ALMANAC, ENEMY INSIDE, NEW LEVEL
~ 08.03.2019, 7er Club Mannheim ~
Wieder einmal ruft ein (eigentlich) attraktiver Headliner in den 7er, leider ist die Resonanz dieses Mal nicht ganz so groß. Das liegt möglicherweise am parallelen Programm am heutigen Abend, vielleicht ist insgesamt auch im Moment zu viel los, so dass die Fans einfach übersättigt sind. Warum auch immer, das Interesse ist eher gering, der Zuspruch leider minimal.
Deshalb eröffnen NEW LEVEL aus Minsk in einem fast noch leeren Club. Ihr Groove Metal – mit Einflüssen zwischen RAGE AGAINST THE MACHINE und SOULFLY – ist recht eindimensional und wenig überzeugend. Der Brüllwürfel am Mikro erinnert mich eher an die Aliens aus ´Mars Attacks´ als an einen Sänger. Meine Frau spricht beim Genuss solcher Klänge von “am Boden liegen und sterben”. Die Instrumentalfraktion arbeitet solide und ein Song bekommt sogar ein kleines Gitarrensolo. Zu konstatieren bleibt für mich aber, es nicken zwar endlich doch ein paar Köpfe mit, als aber vor einigen Tagen an gleicher Stelle MAYFAIR standen, konnten diese, trotz sperriger Musik, den Hörer mitnehmen, wenn sich dieser einlassen wollte. Das dürfte den sympathischen Weißrussen leider nicht ganz so gut gelungen sein.
Aus Aschaffenburg finden ENEMY INSIDE den Weg an den Rhein. Der Fünfer um Sängerin Nastassja Giulia ist mit dem Albumdebüt ´Phoenix´ unterwegs. Aufgrund der Grundhärte und dem Verzicht auf Operngesang liegt hier aber nicht der typische “Trällerelsenmetal” vor. Ein paar Effekte und Intros vom Band fallen hier nicht sehr ins Gewicht. Im Gegenteil, sie können mit starken Songs und gutem Gesang ein paar Punkte einheimsen. Dass Nastassja die Ausstrahlung von Jutta Weinhold noch fehlt, liegt einfach an ihrem jungen Alter. Ich bin mir sicher: diese Band hat Zukunft. Geschmack ist schon vorhanden, was auch das Cover von TEXAS’ Pophymne ´Summer Son` belegt.
Auch ALMANAC sind kein Fall für das No Playback Festival… Aber diese Truppe lebt von fetten, orchestralen Klängen. An dieser Stelle hätte ich zumindest ein Keyboard überzeugend gefunden. Trotzdem liefern die Jungs und das Mädel einen saustarken Auftritt ab. Schon der Einstieg mit ´Cleansed By Fire´ vom LINGUA MORTIS ORCHESTRA zeigt, heute geht es auch um die Songs aus Victor Smolskis früherer Karriere bei MIND ODYSSEY, RAGE und eben auch LMO. Victor zeigt, was er und seine Gitarre können, der Neu-Sänger Patrick Sühl ist gut bei Stimme. Hin und wieder bedient er auch die zweite Gitarre. Jeanette Marchewka ist sowohl eine Ohren- als auch eine Augenweide. Besonders spannend ist es, wenn sie die Geige an den Start bringt. Davon gern beim nächsten Mal mehr.
Hits gibt es am laufenden Band, ´Down´, Soundchaser´ oder ´No More Shadows´ seien genannt. Das Instrumental ´Unity´ mit Shred-Einlagen gibt auch Raum für Bass- und Drumsolo von Tim Rashid und Kevin Kott. Dass Victor Smolski hier Musiker um sich geschart hat, mit denen er, wie er selbst sagt, gern arbeitet, nimmt man der Truppe ab. Sie sind alle nicht nur Musiker, sie sind mit Leib und Seele bei der Musik. Seine Einflüsse und seine Art zu komponieren zeigen auch, warum Victor auf Dauer nicht der richtige Man für RAGE war. Seine Art zu musizieren ist einfach zu “um die Ecke”. Das hat sich eine Zeit gut ergänzt, nun ist seine Arbeit mit ALMANAC sicher der bessere Weg.
Das kleine Publikum feiert, als wären wir in einem ausverkauften Laden. Zugaben werden gefordert und geliefert. Für alle im 7er war das sicher ein guter Abend. Und, wie immer hier, nach dem Konzert haben alle noch Zeit für Gespräche, Fotos und Autogramme.
Fotos by Marco Magin