CARAVELA ESCARLATE – Caravela Escarlate
~ 2017/2019 (Karisma Records) – Stil: Symphonic Prog ~
Brasilien ist ein Land mit vielen Facetten, mit tropischen Urwäldern, meilenweiten Stränden, mit Siedlungen von Eingeborenen und Millionenstädten, Fußball und Capoeira. In Manaus steht das älteste Opernhaus in Südamerika und in Sao Paulo findet sich das größte Museum für europäische Kunst im lateinamerikanischen Raum. Und Brasilien ist auch Musik. In den seltensten Fällen kommt diese in Europa zeitnah an. Im metallischen Sektor haben ANGRA oder SEPULTURA den Sprung auf den alten Kontinent geschafft.
Mit ´Caravela Escarlate´ liegt uns ein Prog Rock-Output vor. Das zweite Album der aus Rio de Janeiro stammenden CARAVELA ESCARLATE. Ursprünglich schon 2017 veröffentlicht, erhält es nun via Karisma-Records einen weltweiten Vertrieb.
Die Besetzung mit David Paiva an Bass, Acoustic & Electric Guitar sowie Vocals, Ronaldo Rodrigues (ARCEPELAGO) an den Keyboards und dem Drummer Elcio Cáfaro zeigt schon eine Richtung auf. Aus der wäre zum einen EMERSON LAKE & PALMER zu nennen. Dabei wird deren latenter Wahnsinn nicht erreicht, muss er auch nicht. Selbst die vermeintliche Kommerzialität der deutschen 70er Jahre Legende TRIUMVIRAT wird nicht angepeilt. Die Wurzeln sind an einem anderen Ort zu suchen.
Der Stiefel hat ab 1970 eine ganze Reihe prägender Prog Acts hervorgebracht. PREMIATA FORNERIA MARCONI oder BANCO DEL MUTUO SOCCORSO wären als Inspiration zu vermuten. Das liegt zum einen an der sprachlichen Verwandtschaft und zum anderen in der Wahl ähnlicher musikalischer Mittel. Es wird eben nicht auf Deibel komm raus geproggt. Im Mittelpunkt steht der Song und die Wirkung von Melodie und Rhythmus. Darum wirkt ´Caravela Escarlate´ als Album so homogen. Klar voneinander abgegrenzte Songs, die dennoch miteinander harmonisieren. Jedes Stück, selbst der 11-Minüter ´Planeta Estrella´, wirkt kompakt und auf den Punkt gebracht, ohne unnötigen Schlenkern. Der Bass wird immer wieder auch als Melodieinstrument eingesetzt. Auch der Gesang dient eher als Musikinstrument. Das Schlagwerk trägt ebenso zur Atmosphäre bei. Die Gitarre wird eher sparsam, dafür effektiv eingesetzt, die Hauptlast tragen die Tasteninstrumente in ihren verschiedenen Färbungen. Es ist kein Instrumentalalbum, wirkt jedoch wie eines. Es ist auch keine altbackene Musik, sie fließt und fesselt, im besten Sinne filmischer Musik. Wer sich von den oben genannten Vorbildern angesprochen fühlt, sollte dieses Album einmal antesten.
(8 Punkte)
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