Livehaftig

METAL GARAGE – First Pit Stop

~ Hochspeyer, 27. April 2019 ~


Im Ursprung wollte ich den heutigen Abend nur genießen und feiern. Schließlich war der Headliner (dessen namentliche Erwähnung uns von Cheffe ausdrücklich, wegen vorausgegangenem Überangebot, verboten wurde 😉 ) in der letzten Zeit regelmäßig auf unseren Seiten vertreten. Doch es gibt Gründe, an dieser Stelle doch das ein oder andere Wort zu verlieren.

Das erste Wort heißt Engagement. Davon lebt unsere Szene, so eben auch hier. Zwei Familien haben mit Einsatz eigenen Kapitals und in ihrer Freizeit über längere Zeit hinweg diesen Abend organisiert. Die eigene Autowerkstatt ausgeräumt, eine Hebebühne zur Bühne umfunktioniert, je eine Arbeitskoje für Merchstand und Verpflegung umgewidmet, die Halle mittels eines vorgebauten Zeltes noch etwas erweitert – was für eine passende Location! Wenn man sich vor Augen hält, wieviel Arbeit in dieser Veranstaltung stecken muss, angefangen bei der Buchung der Bands, bis hin zu Werbung, T-Shirt-Druck und Technikaufbau, ich kann hier nur den Hut ziehen.

Das zweite Wort geht an die Fans. Das Interesse ist so groß, dass es keine Abendkasse mehr gibt, im Gegenteil, der ein oder andere muss wieder heimgeschickt werden. Dass die 230 Besucher in heftiger Feierlaune sind, ist keine Selbstverständlichkeit. Von der ersten Minute an werden die Bands mit (mindestens freundlichem) Applaus bedacht. Wenn dann sogar zur Musik vom Band in der Umbaupause gesungen und getanzt wird, spricht das ebenfalls für die Anwesenden.

Dritter Punkt ist Sound und Technik. Von leichten Anfangsschwierigkeiten abgesehen, ist der Sound fast perfekt. Einzig die Leadgitarren können sich zeitweise klanglich nicht durchsetzen. Kleine technische Probleme sind nicht wirklich große Hürden, sondern werden schnell gelöst.

Zuletzt der sicher nicht unwichtigste Punkt, die Protagonisten auf der Bühne. Pünktlich um 18.30 Uhr entern die Lauterer BLACK EDEN die Bretter. Für die Jungspunde, die hier auch nicht sehr bekannt sind, ist das der erste große Auftritt. Darum möchte ich nicht zu kritisch mit dem etwas drögen Mix aus Metal, Pop und Gothic umgehen. Die Musiker wirken versiert, der Sänger kann mit einer variablen Stimme glänzen. Dafür hängt hin und wieder noch ein wenig das Zusammenspiel. Ganz wichtig finde ich, das Schluss machen, das sollte noch geübt werden. Die Liedenden wirken teilweise dann doch etwas zerfasert. Dennoch sehen wir eine Band mit Potential nach oben. Vor allem finde ich schön, dass auch junge, neue Bands eine Chance bekommen. Noch besser, wenn sie diese zu nutzen wissen.

Auch wenn alle Beteiligten von REVELATION STEEL sicher recht bekannt sind (ich werde jetzt hier nicht die Biographien aller Mitspieler googeln), Jens Gellner am Schlagzeug lässt schon einiges erwarten. Der Mann bespielt auch jede Milchkanne, die ihm hingestellt wird. Und selbst aus Kochtöpfen würde er wuchtige und/oder filigrane Beats herausholen. Als Kind war er sicher Seriensieger im Topfschlagen. Aber ernsthaft, der klassische PRIEST-Metal kommt mehr als geil aus den Boxen. Da sitzt jedes Riff, jeder Schrei, jeder Trommelschlag, und die Halle beginnt ein erstes Mal zu kochen. Der schnellste Song des Abends steckt übrigens in diesem Set und heißt bezeichnenderweise ´Rocket Train´.

THORNBRIDGE aus Aschaffenburg konnten kürzlich im Vorprogramm von RHAPSODY OF FIRE erlebt werden. Diejenigen, die das verpasst haben, haben nun die Chance, das Liveerlebnis nachzuholen. Der Vierer steht für Friede, Freude, Eierkuchen, Euro Power Metal, ohne Keyboards, ein paar Ecken und Kanten, aber im Ende doch ohne richtig weh zu tun. Stilistisch stehen sie etwas näher an GAMMA RAY als an HELLOWEEN, dazu ein paar maritime Schlenker. Trotz Problemen mit dem Introplayback entwickelt sich ein zumindest solider Auftritt, der von den anwesenden Fans angemessen bejubelt wird. Nach der emotionalen Achterbahnfahrt zwei Tage zuvor bei ORPHANED LAND, vermag mich das nicht ganz so mitzureißen. Dennoch wird ordentlich eingeheizt, und das ist gut so. Draußen ist es inzwischen empfindlich frisch geworden. Da schadet es nicht, wenn von der Bühne ordentlich geheizt wird.

Wie oben angesprochen, den Headliner lasse ich hier außen vor, außer mit der kurzen Erwähnung, dass der Abend für den Dreh eines Viedeoclip genutzt wird. Und, dass das Feiervolk endgültig nicht mehr zu halten ist. Alles in Allem: Es gibt ein Leben neben dem KIT.

Der Gral des Meisters

 

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