FORTRESS – Fortress
~ 2019 (High Roller Records) – Stil: Heavy Metal ~
Achtung! Verwechslungsgefahr! Die vier Jungs von FORTRESS kommen zwar auch aus Kalifornien, haben aber nichts mit den FORTRESS aus Los Angeles zu tun, die 1987 die ebenfalls selbstbetitelte Scheibe auf Azra Records herausgebracht haben.
Die hier besprochene EP stammt von einer Riege, die sich 2016 in Whittier, einer Stadt im Los Angeles County, zusammengefunden hat und deren Musiker, zumindest den Namen und Aussehen nach, hispanischen Ursprung sind. Letzteres ist in diesem Zusammenhang zwar völlig irrelevant, bestätigt aber meine noch empirisch zu untermauernde Vermutung, dass kalifornischer Metal, insbesondere Thrash, von je her einen nicht zu unterschätzenden hispanischen Background hat. Einige prominente Beispiele gefällig…Tom Araya, Dave Lombardo, Rob Trujillo, Jon Torres etc.
Es handelt sich im vorliegenden Fall allerdings nicht um Thrash, was jedoch der oben geäußerten Hypothese mitnichten die Grundlage entzieht. Auch die Vermutung, es könne sich um klassischen US Metal handeln, greift ins Leere, obwohl man bei dem nur vier Stücke umfassenden Debüt auf den Gedanken kommen könnte, dass es sich bei dem vorliegenden Format um eine Huldigung solcher US Metal-Größen wie den Texanern WYZARD, oder den aus Wisconsin stammenden RAVEN BITCH handelt. Beide Bands haben ja schließlich auch mit EPs debütiert, auf denen nur je vier Stücke verewigt worden sind.
FORTRESS spielen klassischen Metal, der nach Aussage des Gitarristen Fili Bibiano durch die Musik von Bands wie RAINBOW, Yngwie Malmsteen, SCORPIONS, Ozzy, LOUDNESS, JUDAS PRIEST, HELLOWEEN, RACER X, KISS, DEEP PURPLE, DIO, QUEENSRYCHE, DOKKEN und natürlich IRON MAIDEN beeinflusst worden ist. Sicherlich nicht die allerschlechtesten Referenzen. Und tatsächlich bekommt man 17:36 Minuten lang genau diese Mischung zu hören. Nun könnte man vermuten, dass man über eine viertel Stunde lang fantasielosen und wiedergekauten Einheitsbrei zu hören bekommt – dem ist aber Gott sei Dank nicht so. Bereits nach dem Opener ‚Witchcraft’ weiß man, dass sich hier großartiges Songwriting mit hervorragenden Musikern gepaart hat. Man hört die Vorbilder des Sängers “Chris Scott Nunez” (ich vermute es muss “Nuñez” heißen) förmlich heraus. Gillan, Halford und Dio…gut gerührt und kalt serviert für tiefgehenden und langanhaltenden Genuß. Jede Tonlage, und davon beherrscht er einige, wird perfekt getroffen. Die filigrane Gitarrenarbeit von Fili Bibiano steht dem aber in nichts nach. Seine Gitarrensoli sind ein wahrer Genuß und weit mehr als die garnierende Olive. Das Fundament eines guten Cocktails… Entschuldigung… Songs… bildet aber die Rhythmussektion aus Bass und Schlagzeug – und auch hier gibt es bei Ulises Serrano und Rober Duran nichts zu bemängeln. Die Songs stecken voller Rhythmus und Dynamik und während ich das hier schreibe und mir die Scheibe bestimmt schon zum sechsten Mal anhöre, muss ich immernoch unwillkürlich mitwippen…und dabei ist es doch eigentlich “nur” ganz klassischer Heavy Metal…
Ach, ich will hier gar nicht weiter groß schwadronieren und weitere Vergleiche mit z.B. IRON MAIDEN ziehen, die es hier und da sicherlich gibt. Die Musik von FORTRESS ist eigenständig genug, um auch ohne weitere Vergleiche auszukommen. Kauft euch das Teil, hört es euch an und bildet euch eure eigene Meinung. Die ursprünglich private Pressung auf CD ist bereits seit einigen Monaten auf dem Markt und dürfte daher vergriffen sein, aber das Werk gibt es ab sofort auch bei High Roller Records als CD auf 500 Stücke limitiert, oder als LP in schwarzem oder transparentem lila Vinyl (O.K., es heißt Transparent Deep Purple) auf 100 bzw. 200 Stück limitiert. Also haltet euch ran.
(8,5 überzeugende Punkte)
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