BONFIRE, RE-MACHINED
~ 18.01.2019, Mannheim 7er Club ~
Vor dreißig Jahren, in meiner Sturm- und Drangzeit, noch in der DDR, hatte ich auf einer Kassette ein einzelnes Lied von BONFIRE, ´Ready 4 Reaction´. Kurz nach der Wende war die ´Knock Out´ in meinem Besitz, leider ist diese verloren gegangen. Also ist meine Verbindung zu dieser Band nicht besonders eng. Die eine oder andere News aus dem Bandlager wurde halt in all den Jahren registriert, zuletzt der Sängerwechsel zu Alexx Stahl, das ´Legends´ Tribute-Album und die Absage der Tour BONFIRE & Friends.
Nun also, im neuen Jahr, eine Verlängerung der ´Temple Of Lies´-Tour, zum letzten regulären Album. Obwohl die Mannen um Hans Ziller erst vor acht Monaten hier gespielt haben, fanden sich zumindest mehr als 200 Gäste ein, um einen Abend im Namen der Rockmusik zu verbringen.
Als Opener sind RE-MACHINED aus Mainz zu erleben. Die Männer um Sänger Thomas Ritter bieten einen feinen, old-schooligen Heavy Metal in der Nachfolge von ACCEPT und UDO. Dieser Vergleich ist vor allem der Stimme des Frontmannes zu verdanken, der uns Udo Dirkschneider doch sehr nahe kommt.
Die Songs, die etwa hälftig von der Demo-CD stammen, oder neues Material, welches auf dem kommenden Album landen soll, sind wuchtig und stimmig, also guter Stoff, um der Meute vor der Bühne einzuheizen. Flotte Banger und fette Stampfer finden ihren Einzug ins Programm.
Bassist Bruno Strasser würde hingegen mit seinem Auftreten und Aussehen auch in jeder Stoner 70er Band eine gute Figur machen. Andreas Glanz und Horst Pflaumer an den Gitarren teilen sich die Soli, auch Volker Brecher am Schlagzeug macht eine gute Figur. Vor allem die Eingängigkeit der Stücke ist sehr beeindruckend. Ganz klar, dass ich mich auf das Album freue. Bis dahin werde ich mich auch eingehend mit der Demo-CD befassen.
Nach vierzig Minuten Spielzeit und einer kurzen Umbaupause folgt Fishs Ansage für: BONFIRE!!!
Introtape und Einstieg mit dem Titelsong der Tour, ´Temple Of Lies´, doch mit so harter Mucke habe ich nun wirklich nicht gerechnet. Und Alexx Stahl habe ich selbst bei MASTERS OF DISGUISE oder ROXXCALIBUR selten sooo hoch singen hören. Über die gut 100 Minuten der Show ist dies allerdings schon fast ein Ausreißer, denn ansonsten spielen die Jungs um Bandkopf Ziller melodischen und nicht zu soften Hard Rock, der für grinsende Gesichter im Publikum sorgt.
Bassisten gibt es zwei Arten: die Jungs, die stoisch im Hintergrund stehen, und die Rampensäue, die gern auch aus sich rausgehen. Ronnie Parkes gehört ganz sicher zu den letzteren. Am Schlagzeug glänzt Tim Breideband durch wuchtiges, doch feines Spiel. Besonders beeindruckend für mich, der zweite Gitarrist Frank Pané, der mit aller Macht versucht, einem jungen Mann in der ersten Reihe ein Grinsen zu entlocken. Das Grinsen kommt vielleicht spät, dafür ist es noch immer in meinem Gesicht.
Doch keiner der Musiker spielt sich hier in den Vordergrund. Im Mittelpunkt des Abends stehen die Musik und die Songs. Und die Auswahl ist stimmig, denn aus Gesprächen mit Mitbesuchern ist zu vernehmen, dass ihre Lieblingssongs auf der Setlist stehen. Frühes Material, vor allem von ´Fireworks´ (wie ´Ready 4 Reaction´ oder ´Never Mind´) und aktueller Stoff (´Stand Or Fall´) werden zu Gehör gebracht. Selbst die David Reece-Ära bleibt mit ´Can’t Break Away´ nicht außen vor.
Drei Coversongs werden über den Abend verteilt eingestreut, TOTOs ´Africa´ ist in meinen Ohren leider mehr als verunglückt. ´Burning Heart´ von SURVIVOR zeigt sich nahe am Original, ´Man On The Silver Mountain´, für mich eine der besten Nummern von RAINBOW in der Dio-Phase, gelingt hingegen göttlich. Zwei Zugaben, die einzige Ballade ´You Make Me Feel´ und ´Champion´, beenden einen tollen Abend.
Wenn BONFIRE in dieser Form bleiben, können sie sicher nochmals angreifen und ihren Ruf revidieren. Die Songs, die zu hören waren, lassen mich fragen, warum die Karriere dieser Band so unglücklich verlaufen ist, denn um 1989 herum waren sie sicher eine der drei führenden Bands hierzulande neben den SCORPIONS und ACCEPT.
Also Jungs, ich freu mich, wenn Ihr nochmals ins Geschehen eingreift!
