ICE SWORD – Dragon Magic
~ 2018 (Independent) – Stil: Epic Metal ~
Auf in die Schlacht. Ruhm und Ehre müssen errungen werden. Ohne Schweiß kein Wein, Weib und Gesang. Die Amerikaner ICE SWORD spielen dazu auf, ihr erstes, den feucht-fröhlichen Abend füllendes Werk. Die Produktion ist Underground. Der Spirit ist Underground. Ein Album für die langen Abende. 66 Minuten für die Nacht der Nächte.
Sind jetzt alle Undergroundler nach dem anstrengenden Jahreswechsel aufgewacht? Denn ICE SWORD kommen – mit dem barbarischsten und kauzigsten Werk aus 2018. Die Musik ist episch, episch wie Epic bei Barbaren nur sein kann. Sie enthält Folk, sie enthält obendrein Ingredienzien von Speed, klitzekleine von Thrash und Black Metal.
An ´Dragon Magic´ kommt niemand vorbei, der von dem pulverisierten Lebenspfad, angefangen bei MANILLA ROAD bis THE LORD WEIRD SLOUGH FEG, gekostet hat. Daran ist natürlich Sänger/Keyboarder Chris Shoriak nicht ganz unschuldig. Seine Stimme ist zwar nicht in den Vordergrund gemischt, dennoch trägt Chris Shoriak stimmlich wie Mike Scalzi von SLOUGH FEG seine Fantasy-Geschichten vor. Nebenbei konnte er sogar bereits die Ehre einheimsen, im Buch “SWORDS OF STEEL III”, vollgestopft mit Fantasy & Horror-Stories, neben Mark “The Shark” Shelton oder Howie K. Bentley einen Platz als Schreiber einzunehmen.
Sinfonisch ist die Eröffnung ´Birth Of Legend´ für Helden ausgerichtet, um uns in die Tales von ICE SWORD einzustimmen. Ein bretterndes Schlagzeug folgt auf den Fuß. Es ist eine Atmosphäre für alle Belzebú-Anbeter SKYLARKs. Der pure Traum aller Neunzigerjahre Underground-Nerds. Sofern die Sinfonik anhält, werden ebenfalls Progressivitäten á la TIME MACHINE gereicht. Doch der zurückhaltende Gesang schwingt sich sogleich etwas gehetzt auf sein Pferd, um zu ´Abysmal Dreariness´ in die Schlacht zu traben. ´Wizard’s Facade´ lässt das Feuer kraftvoll heraus. Immer wieder hyperventiliert Schlagzeuger Pauly Coochyamptewa, um dem frühen Speed Metal mit barbarischer Power Einlass zu gewähren. Plötzlich lassen die Gitarrenträger Daniel Toberg und Dineh Redstar Tohe in ´Dragon Clash´ die Epic blühen. Der LORD WEIRD bringt sich schließlich an jeder Kreuzung mit ins Spiel. Diese Euphorie wird sogleich hinüber zu ´Tormented Rebirth´ und ´Dispatch The Human Plague´ getragen – as SLOUGH FEG sein kann. Das Quintett gewährt keine Gnade, keine Ruhe.
Nach dem wieselhektischen ´Iniquitous Respite´ und dem drückenden ´On The Precipice Of Rectification´, in denen Chris Shoriak offenbart, dass er womöglich Serj Tankian mit einigen Schreien ersetzen könnte, folgen drei weitere Kompositionen, drei über zehn-minütige Longtracks am Stück, zum überschäumenden Finale. ´A Foreboding Realization´ nimmt bei seiner langen Umrundung erst gemächlich die Fahrt auf, gelangt dann aber in Speed-Gefilde. Womöglich bahnt sich in einigen Abfahrten gar eine Zusammenkunft mit VEKTOR an. Aber auch das Tasten-Spielzeug schaut wieder kurz ins Bild hinein. ´Crestfallen Reverie´ ist hingegen die ein Dutzend Minuten lange Beschwörung in purer Schönheit der Beschaulichkeit. Die Gitarren aus Arizona beweisen, dass sie zaubern können. Das kolossale Schlusslicht ´Sanctimonious Enmity´ holt den Dampf in den Kessel zurück. Über die volle Distanz, bisweilen getragen agierend, wird hier jedoch die Schlacht in drückender Manier gewonnen und jeder Widerstand überrollt.
(8,5 Punkte)