LANCE KING – ReProgram
~ 2019 (Nightmare Records) – Stil: (Prog) Metal ~
Der US-amerikanische Sänger Lance King musste in den letzten sieben Jahren zahlreiche Familiendramen verkraften. Da in dieser Zeit auch die Musikindustrie stark mutierte, startete der Besitzer von “Nightmare Records” fürwahr eine Crowdfunding-Kampagne, um sein zweites Solo-Werk zu realisieren. Glücklicherweise fanden sich zur Finanzierung des von Lance King & Jacob Hansen (VOLBEAT, EVERGREY, ANUBIS GATE, EPICA) produzierten Werkes genügend Pledger. Nur so konnte der Traum vollendet werden. Mit zwei neuen und insgesamt vier, noch zur Sprache kommenden Co-Songwritern schuf King letztlich ´ReProgram´. Neben diesen Mitstreitern fanden sich folgende Gäste im Produktionsprozess ein: Schlagzeuger Morten Gade Sørensen (PYRAMAZE, ANUBIS GATE), Keyboarder Fred Columbo (SPHERIC UNIVERSE EXPERIENCE), Bassist Jakob Riis (L WOOD JOY) und Gitarrist Mattias IA Eklundh (FREAK KITCHEN).
Dass Lance King in vielen Domänen zu Hause ist, belegen seine bisherigen Gesangsdarbietungen bei PYRAMAZE, BALANCE OF POWER, AVIAN, GEMINI, ILIUM oder EMPIRE. Der Titelsong ´ReProgram´ bewegt sich daher in den von King zumeist beschrittenen Bahnen und ist eine sich wunderbar aufbauende Komposition im Stile der Neunzigerjahre aus der Sphäre von QUEENSRYCHE. Das äußerst erlesene ´Pointing Fingers´ kreist dagegen mit progmetallischem Instrumentarium im frühen DREAM THEATER-Stil umher – ein wundervolles Lied. Auch die Komposition ´Spell Of Domestication´ schließt an diese Stilistik an, die mit Gitarrist Matt Hodsdon (CHAOS FRAME) erschaffen wurde. Ebenso gebar diese Kooperation das eher schleppende ´Reaction Formation´ sowie das drängelnde ´Chaotica´.
Indes ist ´Stand Your Ground´ eine scharfe Salve unter Einbeziehung der DARKWATER-Front in Form von Gitarrist Markus Sigfridsson, inklusive metallischem Groove zum Kopfschütteln, während sich ´Limitless´ melodisch in die Gehörgänge fräst. Bassist Rich Hinks (ANNIHILATOR, AEON ZEN) zeichnet sich mit King für das erwähnte ´Pointing Fingers´ sowie das zehnminütige Grande Finale [sic] ´A Mind At War´ verantwortlich. Selbst die Melodic-Metal-Schönheit ´Perfect World´ stellt die Härte nicht hinten an. Der harte Ohrwurm des Albums nennt sich ´Technology´ und ist wie der Titelsong gemeinsam mit Gitarrist Kim Olesen (ANUBIS GATE) komponiert. Ein starkes Solo aus anderen Welten krönt diese Schöpfung. Sirenenhaft schwingt ´Wide Open´ hin und her, verbreitet dabei etwas O.S.I.-Duft.
Ergo: Die Stimme des bald 57-jährigen glänzt weiterhin auf Weltklasse-Niveau. Sie schenkt uns echte Ohrenschmeichler (´Technology, ´Limitless´ und ´Perfect World´), außerdem Gesangsleistungen an denen sich in diesem Jahr Todd La Torre (´ReProgram´) und James LaBrie (´Pointing Figers´) messen lassen müssen, nachdenkliches (´Reaction Formation´) und extravagantes (´Wide Open).
Die Verarbeitung etlicher Schicksalsschläge von Lance King sowie die aktuelle weltpolitische Lage hätten als Entgegenstellung ein fröhliches Werk zu Tage fördern sollen, doch die Gedankenflüsse verfallen bei der Bewältigung des Lebenskampfs eher dunklen Gemütszuständen. Thematisch widmet er sich der ursprünglichen, jedem Menschen innewohnenden Magie, die ein jeder beim Heranwachsen und Einfinden in die Gesellschaft verliert. Regeln werden in allen Lebensbereichen aufgestellt, ganz gleich ob notwendig oder mit Hintergedanken indoktriniert. Ergo sum: ändere dein Leben, ändere deine Programmierung, ändere die Vorstellungen von Glück und Erfolg, beginne mit der Umprogrammierung – jetzt.
Wer in diesem Jahr über progressiven Metal spricht, muss über Lance King reden. 2019 gibt es nur einen King, Lance King.
(9 Punkte)
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