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DEVICIOUS – Reflections

~ 2019 (Metalapolis Records) – Stil: Melodic Rock ~


Schon das 2018er Debüt wusste mit treibenden Songs wie ´Calling Angels´ oder der ´STYX´-Hommage ´A Night To Remember´ zu überzeugen. Daher kommt dieser nochmalige Qualitätssprung umso überraschender, zumal wir es hier mit keiner Newcomerband zu tun haben, sondern mit gestandenen Musikern aus dem Umkreis von Karlsruhe. Neben heimischen Bands und den Genregrößen haben auch die jungen Schweden der vergangenen Jahre ihren Einfluss im Sound der Band um Komponist und Bassist Alex Frey hinterlassen. Alles andere als originell und gespickt mit Zitaten wird hier musiziert, aber die Songs sind unfassbar spannend komponiert und grandios aufgebaut.

Das können wir uns beispielhaft direkt mit dem ersten und vielleicht sogar schon besten, sehr druckvollen Track ´Long Way Home´ vor Ohren führen. Immer wieder werden bei DeVICIOUS gerade die Bridges und die absolut großartigen Refrains geschickt zunächst mit einem kleinen, flüssigen Taktwechsel hervorgehoben und ziehen damit vollste Aufmerksamkeit auf sich. Gerne wird aber auch im weiteren Verlauf mit flüssig variierendem Tempo die Spannung hochgehalten. Unter Beteiligung von Age Sten Nilsen (´WIG WAM´, ´AMMUNITION´) soll dann mit ´Never Let You Go´ der kommerzielle, keyboardlastige Hit des Albums gelingen. Sehr schönes Liedchen, natürlich vom Songwriting eher etwas unspektakulärer und cheesy, so auch der Plan.

Ein Verkaufshit im Melodic Rock ist aber heutzutage nicht mehr so wahrscheinlich. Glück. gehabt, denn für den geklauten Refrain von ´Understand´ würden die Tantiemen an ART NATION gehen. Ansonsten tönt der Song allerdings eher im Sinne von FAIR WARNING. In der Folge wechselt man wieder zwischen knackig (´Desire`) und etwas cheesy (das ´Hungarian Girl´ wird gerade besungen). ´Flying´ ist dann tatsächlich mal ein Song in dem das Songwriting etwas konventioneller ausfällt bzw. abfällt.

Mich erinnert der nächste Song irgendwie an CZAKAN, die einst vor mittlerweile auch fast 30 Jahren mal einen Sommer aufspielten. ´Saturday Night´ lässt alte Zeiten aufleben. Man erinnert sich an schwere Zeiten, aber wie geil man es trotzdem findet, einen Auftritt zu haben. Damit können wir mal kurz den Bogen zu den gerade abgelaufenen Live-Gigs mit AMMUNITION spannen, die nicht mehr alle stattfanden. Der hier sehr ordentliche Sänger Zoran Sandorov schwächelte live doch offensichtlich in den Höhen. Mittlerweile hat man sich getrennt. Die anstehenden Festivals beim Indoor Summer in HH und beim Heat in LuBu wird man also aller Voraussicht bereits mit neuem Frontmann angehen.

Auch hintenraus finden sich mit ´We’re Dying´ und ´Feel The Heat´ nochmals richtig geile Kracher, während die JOURNEY-Verehrung ´Run Together´ mit von der Decke tropfendem Flüssigzucker eher weniger gelingt (schreckliche Keys). Schmunzeln lässt aber das ´Seperate Ways´-Zitat. Kleiner Tipp, die entsprechende Textzeile ist hinsichtlich Tempus und Person verändert 🙂 .

In der Summe bin ich trotzdem unheimlich beeindruckt. Kaum ein Melodic Album der letzten Jahre hatte durchgängig so ein teuflisch starkes Niveau. Da bewegt man sich nahezu in TREAT- oder ECLIPSE-Sphären, auch wenn aus vier Genre-Jahrzehnten einiges manchmal etwas übertrieben reflektiert wird. Aber wir wollen ja gerade keinen verschollenen Picasso begutachten, sondern maximal möglichen Fun mit einem tollen Album haben. Bitteschön, ihr müsst nur noch zugreifen.

(9,25 Punkte)

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