PlattenkritikenPressfrisch

STREET KOMPASS März 2019

Hallo!

Der schönste Monat für das Herz ist und bleibt der Monat März, sagt der Volksmund.

Ob er dies auch für die Musik war, konntet Ihr in den letzten Wochen selbst aus unseren Reviews ablesen. Für Überraschungen waren in diesen Tagen eher die kleineren Formationen gut. Doch nicht nur Nostalgiker dürfen sich bei uns alle zwei Tage zumindest an einem “Filetstück des Tages” erfreuen, an einem Musik-Schmankerl aus vergangenen Tagen.

Aber jetzt zügig – zack, zack, zack – zur Präsentation der Monatsschönheit, unserem Album des Monats und unseren Quickies, den Kurz-Reviews.

 


 

M o n a t s h e r r l i c h k e i t

 

„Distance Over Time“ von DREAM THEATER

 


Q u i c k – R e v i e w s


35 TAPES – Lost & Found
2019 (Apollon Records) – Stil: Progressive- / Artrock

Die nach etwa einem Zehntel meiner noch vorhandenen aktuellen Kassettenbestände benannten Norweger erfreuen mit einer Melange aus ASIA, IQ und einem Fitzelchen ELOY. Allerdings mit einem etwas unspektakulären Sänger.

Wer jedoch mal Lust uns Laune hat, ohne Gefrickel auf den sanften Wellen des Neoprog zu reiten, ist mit 35 TAPES bestens bedient, Pilze von Kaia inklusive – `Mushrooms’ – neunzehneinhalb Minuten auf kleiner Flamme geköchelt.

(7.8 Pilze – Less Leßmeister)

 

 

 


ANTHEM – Nucleus
2019 (Nuclear Blast) – Stil: Heavy Metal

Japans ANTHEM sind seit neustem bei Nuclear Blast unter Vertrag. Vor der Veröffentlichung eines neuen Albums veröffentlicht man mit `Nucleus` eine Art Greatest Hits -Album der Japaner.

Alle Songs sind neu eingespielt und in Englisch eingesungen. Dass sich aber nur Material auf dem Album befindet, das man nach der Reunion 2001 aufgenommen hat, sollte jedoch erwähnt werden. Und ganz altes Material der frühen Phase? Nope. Leider.

Technisch eine astreine Band. Klasse Soli, tolle generelle Gitarrenarbeit. Allerdings eintöniger Gesang. Ehrlicherweise muß man auch sagen, dass sich alle Songs schon verdammt ähneln. Dies muss man generell zur inflationären Veröffentlichungsflut ANTHEMs anmerken. Der musikalische Korridor ist sehr klein. Hat man fünf/sechs Alben der Japaner, dann sind die anderen nicht wirklich mehr von Nöten. Wie bei AC/DC!

(ohne Wertung – Jürgen Tschamler)


CHARLOTTE BRANDI – The Magician
2019 ([PIAS] Recordings / Roughtrade) – Stil: Alternative Pop

Oh, Wunder. Less hat wieder Frauenrock entdeckt. Und diesmal gibt es sogar was neues zu berichten, was nicht unbedingt ein schlechtes Zeichen ist: Mir fällt ums verrecken kein Vergleich ein, wie sonst meine üblichen Verdächtigen, die ich auch in Metalkreisen erwähnen kann, ohne ein riesengroßes Fragezeichen über den Köpfen meiner Sparringspartner zu pflanzen.

Doch dieses Mal bin auch ich am Schwimmen, habe jedoch keine Angst zu ertrinken, denn diese luftig leichten Songs halten dich jederzeit über Wasser. Üppig instrumentiert, mit teilweise filmreifen Arrangements nimmt uns die Berlinerin mit auf ihre außergewöhnliche Reise durch ihren musikalischen Kosmos, der vom Zuhörer einen aufgeschlossenen Reisepass erfordert. Ihre unvergleichliche Stimme und ihr Klavier sind neben Gitarre, Flöte, Streichern, Engelschören und zarten Rhythmen der Treibstoff des schwebenden Kunstzeppelins.

(7 magische Punkte – Less Leßmeister)


THE END MACHINE – The End Machine
2019 (Frontiers) – Stil: Hard Rock

Ein neues All-Star-Projekt? Gut möglich. Denn wenn sich drei Musiker aus dem Original-DOKKEN-Line-up, Jeff Pilson (B), Mick Brown (Dr) sowie George Lynch (G), mit dem ex-LYNCH MOB Sänger zusammentun, dann kann nur was klassisches in Sachen US-Hard Rock herauskommen.

THE END MACHINE  liefern ein überraschend cooles Hard Rock-Album mit deutlichen Verbindungen zu den erwähnten Bands. Klassischer US-Hard Rock mit eindeutiger Achtziger-Schlagseite. Souverän, punktiert ausgearbeitet und technisch perfekt umgesetzt. Groove, Heavyness und Eingängigkeit gehen hier Hand in Hand. Old School eben.

Dass sich vieles nach DOKKEN oder LYNCH MOB anhört ist selbstredend. THE END MACHINE erweisen sich als Band, die einen in der Zeitmaschine mitnehmen, in die Ära des klassischen US-Hard Rocks. Zeitgemäß interpretiert.

(7,5 Punkte – Jürgen Tschamler)


EVA CAN’T – Febbraio (EP)
2019 (My Kingdom Music) – Stil: Alternative Emotional Rock

Ein Kandidat fürs Zuhören und Entdecken ist die neue EP der Italiener,  die wahrscheinlich auch als ein `Post-Irgendwas´ eingestuft werden könnten, aber eher der südländischen Tradition von HEROES DEL SILENCIO oder SÔBER entsprechen. Und bitte nuschelt jetzt nicht irgendwas von „Sprache“, sondern lasst euch drauf ein.

Intelligenter Rock mit einer grandiosen Dynamik von Zart und Hart, der so manchen zeigt, wo der Frosch die Locken hat. Simones leicht tenorige Stimme bedeutet ein weiteres Alleinstellungsmerkmal in Feld, Wald und Wiese.

Also gebt euch ein Herz, schaltet den `Englisch-Modus´ aus und erfreuet eure Seele an diesem kleinen Edelstein.

(7.4 üppig belegte Pizzen – Less Leßmeister )


HITTEN – First Strike With The Devil / State Of Shock (Re-Releases)
2019 (High Roller Records) – Stil: Heavy Metal

Potenzielle Hörer teilen wir jetzt mal in drei Gruppen. Gruppe eins: Fans, die die Band kennen und beide Alben besitzen, dürfen die nächsten Zeilen getrost überspringen.

Die zweite Gruppe kennt und liebt die Spanier, besitzt aber nicht alles. Jetzt kann wirklich einmal nachgedacht werden, Löcher in der Sammlung zu füllen.

An alle anderen gehen folgende Worte: Wenn Ihr leicht speedigen Heavy Metal in der Tradition der NWoBHM liebt, mit flotten Soli, melodischem, aber kräftigem Gesang, dann schnell beim Dealer des Vertrauens anchecken und Kaufentscheidung fällen.

(Mario Wolski)

 


IRON GRIFFIN – Curse Of the Sky
2019 (Gates Of Hell Records) – Stil: Epic Metal

ManOmann. Der Himmelsfluch startet mit einem wunderbaren Intro, bevor nach altheldenhafter epikmetallischer Art und Weise aufgesattelt wird. Der Kauz, der hierbei in den höchsten Sphären oldschoolischer Kampfkunst trällert, wird die Herzen der Nerdherrenwelt im Sturm erobern. Maija Tiljander heißt die Gute und marschiert unbeirrbar `To The Path Of Glory´.

Sehr wohltuend der gefühlvolle Abwechslungsreichtum der Sword & Sorcery Hymnen von Oskari Räsänen (MAUSOLEUM GATE), die einem Namen wie LORDIAN GUARD endlich wieder aus den unendlichen Wirren der Großhirnrinde hervorzaubern und förmlich für ein KEEP IT TRUE ersonnen scheinen. Auch im schnelleren Galopp überzeugt `Dawn Of Struggle´.

Krieger, die nach einem gewissen Kodex leben und nicht auf männliche Professoren fixiert sind, schlagen ohne weitere Schlachtpläne zu. Top Of The Bill.

(8.6 stolze Federviecher – Less Leßmeister)


KINETIC ELEMENT – The Face Of Life
2019 (Melodic Revolution Records) – Stil: Progressive Rock

KINETIC ELEMENT dürfen alle hören, die ordentlichen Spaß an ihrem Prog Rock und Neo Prog haben. 2006 von Keyboarder Mike Vissagio gegründet, leben sie in dieser Dekade immer noch überwiegend die Jahre der Seventies aus. Zudem steht der Formation endlich mit Saint John Coleman ein hauptamtlicher Sänger vor, der seinen Gesang schlichtweg zufriedenstellend abliefert – nicht mehr und nicht weniger. Auch Peter Matuchniak ist als Gitarrist frisch im Bandgefüge angekommen.

Im siebenminütigen Opener ´Epistle´ zeigen KINETIC ELEMENT bereits ihre gesamte Bandbreite: Eine IQ-mäßige Stimmung und Einleitung begrüßt den Neo Progger, der Bass von Mark Tupko pocht im Gedenken an Chris Squire das Blut durch die Venen und heißt die ersten Gäste aus den Urzeiten des Prog Rock namens YES willkommen. Flötige, sanfte Arrangements zieren den Höhepunkt im Sinne alter Zeiten, gerne mit GENESIS schmachtend, und instrumentale Gitarreneskapaden im bekannten Maße von PINK FLOYD. In dem folgenden fünfzehnminütigen ´All Open Eyes´ und annähernd zwanzigminütigen ´The Face Of Life´ dürfen die Jungs von GALAHAD und GREY LADY DOWN zuschauen. Wenn der Ton des kurzen ´Last Words´ verklungen ist, sind bereits klassische 45 Minuten vorbei. Zeit zum Restart.

(7 Punkte – Michael Haifl)


LISERSTILLE – Ilt
2019 (Independent) – Stil: Post Electro Sphären

LisErStille waren 2010 mit dem unvergleichlichen `The Colibro` die New Art- und Postrock Band der Stunde, der es gelang selbst QUEENeske Momente und Songaufbauten authentisch einzuweben. Der hochverdiente Massenerfolg wollte sich dazu nicht einstellen. Ich kann mich an Deutschlandgigs vor nur einer Handvoll Feinschmecker erinnern. Auch die beiden Nachfolgealben zeigten weiterhin die Klasse der Band, wenngleich auf `Empirical Ghost` die schon immer vorhandenen elektronischen Elemente noch verstärkt wurden.

Was mir die Kollegen allerdings mit dem neuen Album sagen wollen, erschließt sich mir nicht. Dafür bin ich leider zu ungeduldig. Das klingt mir alles nur nach einer Aneinanderreihung von Intros, auch wenn es die beiden letzten Tracks zusammen auf 20 Minuten bringen. `Hegira` und `To The End Of Things` seien dann auch als Anspieltipps genannt, falls jemand die Muse hat und ein Ohr riskieren will.

Aber es passiert nichts, alles plätschert vor sich hin. Nicht nur zu viel Stille auf dem Album. Vielleicht muss man die dazu gemalten Bilder kennen, sollte es welche geben.

(ohne Wertung – Markus gps)


LOUISE LEMÓN – A Broken Heart Is An Open Heart
2019 (Icons Creating Evil Art) – Stil: Sentimental Female Rock

Ihr braucht nicht säuerlich das Gesicht zu verziehen, wenn ihr euch in den Zweitling von Frau Lemón festbeißt. Ganz im Gegenteil, der Soundtrack für sentimentale Stunden zu zweit überzeugt auf ganzer Linie.

Ein wenig FLORENCE AND THE MACHINE, jedoch überwiegend ruhig und unpoppig mit der Tiefe einer TORI AMOS oder STEVIE NICKS lässt sie uns an ihrem gebrochenen Herzen teilhaben. Ja, dunkler und nachdenklicher ist das Album geworden und doch schmiegt es sich durch den Hauptaugenmerk auf analoges Equipment und die warme Produktion von Randall Dunn (MYRKUR, CHELSEA WOLFE) sowas von an eure Öhrchen, dass man nur noch von akustischer Wellness sprechen kann.

‘Nough said, anhören ist hier Pflicht, wer zu zögerlich zum sofortigen Kauf ist.

(7 gebrochene Herzen plus zwei glückliche taube Ohren macht 8.8 Punkte – Less Leßmeister)


THE PICTUREBOOKS – The Hands of Time
2019 (Century Media) – Stil: Blues Hard Rock

Die perfekte Untermalung für euren persönlichen Neo-Metal-Western haben die Motorradschrauber Fynn Claus Grabke (Gesang & Gitarre) und Philipp Mirtschink (Schlagzeug) in ihrer Garage auf ihrem fantastischen Album zusammengebastelt, welches GOV’T MULE Schweineblueser als auch Hardrocker verzücken sollte.

Da wird geslidet, gerockt, gelitten, gerhythmt, heavy geboogiet und das Lied vom Tod gewhistelt (ganz goss: `Rain‘). Dazu tönt als Gast noch Chrissie Hynde (PRETENDERS) und der komplette KANSAS CITY CHIEFs Kader heult im Geiste mit.

Anspieltipp für schmutzige Cowboys, die schnelle Gäule reiten: `Lizard‘. Fresst das oder bleihaltige Bohnen!

(8.2 schmutzige Sättel – Less Leßmeister)


PRISTINE – Road Back To Ruin
2019 (Nuclear Blast) – Stil: Classic-/Hard Rock

Auf ihrem fünften Album geben sich die Norweger um Frontfrau Heide Solheim härter als je zuvor. PRISTINE waren in der Lage, ihre Livepower auf das Album zu übertragen.

Die Gitarrenarbeit ist großartig, die Songs vielfältig und spannend. Zwar legen die Roots immer noch im Classic Rock, aber man räubert deutlich im Hard Rock-Genre – und dementsprechend knackig sind die Songs. Das zeigen Stücke wie das wuchtige `Bluebird`, `Dead End`. das treibende `Sinnerman`(sehr geil) oder eher ein experimentelles Stück wie `Blind Spot`.

Solheims Stimme fasziniert, rundet die Stücke perfekt ab. Das ganze Album wirkt zeitgemäßer und konsequenter. Ein riesiger Schritt nach vorne für die Norweger, die eigentlich mehr als nur einen Achtungserfolg erfahren müssten.

(8 Punkte – Jürgen Tschamler)


PROTECTOR – Summon The Hordes
2019 (High Roller Records) – Stil: Thrash Metal

Irgendwie hatten es PROTCTOR 1988  mit dem Album ´Golem´ geschafft, in unserer Clique Kultstatus zu erreichen. Etwas später, schon im “Westen”, war ich recht irritiert, dass hier kaum ein Hahn nach ihnen krähte.

Heute, dreißig Jahre später, und mit dem Erleben des aktuellen Albums ´Summon The Hordes´ wird mir einiges klar. Angeschwärzter Thrash mit brutalen Riffs und Grunzröchelgesang kommt recht ideen- und höhepunktarm, gelinde gesagt monoton rüber.

Man könnte sagen, wir hatten damals kaum Alternativen. Heute gibt es, allen Göttern sei Dank, ausreichend Ausweichmöglichkeiten.

(6 Punkte – Mario Wolski)


REIGN – Distitute
2018 (Independent Release) – Stil: Thrash Metal

Nach zwei EPS liefern die Chicago Thrasher ein volles Album ab. REIGN gehören eher in die Kategorie Technischer Thrash Metal. Wobei das Aggressivitätslevel schon beachtlich ist. Tempowechsel und melodisch-eingestreute Parts finden sich ebenso in den neun Songs wie brachiales Nach-Vorne-Stürmen. Der Gesang klingt etwas nach einem ganz jungen Schmier von DESTRUCTION. Die Songs haben schon ein giftiges Grundfeeling und durch die teils progressive Spielweise kann man den Silberling Fans von TOXIK und Co. empfehlen. Zu einem Überfliegeralbum fehlen einige wirklich prägnante Stücke, aber generell kann man REIGN schon eine beachtliche Leistung attestieren. Wer sich angesprochen fühlt, sollte mal beim Metal Commander (Metaljoe@gmx.de) anklopfen, der einige der Teile in seinem Programm hat.

(7 Punkte – Jürgen Tschamler)


THE RIVEN – The Riven
2019 (The Sign Records / Cargo) – Stil: Female Fronted Blues Hard Rock

Howdy, diesen Monat hat es mir der bluesig angehauchte Schweinerock aber echt angetan. Dazu noch eine Frontcowgirl und das dicke Abfahrpaket ist perfekt.

Richtig geiles Zeuch wie `Edge Oft Time´, gibt sich die Klinke in die Hand mit Chartqualität-Rock á la `Shadow Man´ (oder auch nicht – zu gut für Radio). Nicht ganz so perfekt wie die BLUES PILLS oder die SPIDERS, aber mindestens so viel Herz.

Die Überballade `Finnish Woods’ und das `Sweet Child’ beinhalten alles, was Retrorock heute so zu bieten hat.

(7.6 Points – Less Leßmeister)

 

 


ROGERS – Mittelfinger Für Immer
2019 (Century Media) – Stil: Punkrock

Oft ist der hektische Alltagstrott eines Musikers gut für spontanes Songwriting. Aber nicht immer. Bei den ROGERS haben die vergangenen, turbulenten Monate nicht nur unzählige Shows in großen Hallen und Arenen sowie Festival-Auftritte eingebracht, sondern ihr ausgezeichnetes, mittlerweile viertes Album ´Mittelfinger für immer´ abgeworfen.

Der Kapitalismus, die Kriege in Nahost sowie die Flüchtlingskrise bargen ausreichend Zündstoff, um sich in neuen Songs auszutoben. Herausgekommen ist ein populär-musikalisches Punkrock-Album, das die Düsseldorfer in der aktuellen Hierarchie direkt hinter die TOTEN HOSEN und BROILERS befördert.

Bis zu den nächsten Festival-Auftritten sollten sich die neuesten Gassenhauer ´Zu spät´, ´Mittelfinger für immer´, ´Geh mir nicht mehr auf die Eier´ und ´Hartes Leben´ bereits in den Köpfen der Anhänger festgesetzt haben.

(7 Punkte – Michael Haifl)


SARAH LONGFIELD – Disparity
2018 (Season of Mist) – Stil: Gitarrenorientierter Prog-Rock

Junge, junge – oder vielmehr Mädchen, Fräulein, Frau. Diesen Monat hätten wir statt `Doom-Zugabenteil´ ein Damenspecial machen können bei all den wunderbaren weiblichen Wesen, die durch das Mikro unsere Ohren küssen.

Diese kleine Elfe hat es aber besonders in sich. Auf den Spuren von Kate Bush proggt sie sich mit ihrer Gitarre durch ein äußerst anspruchsvolles Album, welches auch einen Steve Hackett-Jünger aufhorchen lässt. Verspielt wie einst GENESIS, präsentiert die Amerikanerin traumhafte Melodien als auch spannende Heavy-Parts auf ihrem favorisierten Instrument, der 7- und 8-String.

Gitarrenhero-Affine, die nicht unbedingt auf Heavy Metal fixiert sind, müssen unbedingt ein Ohr riskieren. Hier gibt es das ganze Paket, selbst auf New Age mit Saxofon darf sich der Musikentdecker freuen. Eine absolut strahlende Frühlingsblüte im bunten Blumenmeer der Gitarrenmusik.

(8.4 Knospen und harte Sträucher – Less Leßmeister)


SINS OF THE DAMNED – Striking The Bell Of Death
2019 (Shadow Kingdom Records) – Stil: Speed-/Heavy Metal

Das chilenische Quartett liefert ein überraschend starkes Debüt. Der Mix aus räudigem, schnellen Heavy Metal und astreinem Speed Metal wird kompromisslos durchgezogen und ist äußert gefällig. Gerade weil man sich keinerlei Kompromisse unterwirft und wie eine Dampflok durchzieht.

Das ist massives Hell-raisen und in der Schnittmenge aus DEATHROW, RAZOR, WHIPLASH und DEATHHAMMER angesiedelt. Wem saubere Riffs, cleane Vocals und etwas anspruchsvolleres Geballer wichtig ist, der ist hier falsch. Das ist fies, räudig, dreckig und gemein. Aber genau das hat Charme und seinen Reiz. Losgelöst von metallischer Korrektheit ist `Striking The Bell Of Death` ein kurzes aber intensives Hörerlebnis ohne Tiefgang. Das macht es so sympathisch.

(7,5 Punkte – Jürgen Tschamler)


SISTER SHOTGUN – Fragments
2019 (Pavement Music) – Stil: Female Fronted Metal

Mädel mit Eiern, die Nächste. Kein zuckersüßer Pseudosinfonik-Blubber, sondern kerniger Metal mit Fronterin und modernen Einsprengseln haben die Briten auf ihrem Debüt zu bieten. Manche Songs würden auch bei WITHIN TEMPTATION oder EVANESCENCE funktionieren, die Knarrenschwestern müssen sich jedoch noch nicht bemühen, irgendwie frisch und neu zu klingen, sie sind es einfach.

In der Nähe von Amy Lees markantem Organ bewegt sich Chloe Ozwell auf den stimmigen Tracks durchgehend hohen amtlichen Niveaus ohne Ausfälle, von denen ich für Interessierte `From The Ashes´ oder das Titelstück repräsentativ empfehle. Macht einfach Laune, Pokale für innovative Eigenständigkeit werden immer seltener und braucht es auch nicht ständig zwangsweise. Willkommen in der Premier League.

(7.6 Patronen – Less Leßmeister)


SKULL PIT – Skull Pit
2018 (Metal Blade Records) – Stil: Heavy Metal Rock`n`Roll

Komplett im Jahres-End-Release-Wahn 2018 untergegangen und jetzt erst näher damit beschäftigt: SKULL PIT. Dahinter verstecken sich EXUMERs Mem V. Stein und Tatsu Mikami, näher bekannt als Kopf der japanischer Doomer CHURCH OF MISERY. Was beide hier vereint? Die Liebe zu MOTÖRHEAD.

Zehn kompromisslose Songs direkt in die Fresse. Die Platte wirkt wie ein Panzer im Vollgas-Modus. Kein Feinheiten, keine Innovationspreise, kein Schnickschnack – einfach vor, durch die Mauer. Das, was MOTÖRHEAD zu `Overkill` auszeichnete, ist sozusagen das Vorbild für SKULL PIT. Ganz deutlich: man kopiert MOTÖRHEAD nicht, man nimmt Einflüsse mit, man bringt seine Vorstellung von dem idealen Bulldozer-Sound ein und heraus kommen diese Vollgas-Splitterbomben. Power und Riffs, Riffs und Power. Mehr braucht es nicht. Mehr Abschädelmucke verkraftet der Nacken sicher nicht. Dass man mit einer endgeilen ROSE TATTOO-Coverversion von `All The Lessons` den Australiern Tribut zollt, gibt einen halben Extrapunkt. Raise your Fist!

(7,5 Punkte – Jürgen Tschamler)


VIVIE ANN – When The Harbour Becomes The Sea
2019 (Believe Digital GmbH) – Stil: Female Fronted Pop / Rock

Eine weitere sanfte Dame ersucht euer Gehör mit locker flockigem Anspruchspop der Marke HEAHTER NOVA. Unbeschwert trällert sie einem bunten Vögelchen gleich ihre Geschichten in die Welt und macht dabei eigentlich alles richtig. Wunderbare Klangfarbe, flotte Stücklein mit gut gesetzten Akzenten, doch in meiner eher düster veranlagten Gefühlswelt fehlen die großen emotionalen Ausbrüche, was mir persönlich das Album als eben `nur´ gut erscheinen lässt, doch dies liegt wie so oft im Auge des Betrachters.

Nichtsdestotrotz finden sich auch definitiv Höhepunkte wie das rockige `Until My Arms Break´ auf dem zweiten Album der in Hamburg werkelnden Künstlerin. Ein Öhrchen sollte riskiert werden, wenn man seiner Liebsten mal wieder was Gutes tun will oder doch kein so harter Kerl ist, wie alle denken.

(7.2 meeresluftige Punkte – Less Leßmeister)

 


 

DOOM – Zugaben


CRIMSON ALTAR – The Dwelling
2019 (Independent) – Stil: Doom

Nachdem ich CRIMSON ALTAR nach dem großartigen Einstand 2016 etwas aus den Augen verloren hatte, kommen sie mit einem kleinen Meisterwerk zurück.

Herzstück der Portländer Heavy Doomer ist der weiblich warme Gesang unter Hinzunahme der Flöte. Dies verleiht dem Ganzen einen psychedelischen Touch.

Wer BLOOD CEREMONY mag, sollte die Band auf alle Fälle antesten, ihr werdet es nicht bereuen.

(Thomas Wolff)

http://crimsonaltar.bandcamp.com/album/the-dwelling

 

 


BLACK LUNG – Ancients
2019 (Noisolution/Soulfood) – Stil: Doom Blues

Nun ist sie endlich herausgekommen, die neue Scheibe von BLACK LUNG aus Baltimore, Maryland. Und wieder ist ein höchst interessantes Album entstanden, das keine Wünsche offen lässt.

Hier gibt es Grooviges, Power, Psychedelica und Doomiges sowie vieles mehr zu entdecken.

Vielleicht kennt der eine oder andere die Heavy Rock Band von der WDR-Rocknacht oder vom Freak Valley Festival.

(Thomas Wolff)

https://ripplemusic.bandcamp.com/album/ancients

 

 


 

 

 

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