TELEGRAPH – Mir
~ 2018 (Acum/Just For Kicks Music) – Stil: Prog Rock ~
Musik an. Treiben lassen. In Gedanken bei Sergei Konstantinowitsch, einem ehemaligen russischen Kosmonauten, der mit 803 Tagen Gesamtaufenthalt im Erdorbit, bei sechs Ausflügen ins Weltall, der Raumfahrer mit der längsten Aufenthaltsdauer im All ist. Sein Aufenthalt auf der Station Mir wurde durch den Zerfall der Sowjetunion um ein halbes Jahr verlängert. Als Bürger der Sowjetunion unter Boris Jelzins ins All zur TM-13 Mission gestartet, kam er nach zehn Monaten als Bürger der Russischen Föderation zurück. Seine Heimatstadt hieß von nun an St. Petersburg statt Leningrad.
Die Gedanken kreisen, die Musik verläuft in geordneten Bahnen. Nicht im Space Rock. Es ist sanft getragener Progressive Rock, wie er im Frühtau der Siebzigerjahre gespielt wurde. Die Klänge kommen aus Tel Aviv, Israel. TELEGRAPH sind ein Quartett aus Gitarrist Tal Rubinstein (Gitarre, Gesang), Avi Barak (Drums), Liran Herrnstadt (Bass, Gesang) und Eze Sakson (Keyboards). Wärme und Leichtigkeit strahlen ihre Lieder aus. Sie fließen keineswegs ziellos, aber schwerelos voran. Der in der Raumstation verhallende Gesang spielt dabei eine untergeordnete Bedeutung, die Berührung mit den Klängen eine größere. Dementsprechend überreichen TELEGRAPH jeweils einen vier- und einen sechsminütigen Rundflug, drei Achtminüter sowie zum Ausklang eine 15-minütige Flugkunst zur Hand. Melodisch werden Bilder gezeichnet, Klangwelten erzeugt. Ein edler Zeitvertreib bei einem beinahe einjährigen Aufenthalt im Weltall.
Zwischen Space und Time sind ausreichend Parallelitäten zu PINK FLOYD und CAMEL auszumachen, lassen die Kompositionen von TELEGRAPH jedoch nicht weniger beachtenswert erscheinen. Wie die Kosmonauten im All zu vergessen – sollte diesem Werk nicht passieren. Zwischen ´Moonmadness´ und ´Battlement´ sollte noch ein Platz im Universum für ´Mir´ zu finden sein.
(7,77 Punkte)