LA DISPUTE – Panorama

Johannes Zenner22. März 2019

~ 2019 (Epitaph Records) – Stil: Post-Hardcore

Es gab in jüngster Vergangenheit im Hardcore wenige Bands mit einem ähnlich großem Spaltpotenzial wie LA DISPUTE (…wie der Name bereits vermuten lässt? Anm. v. UV). Hier ist alles noch ein bisschen verkünstelter: literarischer Anspruch, visuelles Erleben von Musik mit grellen Farben – und so weiter. Dass auch andere Bands mit Ambition wie DEFEATER oder TOUCHÉ AMORÉ, die mit ähnlichen Konzepten und Stilmitteln arbeiten, weit weniger Hass ernten da draußen, geschenkt. Fakt ist: Die engstirnigen Vertreter der Szene werden angesichts LA DISPUTE 2019 weiter Gift und Galle spucken.

Dabei wollten LA DISPUTE nie das Mittelmaß, sondern immer schon mehr: Bereits das Album ´Wildlife´ (2011) zeigte, dass sie Hardcore als Bühne und vor allem Evolutionsfeld gebrauchen. Und einfach ihre Geschichten erzählen wollen, damals über das Kleinstadtleben in den “trumpy” USA – begleitet von einem Sound, der sich schon deutlich in Richtung Rock bewegte. BRUCE SPRINGSTEEN und ´Nebraska´ (1982) im Sinn. Auch ´Rooms Of The House´ (2014) stand für Progression. Man hörte eine Band, die konzeptionell einen weiteren Schritt ins Feuilleton gemacht hatte. Musikalisch sanft-verschroben post-corig bis jazzig.

Auf ´Panorama´ will man wieder woanders hin. Mehr Emo wagen. PROMISE RING beispielsweise waren 2002 mit ´Wood/Water´ auch schon da. Im Lala-Land. LA DISPUTE sehen ´Panorama´ als Reise, musikalisch mal laut, mal leise – man höre nur den Opener: ´Rose Quartz/Fulton Street´. Es zählen Melancholie, Dramatik und das besondere Trademark von Sänger Jordan Dreyer: die Spoken Words. Zwischen diesen ganzen bedrohlichen, aber auch mitreißenden Klangwelten reihen sich im Verlauf mehrere, eher klassische Emo-Balladen wie ´Rhodonite And Grief´, das mit Trompete daherkommt und ´There You Are (Hiding Place)´, getragen von lieblichen Gitarrenakkorden und irgendwann knietief im Slowcore-Sludge versunken. Die zehn Songs sind kunstvoll inszeniert von Will Yip, der auch schon CODE ORANGE neuen Druck gab und TURNSTILE weiter massentauglich machte.