T.A.C.E. PROJECT – Time Traveller
~ 2018 (Independent/YouTunez) – Stil: Melodic Rock/AOR ~
Meine erste Begegnung mit diesem Projekt war das Lyric-Video zu ´Driftin Throught The Night´ auf einem einschlägigen Portal.
“Live in Speed, fuck Prison and fuck Court…” Irgendwie albern, da stecken ja alle Klischees drin, schießt es einem durch den Kopf: Jungs mit schnellen Karren etc. Auf Nachfrage erklärt jedoch Sänger Mike Gerhold: “… es hat einen tieferen Hintergrund… Mein damaliger Drummer meiner Ex-Ex-Band hat sich damals nach einem Gig totgefahren – wir hatten gerade einen Plattendeal unterschrieben und sollten als Support von den SCORPIONS touren … aus der Traum … daran habe ich gedacht, als ich den Text geschrieben habe…” So bekommt der ganze Song natürlich einen Sinn und aus den Zeilen sprechen sowohl Trauer als auch Sarkasmus.
Das T.A.C.E. (The Andrzej Citowicz Experience) PROJECT besteht aus polnischen und deutschen Musikern, initiiert vom derzeit in Ägypten weilenden Gitarristen Andrzej Citowicz, und legte im Oktober 2018 mit ´Time Traveller´ nach zwei EPS das erste Album vor. Bisher war das Ganze nur ein Studioprojekt, Kontakte liefen nur über das Internet. Die Musik hat jedoch eine Qualität, die nach Liveauftritten ruft. Gefallen wird es jenen Fans, die gerne BONFIRE goutieren (Mike Gerhold war auf zwei von deren Alben als Background-Sänger zu hören), oder zu FOREIGNER oder TOTO ausflippen.
Das Werk enthält zehn Songs plus vier Bonustracks, die alle die Spielwiesen des Melodic Rock abgrasen. Wir finden flotte Rocker (das schon erwähnte ´Driftin´ sowie Vanished Love´) und eingängiges Mid-Tempo (der an einen SURVIVOR-Hit erinnernde Opener ´You Made My Day´ und ´Live My Life´ mit seinem funkigen Bass). Die Krone verdient allerdings, wer es schafft, schöne, aber kitschfreie Balladen zu kreieren. Einmal (mit ´Silver Sail´) gelingt das schon überzeugend, der diesbezügliche Höhepunkt ist jedoch die zweite Ballade (´Blind´). Sie beginnt als ´More Than Words´-Moment, bevor das Stück ins Orchestrale und Bombastische übergeht.
Eine weitere Perle versteckt sich unter den Bonustracks (mit dem Instrumental ´Dreamcatcher´). Verschiedene Stimmungen und Klänge sind miteinander verwoben, bedingen gar einander und werden zum Ende hin immer optimistischer und positiver. Zumindest habe ich am Anfang des Stückes das Gefühl, dass gleich Darth Vader durch die Szenerie läuft. Eher verunglückt bis überflüssig ist der 80s-Mix von ´Come Into My Bed´.
Leider fehlt auch noch der ganz große Ohrwurm, aber es bleibt Hoffnung für die Zukunft. Insgesamt haben wir hier ein sehr gelungenes Album. Es würde sicher auf einem einschlägigen Label wie Frontiers ein gutes Bild abgeben. Zu hören und/oder erwerben ist es über Deezer, Spotify oder Amazon.
(7 Punkte)
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