LUCY IN BLUE – In Flight
~ 2019 (Karisma Records) – Stil: Prog Rock ~
Bonjour Tristesse. Hallo Traurigkeit!
Das hier ist kein Prog Rock von der Sorte, der einen zum Staunen (´Metropolis Pt. 1´) oder Grinsen (´The Doorway´) bringt.
Das hier ist kein Prog Rock, der in zwei Minuten 20 Breaks unterbringt, oder einen Laien, der mitzuspielen versucht, verzweifeln lässt.
Das hier ist Prog Rock, der ausgiebig in Stimmungen badet, seine Melancholie auskostet, Traurigkeit und Nebelgräue auskostet.
Das hier ist Prog Rock, der ohne instrumentale Exzesse auskommt, aber mit viel Können, der Kunst des Romantischen huldigt.
Das hier ist Prog Rock, der es einem nicht leicht macht. Im Gegenteil, beim ersten Durchlauf kann es passieren, dass man nach dem dritten Song aufgrund der Stimmung abschalten muss. Im zweiten Versuch sollten aber Funken schlagen. Spätestens die von Cowbells rhythmisch angetriebene Nummer ´Matricide´ trifft ins Schwarze. Mitten in die Zehn. Nachdem die zwei Teile ´Alight´ und ´Respire´ eher in Trauer wühlen, machen sich auch positive Gefühle breit. ´Nuverandi´ mäandert instrumental in den Gehörgang, schraubt sich ins Gedächtnis. In ´Tempest´ stürmt die Orgel durch die musikalische Landschaft. Der zehnminütige Titeltrack schwebt wieder ruhiger vor sich hin. Vielleicht, dass vor dem inneren Auge Sterne vorbeiziehen, vielleicht sind es Wolken oder eine wandernde Elefantenherde. Ein ruhiges Fließen entlässt den Hörer zu fließender Ruhe. Und wenn dieser am Ende wieder ´On Ground´ den Boden erreicht, dann endet eine Reise, die zumindest ich so nicht erwartet habe.
Das hier ist keine Musik die erobert, diese Musik will selbst entdeckt und erobert werden.
(8 Punkte)
