SPILLAGE – Blood Of Angels
~ 2019 (Qumran Records / No Dust Records) – Stil: Power (Doom) Metal ~
Viele US Metal-Formationen leben in diesen Tagen ihre Liebe zu dunkleren Klängen aus, die nicht sofort dem Birmingham´schen-Doom klassischer Schule zugesprochen werden muss. Die Chicagoer Formation SPILLAGE ist in dieser Hinsicht ebenso ein Unikum. Das zweite Album ´Blood Of Angels´ der Band um ex-EARTHEN GRAVE-Gitarrist Tony Spillman wurde zwar von TROUBLE-Gitarrist Bruce Franklin produziert, der auf dem SPILLAGE-Debüt noch selbst als Gast eine der Sechssaitigen bediente, und von THE SKULL-Gitarrist Lother Keller gemischt, der auf dem Debüt sogar für den Gesang zuständig war, dennoch ist ihr neuestes Werk nicht nur für musikalische Leidensgenossen von TROUBLE und THE SKULL von Bedeutung. Die Keyboards von Paul Rau schieben die Atmosphäre vielmehr in die Tony Martin-Ära von BLACK SABBATH. Tribut wird abschließend freilich mit der würdigen Coverversion von ´Dirty Woman´ aus 1976 gezollt.
Auf der einen Seite sind somit die Einflüsse klassischer Bands bei SPILLAGE auszumachen, zu denen außerdem RAINBOW und URIAH HEEP gehören, deren organischer Tastensound in vielen Momenten durchblickt, gleichzeitig übt jedoch der US Metal seine Gewalt aus. Dazu trägt Neu-Sänger Elvin Rodriguez mit seinen rauen als auch melodischen Stimmbändern grandios bei. Aufgrund der Keyboards sind überdies OPPOSITE EARTH nicht fern und der Doom-Faktor erinnert in seiner Umsetzung vielfach an VENI DOMINE. Selbst wenn die Gruppe überwiegend schleppende Songs vorträgt, ist jederzeit – aufgrund eiliger Etappen – Abwechslung vorhanden. Es bleibt zudem nicht unentdeckt, dass bei der Mischung aus dem drückenden Gitarrenwerk und dem Gesang von Elvin Rodriguez eine Verbindung zur Halle des Bergkönigs á la SAVATAGE besteht. Allein die spitzen Schreie eines Jon Oliva verkneift sich Mr. Rodriguez. Insbesondere in ´Blood Of Angels´ und ´Living In Hell´ wartet der Mountain King geradezu an jeder dunklen Abzweigung.
Können SPILLAGE in Zukunft mehr Songs wie ´Blood Of Angels´, ´Living In Hell´ oder die schwebende Schönheit ´Voice Of Reason´ präsentieren, dann rennen sie nur offene Türen ein. Gleichwohl sind sie bereits 2019 äußerst außergewöhnlich – und eine Entdeckung wert.
(8 Punkte)
