FRENZY – Blind Justice
~ 2019 (Underground Power Records) – Stil: Heavy Metal ~
Ein heutzutage gewählter Bandname ist bei der gewöhnlichen Internetsuche nicht immer von Vorteil. Ein Beispiel ist die Suche nach FRENZY: es erscheinen zu viele und zu viele verschiedene Ergebnisse, auch eine seit 1983 sehr aktive Psychobilly-Truppe springt heraus. Ein Ergebnis liefert sogar ein Open Air Festival in Gardelegen. Über die Landeszugehörigkeit erzielen wir das gewünschte Ergebnis. Wirklich viel gibt es aber auf der Homepage von FRENZY oder auf Bandcamp nicht zu entdecken. Die Musik dagegen ist es wert, entdeckt zu werden. Wer schlau war, findet in den dunklen Katakomben, denn seit unserer Homepage-Umstellung sind leider immer noch nicht alle alten Kritiken online, die Kritik zu FRENZYs 2016er EP (siehe hier).
Die Madrilenen FRENZY huldigen schlichtweg dem guten alten Heavy Metal und der Welt der Comics von Marvel. Und es macht einen riesigen Spaß, dabei zuzuhören. Elf Tracks in der Schnittmenge von LIZZY BORDEN, HEAVY LOAD und aktuell NIGHT DEMON, abgeschmeckt mit einer Prise JUDAS PRIEST, was will ich mehr? Vielleicht mehr davon… Also noch mal, und schön laut!
Schon der erste Song, der Titeltrack ´Blind Justice´, ein schneller Banger mit recht eingängigem Refrain, verschlepptem Break und dramatischem Solo, zeigt, wo es lang geht. Heavy Metal der 80er Schule! Wie ´From Hell´ startet, könnte auch ein NIGHT DEMON-Song beginnen. Die Verwandtschaft der Wurzeln ist nicht zu überhören. Gerade auch in diesem Song fällt Sänger Anthony Stephen auf. Der US-Import trifft vielleicht nicht jeden Ton, vor allem in den Höhen. Was aber wichtig ist, sein Gesang, der etwas an Jeff Scott Soto oder Tony Martin erinnert, ist leidenschaftlich und voller Inbrunst.
Die Gitarrenarbeit in ´Killing With A Smile´ hat Züge von JUDAS PRIEST. Die Leads am Anfang von ´Save Me´ starten in eine lässige Melodic Rock-Nummer, die so auch von DOKKEN stammen könnte. Dabei ist das keineswegs soft oder kitschig, dafür live sicher ein Stimmungsgarant. Das Zwischenspiel ´Twilight Of The Sapiens´ mit einen Bass, der mächtig nach MANOWAR klingt, ohne Joeys Selbstverliebtheit erreichen zu wollen, leitet über zur Mitgrölnummer ´We Are The Future´. Was neben dem Sänger immer wieder auffällt, sind die Soli der Gitarristen, die sie sich wohl teilen. Es wird immer wieder übers Griffbrett geflitzt, ohne damit zu übertreiben. SO geht songdienliches Solieren.
Der Speedster ´Velocity´ (nomen est omen) ist ein kleiner Gruß an die alten HELLOWEEN. Erneut zum Mitgrölen ist ´Mad Ball´. ´Waiting On Your Call´ ist eine Hard Rock-Nummer ohne Plüsch, ´Annihilated By My Sound´ ist der vorletzte Song. Nein, ich bin nicht vernichtet worden, dieser Sound macht eher gute Stimmung. Die letzte Nummer heißt ´Shred Or Die´ – und dieser Titel sagt sofort, was drin ist! Zum Abschluss wird über sechseinhalb Minuten nochmals geshreddert was das Zeug hält. Wer da nicht grinsen muss, der sollte seinen Keller aufsuchen!
Was vom Artwork schon ins Auge springt, gefällt ebenfalls ehr. Über Bandcamp wird eine Vinylversion angeboten, auf der das Cover sicher mächtig Wirkung entfaltet, dazu gehört ein 16-seitiger Einleger mit den Lyrics, der wie ein Comic gestaltet ist. Musikalisch ist alles sicher nicht perfekt, der ganz große Ohrwurm fehlt auch noch, dennoch möchte ich dieses Album einschlägig Infizierten ans Herz legen. SHRED ON!
(7,5 Punkte)