HOLLOW – Between Eternities Of Darkness
~ 2018 (Rockshots Records) – Stil: Power Metal ~
HOLLOW waren in den Neunzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts eine dieser schwedischen Formationen, die den Stahl in seiner US-amerikanischen Art und Weise zelebrierten, ohne in den Verruf zu geraten, allein die truemetallische Kutte zu tragen. Sie waren zwar von QUEENSRYCHE und CRIMSON GLORY beeinflusst, zeigten sich allerdings druckvoller und zielgerichteter – das war Power Metal aus einer nicht längst vergessenen Dekade.
HOLLOW veröffentlichten zwar imho keine Volle-Punktzahl-Klassiker, wurden zudem trotz Veröffentlichung bei einem Label-Riesen nicht sehr bekannt, besaßen dennoch auf ihren beiden Scheiben (´Modern Cathedral´, 1997, und ´Architect Of The Mind, 1999) das gewisse Etwas, das sie bis heute gegenüber unzähligen anderen Formationen im Gedächtnis verweilen ließ. Vor allem ihr Sänger wurde in den Liedern sofort erkannt. Sänger/Gitarrist Andreas Stoltz war und ist das Aushängeschild von HOLLOW. 2018 ist er mit seiner Formation wieder zurückgekehrt. Stoltz lässt HOLLOW wieder auferstehen, ohne auf ehemalige Mitglieder Rücksicht zu nehmen. HOLLOW sind in diesen Tagen ein Ein-Mann-Projekt. Glücklicherweise im Studio verstärkt um Schlagzeuger Stalder Zantos und Gitarrist David Bergner, so dass erst gar keine Bedenken hinsichtlich der Produktion aufkommen müssen.
Zwanzig Jahre später präsentieren HOLLOW mit ´Between Eternities Of Darkness´ ein Konzeptwerk über eine sich sorgende Mutter, die ihren Sohn an falsche Freunde verlieren sieht. Der dunkle Unterton bleibt somit musikalisch und textlich erhalten. Der Opener ´Travel Far´ verteilt mit seinem thrashigen Rhythmus-Feuerwerk umgehend das erhoffte Seelenheil. Sirenenartige Gitarren erklingen zeitweise, schnell und unbeugsam, kleine Breaks zur Verlangsamung lockern auf, dazu minimal orientalische Anklänge – fertig ist der perfekte HOLLOW-Song im Hier und Jetzt. Zu alledem erklingt diese fantastische Stimme. ´Pull Of The Undertow´ ist an Dramatik und Ausdruck innerhalb des HOLLOW-Universums kaum zu überbieten – und dann stimmt Stoltz auch noch in wenigen Abschnitten diesen lieblich hohen, Gänsehaut erzeugenden Ton an. Fantastisch, wie gesagt. Der Gesang besitzt allezeit, nicht nur in ´Calling´, eine Besonderheit, muss somit jeden Hörer von Geoff Tate, Ray Alder und Lance King ansprechen. Im schrillen Wahnsinn des Gesangs tauchen sogar Träumereien mit Jutta Weinhold auf.
Ein ´Fate Of The Jester´ ist dem Anschein nach Prog Rock. Natürlich könnten HOLLOW solchen hervorbringen, doch das Ergebnis ist fett pumpender Power Metal, der sowohl alle Mitsinger eines Live-Publikums mitnimmt als auch die Mitsummer mit verschrobenen Gesichtsfalten der Gitarrenmelodien. Einige werden ´Shadow World´ einfach nur als balladesk bezeichnen, anderen wiederum wird es ein langes, wohlig stimmendes Frösteln schenken. Alle jedoch holt ´Hidden´ im Stechschritt zurück in die Wirklichkeit. Es ist ebenso wie ´Down´ aufgrund seiner schlicht bretternden Rhythmik mehr Neunziger als erwartet.
Daher bleibt der Zukunftsglaube, dass 2019 mehr Hörer auf HOLLOW aufmerksam werden, damit diese weitere Pfade einschlagen können, wie die ´Road I’m On´, mit gekonnt (prog)metallischen Power-Kurven. Und das mitreißende Finale ´Say Farewell´ darf hier wirklich kein Abschied für weitere 20 Jahre sein. HOLLOW müssen bleiben, wo und wer sie sind.
(8,25 Punkte)