, die andere mit “Darkness Side” betitelt – enthält drei Kompositionen. Das siebenminütige ´Doomed´ legt in epischer Doom-Tradition los, lässt sogleich einen, zum Kontrast nötigen, schnellen Instrumental-Abschnitt von der Leine, ehe Petra Maier die Epik in den lieblichen Höhen ihrer Stimme ausbreitet. Die musikalische Sozialisierung ist aus den folgenden, solistischen Einlagen im bereits vom zweiten Tape her bekannten Song eindeutig zu erkennen, immer flotter drängt sich die Instrumentalfraktion gen Himmel. Noch überragender gestaltet sich der Abschluss der A-Seite mit ´Thy Darkness´, in dem Petra Maier so richtig ihre zierlich charmante und engelsgleiche Stimme zur Entfaltung bringen kann. CANDLEMASS- und SOLITUDE AETURNUS-Anhänger singen von nun an begeistert zum “Spiegel der Nacht” mit. Zwischendurch offenbart ´Downfall´ fast black-metallische Gitarrenschärfe und eine erneut zum Takt lospreschende Rhythmik.
Sägende Gitarren und eine glockenklare Stimme bestimmen dagegen die Eröffnung der B-Seite mit ´Through The Night´. Ein Power-Abschnitt und eine dunkle Erzählstimme werten die Alt-Komposition auf. Die gesanglich abwechslungsreichsten Songs befinden sich somit auf der Rückseite des Werkes, vor allem an ´Cthulhu Is Rising´, mit einem gewandten Abgehpart, und dem finalen, ebenfalls vom zweiten Tape von Alt-Anhängern auszumachenden ´Contrasts´ zu erkennen. Letztgenannter Song ist nochmals – neben ´Doomed´ und ´Thy Darkness´ – ein wahrer Ohrenschmaus, der dermaßen anregend, wegen einer kurzen Stimmfarbenänderung, geradezu an FEAR OF GOD gemahnt.
´Thy Darkness´ zeigt auf über dreißig Minuten eine äußerst lebendige Gruppe, die mit den Aufnahmen von drei neuen und drei alten Kompositionen im Jahre 2019 angekommen ist. Agil wie Newbies, kann man nur sagen: Welcome back and stay, SARCASM SYNDROME.
(8 Punkte)