OVERKILL – The Wings Of War
~ 2019 (Nuclear Blast Records) – Stil: Thrash Metal ~
OVERKILL sind einfach OVERKILL. Drei Alben aus ihren knapp 20 Studioalben als DIE Highlights herauszupicken ist schwierig bis unmöglich. Für mich sind dennoch die OVERKILL-Highlights `Feel The Fire`, `Horrorscope`, `Ironbound` und seit ein paar Wochen auch noch `The Wings Of War`, das neunzehnte Album der New Yorker Metal-Legende.
Waren `Ironbound` sowie das folgende `The Electric Age` massive OVERKILL-Statements, war bei den beiden Folgealben gefühlt etwas die Luft raus. Nicht dass die Alben schlecht wären, aber die Songs hatten weniger Durchschlagskraft. Auf so ein Album hatte ich mich nun wieder eingestellt: gut, aber nicht sensationell.
Aber mein lieber Herr Gesangsverein, was Bobby „Blitz“ Ellsworth und seine Männer hier eingezimmert haben, ist schlicht ein Massaker. Alleine das durchgehend hohe Tempo lässt das Esszimmer aufklappen. Zehn Songs in absolut kompromissloser Spielweise und auf einem Niveau, das einfach mörderisch ist. Sicher wird es wieder Nörgler geben, die kein `Feel The Fire` oder `Rotten To The Core` heraushören, aber HALLO, das war 1985! Dass sich OVERKILL nur ein paar wenige Male in ihrer Karriere musikalisch verrannt haben, darf nicht verschwiegen werden, aber sie haben zurückgefunden, zu ihrem schnellen, unverwechselbaren Stil und liefern seitdem wieder sehr gute bis exzellente Platten. `The Wings Of War` ist zuständig für einen erhöhten Adrenalinausstoß.
Man muss OVERKILLs Stil nicht beschreiben. An der Person, die bisher kein OVERKILL-Album gehört hat, ist musikalisches Kulturgut vorbeigezogen. OVERKILL sind Wut, Aggression, schrille Vox, schnelle bösartige Riffs und ein Drummer auf 110 Prozent. Bei OVERKILL spielt technische Präzision die zweite Rolle, die Band macht ihre Pluspunkte mit ihrer direkten, schnellen Spielweise und hier vor allem mit den typisch sägenden OVERKILL-Riffs. Tempo, Tempo, Tempo ist die Devise.
`The Wings Of War` wirkt wie eine brutale Hetzjagd und der Gehetzte ist der Fan. Dem bleibt keine Atempause. Einige Songs sind erwartungsgemäß hochwertige OVERKILL-Qualität, andere zerquetschen einem schlicht die Eier. `Head Of A Pin`, `Believe In The Fight`, `Out On The Road-Kill` um dies zu präzisieren. Dass hier und da der punkige Einfluss durchkommt, ist nicht verwunderlich, immerhin haben wir es mit OVERKILL zu tun, deren Roots auch in diesem Musiksegment zu finden sind. Und Jason Bittner schlachtet sein Drumkit regelrecht, wobei man bei den Hochgeschwindigkeitspassagen ein Trigger-Gefühl nicht los wird.
OVERKILL enttäuschen mit diesem Album zu keiner Sekunde. Sie setzen auf die bewährte Tradition, bauen einen hohen Aggro-Faktor mit ein, vertrauen auf ein bisschen Old-School und liefern zehn Songs, die nur so vor Power, Wut und Aggression bersten. Ohne Zweifel ist `The Wings Of War` eines der besten OVERKILL-Alben in ihrer langen Discographie. Läuft.
(8,5 Punkte)