POSSESSED – Revelations Of Oblivion
~ 2019 (Nuclear Blast/Warner) – Stil: Thrash/Death Metal ~
“Wenn in der Hölle kein Platz mehr ist, kommen die Toten auf die Erde zurück”! Dieser Satz zierte anno 1978 nicht nur das Filmplakat von George A. Romeros Klassiker ´Dawn Of The Dead´, sondern beschreibt auch ganz passend die “Auferstehung” von POSSESSED (Totgesagte leben länger…), und spiegelt geradezu perfekt den Titel des Album-Openers ´No More Room In Hell´ wieder. Okay, ganz von der Bildfläche war die Band, dank diverser Liveaktivitäten in den vergangenen Jahren, ja eigentlich nie verschwunden, doch ein neues Album schien in weiter Ferne. Meine Erwartungen als auch Zweifel ob der Qualitäten der neuen Kompositionen waren dann auch dementsprechend hoch.
Doch Letztere wurden bereits nach dem ersten Durchlauf komplett weggefegt, denn die mittlerweile zum Quintett angewachsene Formation hat vollbracht, was ich mir in meinen kühnsten Träumen nicht hätte vorstellen können. ´Revelations Of Oblivion´ schafft es doch tatsächlich, die Frische und Unbekümmertheit des Debüts ´Seven Churches´ mit der technischen Brillanz und Finesse des Nachfolgers ´Beyond The Gates´ und der unbändigen Brutalität und Härte der ´Eyes Of Horror´-EP zu vereinen und auf den Punkt zu bringen. U-N-F-A-S-S-B-A-R!!! Jeder der zehn neuen Titel könnte auch problemlos auf einem der Frühwerke bestehen. Hier fügt sich endlich zusammen, was zusammen gehört.
Schon das mit bombastischen Posaunen und furchteinflößenden Glockenklängen gespickte Intro ´Chant Of Oblivion´ steigert die Spannung bis ins Unerträgliche, die sich dann im oben bereits erwähnten ´No More Room In Hell´ auf höllische Art und Weise entlädt. Hier wird von der ersten Sekunde an geklotzt und nicht gekleckert. Und spätestens beim einsetzenden, durch Mark und Bein gehenden Gesang vom noch einzig verbliebenen Ur-Mitglied Jeff Becerra macht sich Gänsehaut breit – und diese legt sich auch bis zum letzten Ton der Scheibe nicht mehr. Der Mann weiß einen das Fürchten zu lehren, und beim Allmächtigen, hier tropft das Blut förmlich aus den Boxen. Hier passt wirklich jede Note, jedes Break sitzt an der richtigen Stelle und die wahnwitzigen Gitarrensoli wissen einen regelrecht in den Wahnsinn zu treiben. Wie bereits schon Mitte bis Ende der Achtziger beweisen POSSESSED auch heute noch ein goldenes Händchen für qualitativ hochwertigen, derben und sehr intensiven Metal und präsentieren uns dies mit ´Revelations Of Oblivion´ erneut auf dem Silbertablett. Selten nur kommt eine Band ihren früheren Heldentaten so nahe wie hier POSSESSED.
Die “neue” Instrumental-Truppe, bestehend aus den beiden Gitarristen Daniel Gonzalez und Claudeous Creamer sowie der Rhythmus-Fraktion mit Bassist Robert Cardenas und Schlagzeuger Emilio Marquez, schlägt sich mit Bravour und zeigt ihr Können auf beeindruckende Art und Weise in gottlosen Requien wie etwa ´Damned´, ´Abandoned´ oder ´Omen´ (hier tun sich emotionale Abgründe auf – wenn das mal kein böses Omen ist?), die mit einer schier unheimlichen Virtuosität und Präzision heruntergezockt werden. Hut ab, ich bin hin und weg – POSSESSED treffen mit ´Revelations Of Oblivion´ exakt meinen Nerv. Natürlich sind das nur drei Beispiele für ein durch und durch grandioses Werk, welches keinerlei Ausfälle zu verzeichnen hat. Alle zehn Titel bewegen sich auf einem schwindelerregend hohen Niveau. Und das unheilvolle, sehr spannungsgeladene Outro ´Temple Of Samael´ hält die Erwartungen auf den nächsten Longplayer bereits jetzt schon am Köcheln und dient als idealer Cliffhanger.
Dieser nahezu perfekte Bastard aus Thrash- und Death Metal-Album, lässt kaum Wünsche offen und braucht Vergleiche mit den früheren Glanztaten der Band nicht zu scheuen. Und es müsste schon mit dem “Deibel” zugehen, sollte ´Revelations Of Oblivion´ in den Jahresendabrechnungen nicht einen der drei begehrten Plätze auf dem POSSESSED, ähm Podest, einnehmen können.
WELCOME BACK, guys!!! KAUFEN!!!
(9,5 “megafette, dicke, starke, ultrabrutale und gewaltige” Punkte)
(VÖ: 10.05.2019)