THE 39 CLOCKS – Next Dimension Transfer (Folge 1)
~ 2019 (Tapete Records) – Stil: Garagen Rock/Psychedelic Rock ~
THE 39 CLOCKS waren zu ihren Zeiten eine unbeachtete Underground-Band aus Hannover. Heutzutage haben die 39 CLOCKS eine weltweite Anhängerschaft, ihre Original-Tonträger werden zu hohen Summen gehandelt, nicht nur in England, Griechenland und den USA. In den Soundtracks der Filme “Nigthtfall”, “23 – Nichts ist so, wie es scheint” sowie der US-TV-Serie “Halt and Catch” finden ihre Lieder Widerhall.
THE 39 CLOCKS sind ein einziges Mysterium, andere bezeichnen es als gezielte Antihaltung zum Establishment. Das Duo trug Sonnenbrillen und Anzüge, war auf allen Bildern niemals genau zu erkennen und legte seine bürgerlichen Namen nicht offen, sie nannten sich „J.G.39“ und „C.H.39“ und erinnerten damit an Molekülketten wie LSD-25, genauso verstrahlt wie ihre Musik. Ebenso verstrahlt ihre Live-Auftritte: Geräusche und Improvisationen, Staubsauger statt Gitarren, der Band Gewalt androhende Konzertbesucher und Strom abdrehende Veranstalter.
In den Siebzigerjahren fanden Jürgen „J.G.39“ Gleue (Gitarre, Bass, Gesang) und Christian „C.H.39“ Henjes (Gitarre, Orgel, Gesang) bereits zusammen, wandten sich erst dem Punk und drei Jahre später dem eigens kreierten “Psycho Beat” zu. Eine musikalische Insel in Zeiten der Neuen Deutschen Welle, deren Inspirationsquellen die 39 CLOCKS mit einer Anzahl von 123 angaben – neben VELVET UNDERGROUND wohl auch die TROGGS, SUICIDE, NEU! und CAN. Das Schwarz-Weiß-Image fand sich auch in der Musik wieder. Eine schlichte Stimme singt mit bewusst betontem Akzent in Englisch, aufgenommen auf einem Vier-Spur-Gerät. Die neue Dimension hieß THE 39 CLOCKS.
Das vorliegende 5-LP-Boxset, inklusive CDs im Pappschuber, enthält die ersten beiden regulären Studioalben ´Pain It Dark´ (1981) und ´Subnarcotic´ (1982), zwei Zusammenstellungen von Outtakes/Resten namens ´Reality Is A State Of Mind´ und Raritäten ´13 More Protest Songs´ sowie die unveröffentlichte Live-LP aus dem Jahr 1981 ´A 39 Clocks Performance´. Zudem: ein 28-seitiges Booklet mit schockierend neuen Fakten und Geheimnissen.
THE 39 CLOCKS – Pain It Dark (1981)
Obwohl sie zu den Neo Psychedelic-Bands des deutschen Undergrounds der Achtzigerjahre gerechnet werden, bleiben die 39 CLOCKS dem melodischen Aspekt des Psychedelic Rock fern und tendieren weitgehend zum Garagenrock der Sixties. Ihr Debüt ´Pain It Dark´ erschien 1981 ebenso wie ein Jahr vorher ihre erste Single bei “No Fun Records”.
Ein Deutscher in New York. Ein apathischer Gesang nötigt dem Beat einen eigenen Anschlag ab – nicht unbedingt kalt, aber träge im Gesangsvortrag. Zwei Deutsche spielen Musik. US amerikanischer Garagenrock und Proto-Punk sind die Ausdrucksweise. Aus der Musik sind natürlich die Garage von VELVET UNDERGROUND und der Zauberkasten von SUICIDE nicht wegzudenken. ´Shake The Hippie´ und ´Test The Beat´ dienen bis heute als Bewahrer ihrer Stilistik. ´Psycho Beat´ rüttelt im Orgelklang nicht am eigenen Denkmal. Das Tenor-Saxofon von Gast-Star Tonio Scorpo versucht ´DNS´ in den Wahnsinn zu treiben. Turbulent und wild, ferner rätselhaft und streng, auch repetitiv sind die Klänge von ´Pain It Dark´, monoton und hypnotisierend. THE 39 CLOCKS sind die Vorhut von so vielen Bands, deren Musik in den 1980ern erst noch durch die Lautsprecherboxen krachen sollte.