~ Neues aus dem Studio und Seelenleben des Jürgen Walzer ~
Gewaltiges wird kommen, aus dem Südwesten. Ins Reich der Dunkelheit, der Zweifel und des Spiegels der Seele.
Unser Rufen wurde erhört, unser Flehen bemerkt. Es gibt eine Göttin oder war es die garstige Aelyrea selbst, die Jürgen Walzer dazu gedrängt hat, sein autobiografisches Konzept, welches mit DISPYRIA 2012 begann und schon jeher als Dreiteiler konzipiert war, endlich weiterzuführen?
…if there is light, why is it dark?
Fakt ist, dass unser alter SUPERIOR Held der Urbesetzung sich in seinem Studio verschanzt hat, um seinen Geist analog zum Titelhelden Josh Devon erneut auf die Reise zur Bewältigung seiner inneren Dämonen und Erforschung seines anderen Selbst zu schicken.
Wurden in dem ersten Akt ähnlich wie bei AYREONs `Human Equation´ die Kämpfe auf der psychischen Ebene ausgetragen, so macht sich Josh diesmal physisch auf den Weg, was durch die härtere Ausrichtung der Songs untermauert wird. Das lyrische Konzept verlangt eine genauere Betrachtung, wenn die Zeit reif ist. Wir werden Zeugen von Konfrontationen mit dem eigenen Bewusstsein, dem inneren und äußeren Kampf von Gut und Böse, der Rolle des Schicksals, von Lebensängsten, erlebtem Verlust und dem Loslassen müssen. Mehr soll an dieser Stelle nicht verraten werden, doch dazu demnächst mehr.
Das erste Werk wurde textlich mit Hilfe unseres Düsterpropheten Thorsten Fries entwickelt, begann mit einer dunklen, sentimentalen Trilogie und war zwar klar dem Metal zuzuordnen, doch verwob Jürgen damals verschiedenste Einflüsse aus dem Prog- oder Hardrock-Bereich zu einer Rock-Oper in der emotionalen Nähe der `Streets´ von SAVATAGE.
Diesmal geht es nach einer opulenten QUEEN-Gitarren-Ouvertüre erstmal direkt in die Vollen und das Gaspedal wird das ein oder andere Mal durchgedrückt, was den Kreis zu den Anfängen von SUPERIOR in der goldenen, HELLOWEEN-geprägten `Keeper Of The Seven Keys´-Ära schließt. Der Härtegradunterschied der beiden Epen lässt sich am Ehesten anhand der `The Universal Migrator´ Zwillingsalben `The Dream Sequencer´ und dem weitaus metallischeren `Flight of the Migrator´ aus dem Arjen Lucassen-Evangelium beschreiben.
Ähnlich wie AVANTASIA Chef Tobias Sammet hegt der DISPYRIA-Mastermind eine Liebe zu der bedeutendsten Entwicklungsphase deutschen Melodic Metal. Wir werden bald überrollt werden von mitreißenden Hooks, fetten Harmonien (meist in Dur) und diesmal – entgegen dem selbst und nur mit Hilfe von Daniel Ott (mittlerweile Rundfunkmoderator, früher DIVINUS) eingesungenen Part I – einer Riege an regionalen Gastsängern, die für offene Münder sorgen wird.
Auch die Krone der Schöpfung wird beim zweiten Akt ein Wörtchen mehr mitzusingen haben. Das einzige weibliche I-Tüpfelchen auf der bereits vertilgten akustischen Torte war 2012 die wunderbare Ines Pawlowski bei `D.I.D.´ . Nun erfordert alleine die konzeptionelle Antiheldin und Kontrahentin Aelyrea mindestens eine fähige Gesangsdarstellerin – in diesem Falle die nicht minder begnadete Sabrina Roth – die ein fantastisches Duett mit dem überragenden Talent Manuel Lothschuetz darbieten wird. Ein weiterer emotionaler Höhepunkt wird eine Ballade sein, für die sich der Sänger einer lokalen JOURNEY-Coverband verantwortlich zeichnen wird, der seinerseits selbst den begehrten Posten von Arnel Pineda mit Bravour hätte ausfüllen können.
Alleine die Covergestaltung und das komplette Artwork in Verbindung mit dem Storykonzept wird das Werk schon zu einem unübersehbaren Sammlerstück machen, ohne welches eine Konzeptalbenschau in den heimischen Hallen unvollständig sein wird.
Parallel zu den Stimmungen der einzelnen DISPYRIA-Akte weicht das angenehme GRÜN des ersten, introspektiven Albums nun dem aggressiven ROT des actionreichen, physischen Kampfes. Anhänger des guten, alten, italienischen Horrorgenres werden beim Anblick des Covers ein diabolisches Grinsen in ihren Gesichtszügen bemerken, bis uns das abschließende GELB in hoffentlich nicht allzu ferner Zukunft die Hintergründe der dämonischen Aelyrea, die Auflösung des Cliffhangers der zunächst anstehenden Geschichte und der allgegenwärtigen Bedeutung des Familienspiegels entschlüsseln wird.
Für alle SUPERIOR-Jünger und Infizierten ist natürlich `The Voice´ Michael Tangermann ebenfalls endlich wieder an Bord und man wird das jüngst im Liveset der Jubiläums- und Jubelauftritte enthaltene `Mind Over Matter´ endlich in der Sammlung begrüßen können. Des Weiteren gibt es ein Wiederhören mit dem ursprünglich sogar für das DISPYRIA-Projekt geschriebene `Here I Am´, welches auf der Reissue des legendären `Moral Alliance´-Demos von Divebomb Records als Livetrack enthalten war und welches als späte, geheime Bandhymne angesehen werden darf:
Here I am, I’m gonna take my now and then,
Here I am, I’m gonna turn it up to ten,
Here I am, to tear the cold walls down,
To the ground – SUPERIOR
Darum lege ich euch jetzt schon nahe, die Mindestversorgung an freien Musikdukaten sofort unter’s Kopfkissen zu legen, wenn es im Juni (oder Juli – ich bin vorsichtig) heißt:
Dare to join the `Journey to Aelyrea´!