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Blaue Tinte und Schlaflose Nächte

~ Interview mit Frank Pané (DARK BLUE INC.) ~

~ CD-Release im 7er Club Mannheim, 28. April 2019 ~


Das Debüt von DARK BLUE INC. ist seit zwei Tagen auf dem Markt. Und am heutigen Sonntagabend ist in unserem zweiten Wohnzimmer, in der Mannheimer Industriestrasse 7, eine CD-Release-Party angesagt. Für den Nachmittag habe ich mich mit Frank Pané verabredet, um mit ihm über ihn und das Album zu sprechen.

Die erste Planung, für das Interview das Museum Blau in Schwetzingen aufzusuchen, ist aus Zeitgründen nicht gelungen. Die Vorbereitungen auf den Abend, an dem auch ein Videodreh erfolgen soll, sind natürlich wichtiger. Dennoch nahm sich Frank die Zeit, im Hof des 7er Clubs für ein paar Minuten mit mir die Sonne zu genießen. Dabei hatte er seine Gitarre die ganze Zeit in der Hand, um die Finger warm zu spielen. 

Zuerst natürlich ein Dankeschön, dass Du Dir die Zeit nimmst, mit mir zu sprechen. Meine erste Frage geht dahin, was der Bandname DARK BLUE INC. bedeutet?

Der Name setzt sich aus drei Teilen zusammen. Dark steht für das Dunkle, Düstere, das uns umgibt. Das soll in unserer Musik eine Rolle spielen. Blue kommt ins Spiel für Melancholie. Der Blues, der auch für unseren Stil wichtig ist. Blues ist für mich einer der wichtigsten musikalischen Einflüsse. Das Incorporated kam erst später ins Spiel, zuerst stand Dark Blue. Damit hatten wir ein wenig Bauchweh, es erinnerte zu stark an DEEP PURPLE. Bis meine Frau damit ankam, dass Inc. doch gut klingt. Das ist doch ein gutes Wortspiel, zum einen als Ink für Tinte, mit der man etwas festhält, zum anderen steht Inc. für unsere Verbindung, und die Verbindung unserer Einflüsse.

Wir bleiben bei der Farbe Blau, die soll mit jeder Frage in Beziehung stehen. Mein erster Begriff ist “Blau Machen”. Wie sieht Dein Leben neben der Musik aus?

Musik prägt fast mein ganzes Leben. Natürlich liebe ich es, auch mal Sport zu machen. In meiner Jugend habe ich recht erfolgreich Tennis gespielt. Irgendwann musste ich mich aber entscheiden, eins richtig zu machen. So fiel die Entscheidung für die Musik. Ich liebe auch Ski zu fahren, besitze aber keine Ausrüstung dafür. Ich bin gerne in der Natur, liebe es, durch einen Wald zu laufen. Oder Essen gehen mit meiner Frau.

 

 

Hast Du außer Musik noch was anderes gelernt?

Nein, aber Instrumentenbau hätte mich sehr interessiert.

Weil es gerade passt: “Blaukraut” – wer von Euch beiden kocht besser?

Ganz klar meine Frau. Das einzige, was ich gut kann, ist Pizza. Da kann ich mich austoben mit verschiedenen Belägen und Gewürzen. Ansonsten kann ich nicht kochen.

“Ins Blaue fahren”, wie ist es so, das Tourleben? Und bist Du gerne unterwegs?

Das Tourleben besteht unterwegs oft aus Warten. Das gehört so dazu. Eigentlich bin ich aber gern unterwegs. Und dann komme ich in eine Stadt, die ich noch nicht kenne. Die würde ich mir gerne ansehen, aber leider fehlt mir oft die Zeit. Da ich es warm liebe, bin ich auch gern in Ländern wie Spanien oder Italien.

“Blau sein” – wie stehst Du zu Alkohol?

Natürlich war ich auch schon mal betrunken. Aber ich bin ein Mensch, der lernt. Heute halte ich mir vor Augen, wie es mir am nächsten Tag geht. Und dann halte ich mich zurück. Zum Essen genieße ich schon mal ein Glas Wein. Man muß es aber nicht übertreiben. Ich verstehe allerdings auch, dass gerade Musiker gefährdet sind, gerade wegen der vielen Langeweile und der Wartezeiten.

Ich muss ausholen, Du kommst ja aus Kempten im Allgäu. “Blau-Weiß” sind die bayerischen Farben. Was bedeutet Dir der Begriff Heimat?

Ich bin  in der Nähe von Füssen im Schwangau geboren und groß geworden. Heute wohne ich in Kaufbeuren. Und da komme ich gerne hin. Es ist eine schöne Landschaft. Selbst bei Regen ist es hier schön. Dabei bin ich kein Bayer, meine Eltern stammen aus dem Ruhrgebiet und sind erst kurz vor meiner Geburt dorthin umgezogen. Wie mein Name schon sagt, mein Vater hat französische Wurzeln. Ich kann mich auch an anderen Orten und unterwegs wohlfühlen, mit den Menschen, die um mich sind.

“Himmel-Blau” – wie stehst Du zu Religion?

Religion ist schwierig. Unter dem Banner der Religion ist viel Mist passiert. Ich glaube irgendwie schon, dass es etwas geben muß, aber wie ich das nennen soll? Gott? Jeder kann wegen mir glauben, was er will. Nur möchte ich nicht, dass sich jemand vor mich stellt, um mir zu sagen, das und das ist der wahre Glaube. Ich sage aber auch keinem, der es mit der Bibel hält, dass es Quatsch ist, was er da glaubt.

Der Song ´Karma Machine´ geht in die Richtung?

Ja, da geht es darum, das es vielleicht eine Maschine gibt, wenn man da etwas hineingibt, bekommt man es wieder. Wenn ich gut zu anderen bin, sind auch andere gut zu mir. Es mag zwar Tiefschläge geben, aber irgendwann…
Und führe ich mich wie eine Arschloch auf, auch das bekomme ich zurück. Auch wenn ich möglicherweise im ersten Augenblick erfolgreich bin.

Unter dem Begriff “Blaues Blut” möchte ich mal nach Deinen Vorbildern fragen.

Da gibt es viele, Eddie van Halen, Ritchie Blackmore, Malmsteen, aber eher früher mal. Ich mag aber auch andere Musik. Al Di Meola zum Beispiel. Diesen spanischen Einfluß haben wir in ´Sacred Sin´ einfließen lassen. Wenn in Rockmusik klassische Zitate zu finden sind, finde ich das auch sehr bereichernd.

Ich möchte Dir schon mal für Deine Zeit danken.

Ich danke Dir für Deine guten Fragen.

Natürlich haben wir uns auch über andere Dinge unterhalten, nicht alles ist jedoch für die Öffentlichkeit.


~ Empty Room – Der Abend danach ~

Am Abend trifft man sich wieder. Leider muss ich als erstes sagen, dass sich über mangelndes Desinteresse kaum jemand beklagen kann. Der Anteil an Fotografen und Berichterstattern ist überdimensional hoch. Ob es daran liegt, dass heute Sonntag ist? Oder daran, dass kaum jemand weiß, wer sich hinter dem Namen DARK BLUE INC. verbirgt? Trotzdem herrscht erwartungsfrohe Stimmung unter den Anwesenden im 7er Club.

Den undankbaren Platz als Opener haben heute OVERLAPS aus Treviso. Die drei Männer und Sängerin Gloria Piccinin geben sich reichlich Mühe, das Publikum mit ihrer Mischung aus harten Rockriffs und Pop-Appeal zu begeistern. Einem Teil gefällt es, ein Grüppchen an der Bühne ist auch wegen der Italiener anwesend. In der Livesituation finde ich die Truppe überzeugend, kaufen würde ich mir deren Musik allerdings eher nicht. Gut aber ist Gloria, die mit einer wirklich kraftvollen Stimme glänzt. Für Fans der GUANO APES und ähnlicher Bands sicher gefundenes Fressen.

 

 

Mit der ´Dark Blue Ouverture´ proggen sich kurz darauf Frank Pané (Gitarre), Hal Patino (Bass), Andrea Vergori (Keys) und Harry Reischmann (Drums) in die Herzen der Anwesenden. Zur folgenden ´Karma Machine´ folgen dann auch Sangesgott Göran Edman und Frontlady Lydia Pané auf die Bühne. Letztere ist, mit der geschminkten Totenmaske, schon ein Hingucker. Dass auch ein Kameramann auf und vor der Bühne unterwegs ist, um Aufnahmen für einen Clip zu diesem Song zu drehen, ist kaum zu spüren und noch weniger störend. Mit ´Time Will Never Wait´ folgt direkt der längste Albumsong und nächste Höhepunkt.

Live your life before it gets too late, Time will never wait“, so kosten alle das Geschehen aus, auf und vor der Bühne. Trotz der Leere im Club entwickelt sich eine gelöste Stimmung, es wird aber noch besser. Göran tritt zurück und überlässt Lydia erstmals allein das Mikrophon. Das nutzt sie beeindruckend mit ´Eye Of The Witch´ von KING DIAMOND. Wenn man schon Hal Patino in den Reihen hat, muss ein solcher Song einfach sein. MALMSTEENa ´Cry No More´ ist das folgende Leckerli für alle Gitarrenfans. Diese werden aber sowieso mächtig gut bedient. Frank Spiel kann kraftvoll sein, im nächsten Moment auch fragil. Er spielt scheinbar Einfaches, er spielt offensichtlich Komplexes, dabei strahlt er eine Leichtigkeit aus, die beeindruckt und mitreißt. Alles tut er mit einem Lächeln, man kann ihm die Freude ansehen an dem, was er tut.

 

 

Das Keyboard ist leider nicht immer gut zu hören, aber auch Signore Vergori ist die Freude anzumerken. Dass Hal Patino ein absoluter Crack ist, braucht wohl nicht extra erwähnt werden. Ich hatte ihn mir allerdings irgendwie größer vorgestellt. Er bildet mit Harry Reischmann eine absolut tighte Rhythmusgruppe. Die startet auch gleich in den nächsten Coversong. ´Burn´ heizt kräftig ein, bevor mit der Ballade ´Island Of Thoughts´ ein Ruhepunkt geschaffen wird. ´Dragon’s Tale´ wiederum ist ein beeindruckendes Instrumental, in dem akustische und elektrische Gitarre ihren Platz finden. Mit spanischen Klängen startet ´Sacred Sin´.

 

 

Nach´Cold Is The Night´ gibt Lydia noch einmal die King-Queen. “I cannot sleep tonight“, diese Zeile verursacht schon Gänsehaut. An diesem Punkt bin ich froh, nicht im Vorfeld gefragt zu haben, was für Songs für den Abend geplant sind. So war die Überraschung und Freude noch bedeutend größer, dass gerade einer meiner absoluten Lieblingssongs im Set steht. Mit der ersten Single ´Deep Blue Sea´ und dem Albumtitelsong ´Linked To Life´ folgen noch zwei eigene Songs. Damit ist das Album komplett zu Gehör gebracht. Für mich steht fest, es hält auf der Bühne, was schon einige Durchläufe zu hause versprachen. Frank Pané hat mit seinen Mitstreitern hier ein paar wirklich hörenswerte Songs in die Welt gesetzt. So wenige Leute vor der Bühne stehen, noch weniger kennen das Album schon, da es ja erst seit zwei Tagen auf dem Markt ist, die Stimmung ist tatsächlich ziemlich euphorisch. Es wird so laut, dass wir uns noch eine Zugabe erstreiten. Mit ´Bedroom Eyes´ folgt noch ein MALMSTEEN-Klassiker.

An dieser Stelle darf ich das Resümee ziehen, froh zu sein, im Januar das BONFIRE-Konzert im 7er gesehen zu haben. Denn ohne diesem Abend hätte ich DARK BLUE INC. niemals zur Kenntnis genommen. Deren ´Linked To Life´ ist für mich ein frühes Highlight in diesem Jahr.


Für die Liveshots  bedanke ich mich bei ANIMA NIGRA (5) und Marco Magin (1).

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