RPWL – Tales From Outer Space
~ 2019 (Gentle Art Of Music/Soulfood) – Stil: Prog Rock ~
´A New World´ ist der Anfang, ´Far Away From Home´ beschließt das Ende – sie sind der Ausgangs- und Endpunkt für das neueste Epos von RPWL. Die bayrischen Progressive Rocker wählten für ihr neuntes Werk ein “Science-Fiction”-Leitthema. Obwohl die Comic-hafte Artworkumsetzung ein Konzeptalbum heraufbeschwört, handelt sich nur um sieben thematisch zusammenhängende Kurzgeschichten.
It’s a new world if we stand together / So wonderful to see we’re not alone
You know that we could start all over / Come alive, it’s time we all arise
Klassisch gleiten RPWL durch den Outerspace á la TANGERINE DREAM und ELOY zum Erstkontakt, den die Aliens zur Menschheit in ´A New World´ aufnehmen. Flirren, Aufbau der Funkverbindung. Natürlich schweben die Träumereien mehr als einmal Richtung PINK FLOYD, doch RPWL geben sich, trotz solistischer Ausflüge, allzeit songdienlich und sollten einen großen Freundeskreis auf Erden und im All ansprechen. Da darf auch der Liebhaber des Psychedelic Rock von OKTA LOGUE vorbeischauen oder solche, die die pop-proggige Variante von REAMONN lieben. Denn jetzt starten die Raketen: ´Welcome To The Freak Show´.
Welcome to the freak show / You don’t have to come and play
Just relax you’re fully entertained / Welcome to the freak show
Von floydigen Atmosphären eingerahmt, wählt Kalle Wallners Gitarrensolo gerade nicht die David Gilmour-Variante. Dagegen ist der instrumentale Gitarrenausflug zu Beginn von ´Light Of The World´ nicht von dieser Welt. Zwischen dezent wabernden Keyboards und rockenden Abschnitten, die mit Streichern zum Höhepunkt getragen werden, bahnt sich hier eine zehnminütige Sternschnuppe ihren Weg.
Angewidert wenden sich die Aliens von den Zuständen auf dem Blauen Planeten in ´Not Our Place To Be´ ab. Im Wechsel umschreiben aufgeregte Streicher und Wolken-hafter Schönklang die Atmosphäre.
Now for a year we’ve watched their life / A world of people full of lies
All their misplaced fear that / Makes them hate, makes them kill
Living on the good will of a greedy few / Who pull the strings
Engines on, this is not our place to be
Die sinnlose Konsumgesellschaft und den Kapitalismus prangert ´What I Really Need´ völlig entspannt an, und schiebt immer wieder bohrende RUSH-Gitarren und -Atmosphäre zur Gemütsaufhellung nach vorne. ´Give Birth To The Sun´ entblößt sich auf einem fernen Planeten in aller balladesker Leichtigkeit.
Die Tragik des Blauen Erdballs schildern RPWL zum Abschluss melancholisch. Zirpen from far away. Die Klaviertöne von Keyboarder Markus Jehle bestärken diese Stimmung – und Sänger Yogi Lang beginnt emotionsgeladen mit den Sätzen:
A sky so blue, as blue as that down here / But thread with silver rays as dusk before it’s dark
Ein gegenwartsnahes Werk, vollgestopft mit brandheißer Tagesproblematik, ohne deren Lösung es kein Morgen mehr gibt, spielt Progressive Rock der Vergangenheit in Raum und Zeit der Zukunft. ´Tales From Outer Space´ ist ein makelloses und restlos stimmiges und Album.
(8,5 Punkte)
Um der Thematik auch visuell zu verfallen, bietet es sich an, das Akronym RPWL anhand von Science-Fiction-Klassikern aufzulösen:
R ollerball
P lanet der Affen
W estworld
L autlos im Weltall
https://www.facebook.com/rpwl.net/
(VÖ: 22.3.2019)