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SAINT VITUS – Saint Vitus

~ 2019 (Season of Mist) – Stil: Doom ~


SAINT VITUS. Was für eine Band – was für ein Vermächtnis. Insbesondere die ersten vier Alben – Saint Vitus (1984), Hallow’s Victim (1985), Born Too Late (1986), Mournful Cries (1988) – auf SST Records sind Doom-Kult. Bei den ersten beiden LPs sang Scott Reagers, 1986 stieß Scott Wino Weinrich dazu. Im Jahr 1991 verließ Wino SAINT VITUS, um THE OBSESSED zu reanimieren. Mit dem ehemaligen COUNT RAVEN-Fronter Christus Linderson hatten SAINT VITUS vorerst einen Doomgeprüften Nachfolger gefunden, mit ihm C.O.D. (1992) eingespielt. Ebenfalls eine gute Scheibe, aber irgendwie auch eine andere Band.

Im Jahr 1995 folgte Die Healing: düster, schleppend – und auf eine vertraute Art überzeugend. Warum? Weil SAINT VITUS ihren ersten Sänger Scott Reager wieder vors Mikro stellten und die Produktion, nun ja, anpassten: weniger clean, mehr stumpf, im Stil der Achtziger-Großtaten. Im Ergebnis: tolle Scheibereichlich Glücksgefühle für Doom-Fans. Als sich die Truppe aber ein Jahr später auflöste, dachte man: OK, das war‘s. Überraschend dann das Comeback, wieder inklusive Wino, begleitet vom Album Lillie: F-65 (2012) auf Season Of Mist. Eher so lala, wohl die schwächste Scheibe, insbesondere das Songwriting ist leider: gähn.

War’s das also – keine Kraft mehr?

Mitnichten. Auch Season of Mist glaubten weiter an die Band – und SAINT VITUS rappelten sich nochmals richtig auf. Diesmal, wieder eine selbstbetitelte Scheibe, sollten die Riffs und Grooves noch einmal vollends überzeugen, wie einst zu Beginn der 1980er. Dazu waren Korrekturen notwendig: Erstens musste der Ur-Sänger, Scott Reagers, wieder her – und zweites das Ur-Feeling. Beides bedingte einander es gelang, zum Glück.

Schauen wir genauer hin: Dave Chandler haut entlang der neun Songs in rund 40 Minuten Riffs raus, die einem das Wasser in die Augen treiben. Vor Freude! Nach altem Erfolgsrezept: Erst der Power-Chord. Dann spielen E- und A-Saite allein was zum Thema. Gefolgt vom WahWah-Solo. Alles getragen von einem verspielten Bass (Pat Bruders, u.a. Ex-CROWBAR) und sachlich-solidem Schlagzeugspiel (Henry Vasquez, seit 2009 der Ersatz für den verstorbenen Armando Acosta). Und über allem: das leicht theatralische, aber zu jeder Sekunde authentische Wehklagen von Reagers. Blues for the doomed

Klar ist, keiner der Beteiligten wollte sich auf alten Lorbeeren ausruhen. Und so haben alle vier Musiker – nach bewährt-genialem Wiederholungsprinzip von Bands wie AC/DC – ohne Experimente abermals überzeugt. Selbstreferenziell sein, aber ohne zu langweilen. Können nur die Besten. ‘Saint Vitus‘ darf ins Schaufenster. Willkommen zurück!

Anspieltipps:Remains‘, ‘12 Years In The Tomb‘ sowie ‘Useless‘ (Hardcore-Brecher, mit 91 Sekunden der kürzeste Song der Band!)

(8,5 Punkte)


(VÖ: 17.05.2019)

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