PlattenkritikenPressfrisch

IDLE HANDS – Mana

2019 (Eisenwald) – Stil: Goth Rock / New Wave / Heavy Rock ~


Der überwältigende Zuspruch, der den US Amerikanern IDLE HANDS mit ihrer EP kurzerhand im metallischen Underground zuflog, lässt tief blicken. Eigentlich will der Heavy Metal keine grundlegenden Veränderungen in seiner musikalischen Ausrichtung sehen, andererseits waren bereits in den Neunzigern einige Abweichler die bessere Wahl und aktuell ist der Konsument vom Retro- und NWoBHM-Korsett wohl so sehr gelangweilt, dass – bis auf einige Hardliner – sich niemand der Band aus Portland verweigert und sie abfeiert, bevor sie überhaupt etwas Großartiges geleistet hat. Die EP ´Don’t Waste Your Time´ war gut, mehr nicht. Aber allein der musikalische Ansatz weckte die Hard´n´Heavy-Szene auf, obwohl sie mit den späten IN SOLITUDE oder BEASTMILK schon Ähnliches erlebt hat, die gleichwohl beide in der breiten Masse keine durchschlagende Wirkung erzielen konnten.

Die Jungs von IDLE HANDS, die sich aus ex-SPELLCASTER-Musikern zusammensetzen und des traditionellen Heavy und Speed Metal überdrüssig sind, präsentieren zwei Jahre nach Bandgründung ihr Debüt. Die Aufnahmen fanden zwischen November 2018 und Januar 2019 statt. Die Gitarren und der Gesang wurden in Portlands Falcon Studios mit Produzent/Engineer Gabe Johnston aufgenommen, das Schlagzeug in den Sharkbite Studios von Oakland mit Produzent Zack Ohren (MACHINE HEAD).

 

 

Natürlich dürfen derzeit in einer werbetüchtigen Prosa die Worte NWoBHM und Okkult Rock nicht fehlen, doch ´Mana’ vereint schlichtweg Goth Rock und New Wave. Aber der Heavy Metal-Hörer besaß in der Regel schon immer eine größere Offenheit gegenüber ausgefallenen Schönheiten als es die ihm gern zugewiesene Ignoranz andichtet.

Der Opener und Albumhit ´Nightfall´ zeigt die erwartete Stilistik in einem ähnlichen Härtegrad wie ihn frühe NIGHTINGALE zu spielen vermochten – und belegt umgehend die erhoffte Steigerung zur EP. Knurren und Wolfsgeheul deuten auf einen künftigen Bandklassiker hin. „Uhh“ und „Huhh“ sorgen dagegen in anderen Songs für unkonventionelle, beliebte Hartkost-Ausraster. Bis auf einige im Hintergrund verteilte, grobe Gesangsfitzelchen kreisen IDLE HANDS durchgehend, auch mit ´Cosmic Overdrive´ sowie ´A Single Solemn Rose´, in Indie-Zirkeln von INTERPOL, EDITORS und THE NATIONAL sowie in Anlehnung an THE SISTERS OF MERCY und THE CURE. Schnelle Stoßrichtungen sind in ´Give Me To The Night´, als nächster Höhepunkt, und zeitweise in ´Double Negative´ auszumachen. ´Jackie´ marschiert im strammen Rock-Rhythmus und strahlt zum Goth eine nicht unwichtige Melancholie aus. ´Don’t Waste Your Time´, ´Dragon, Why Do You Cry´ sowie das besinnlichere ´It’ll Be Over Before You Know It´ tönen hingegen jenseits der Extravaganz. Verständlicherweise haben IDLE HANDS daher nochmals den Eröffnungskracher der EP ´Blade And The Will´ als einzigen von dieser in der Mitte des Albums verewigt. Als Rausschmeißer holt der Titelsong die Gitarrenfinesse von HÉROES DEL SILENCIO heraus und lässt mit dem letzten Highlight zumindest die Indie-Disco zukünftig beben.

(Big 8 Points)

https://www.facebook.com/idlehandspdx
https://idlehandspdx.bandcamp.com


(VÖ: 10.5.2019)
Photo-Credit: Peter Beste

Ähnliche Artikel

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"