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RINGWORM – Death Becomes My Voice

~ 2019 (Relapse Records) – Stil: Metallic Hardcore ~


„I’m pierced by an unholy cross, I’m pierced by a symbol of a god I can’t call my own, salvation’s kingdom take me home!“

Die ketzerische Attacke ‘Numb‘/‘Blind To Faith‘ – der Auftakt von RINGWORMs Debüt-LP ‘The Promise‘ von 1993 – ist immer noch legendär und eine Referenz für metallische Hardcore-Tyrannei. Das hektische Gebrüll von James Bulloch, alias Human Furnace, gepaart mit den messerscharfen Riffs von Matt Sorg sorgten damals für viel Aufmerksamkeit. Sie sind, mit zunehmendem Feinschliff insbesondere bei der Gitarrenarbeit, über die Jahre und Alben bis heute das Markenzeichen dieser Band aus Cleveland/Ohio.

Und der Rust Belt, die älteste und größte Industrieregion der USA, gibt auch 2019 keinen Grund für Ruhe. Weiterhin bestimmen wirtschaftliche Umbrüche, Arbeitslosigkeit und Unruhen das gesellschaftliche Klima in diesem krisengeplagten Großraum, zu dem auch Cleveland gehört. Tja, der dort bislang stark favorisierte Präsident Trump hat auch nicht(s) geholfen. Viele wollen einfach nur raus. INTEGRITY sind schon lange weggezogen, nach Belgien. Doch RINGWORM halten die Fahne hoch. Sie können auch gar nicht anders. Die Umstände vor Ort treiben sie an. Hass als Kraftquelle.

‘Death Becomes My Voice‘ zeigt die Herren in Höchstform. Und diesmal: Weit metallischer als zuletzt auf ‘Snake Church‘ (2016) und ‘Hammer Of The Witch‘ (2014). Auf ‘Death Becomes My Voice‘ sind die Thrash-Riffs messerscharf mit Widerhaken versehen, der Gesang unmittelbar und erschütternd – und die Rhythmusgruppe trägt alles sehr breitbeinig, insbesondere bei langsamerem Tempo. Muss mal gesagt sein: Selten gelingen Fusionen von Metal und Hardcore so gut und effizient wie bei RINGWORM. Man wünscht sich wirklich, dass SLAYER auf ihrer aktuell ausklingenden Abschiedstour auch an RINGWORM als Begleitung gedacht hätten. Weil: Würdige Epigonen, die, wie die Altväter aus Los Angeles, konstant Qualität abliefern und auf Trends schei*en.

Aufgenommen in den Mercenary und Spider Studios, gekonnt gemischt von Taylor Young (u.a. NAILS und DISGRACE), markiert das Album für mich den krönenden Abschluss der Relapse Records-Trilogie. Womöglich ist ‘Death Becomes My Voice‘ – insbesondere dank des ungewöhnlich ausdifferenzierten Riffings – RINGWORMs stärkste Leistung der vergangenen fünf bis zehn Jahre. Danke, dass diese Herren immer noch so wütend und getrieben sind wie vor mehr als 25 Jahren!

Zum Warmwerden:

(8,5 Punkte)


VÖ: 03.05.2019

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