~ T on Tour (Part III) ~
Thomas Thielen, laut MusikExpress „unbekanntester TopStar der Szene“, kommt nach 19 Jahren voller Studiotüftelei endlich mal wieder auf Tour. Thomas Nußbaum (Drums, siehe hier) und Yenz Strutz (Bass, siehe hier) haben bereits ein paar Einblicke in die Zusammenarbeit mit der als eher introvertiert und unnahbar geltenden „Prog-Ikone“ (Amazon) gewährt.
Nun kommt Jan Steiger, unter Gitarristen bekannt durch seine Tätigkeit als Vordenker in punkto Equipment bei Amazona.de und Technik-Gott und Gitarrenlehrer einiger Szenegrößen.
Tourdaten 2019:
22.3. Oberhausen, Zentrum Altenberg (Tickets hier)
4.4. Rüsselsheim, Das Rind (Tickets hier)
20.7. Loreley, Night of the Prog (Tickets hier)
30.8. Gladbeck, Droehnschuppen (17 Uhr!)
26.9. Bremen, Meisenfrei
28.9. Reichenbach, Bergkeller
4.10. Berlin, Die Wabe 2
22.11. Hannover, Chez Heinz
23.11. Trier, Tuchfabrik
Jan muss bei t, wie er schreibt, Technik Technik sein lassen – und verbeugt sich eher vor der schlichten Eleganz der Atmosphären:
Gefühl statt Shredding: Jan Steiger, Gitarre
Wie kommt ein Gitarrist aus der nordhessischen Provinz an einen Soundnerd aus dem niedersächsischen Keller? Ganz einfach: Man lernt sich auf Facebook kennen, kauft sich gegenseitig ein paar Instrumente ab, mag einander und geht fortan gemeinsame Wege. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann…
…haaalt, aufwachen, so einfach ist das alles nicht! Die Musik vom ungooglebaren „t“ war mir bis zu unserem eher zufälligen Treffen auf Facebook tatsächlich gänzlich unbekannt. Ich habe allerdings recht zügig seine Alben geordert und mich schnell in seine ausufernden Soundwelten verliebt. Da ich selbst als Gitarrist des PINK FLOYD-Tribute Projektes PINK INSIDE tätig und schon immer Fan großartiger Gitarrensounds im Stile von David Gilmour, Steve Rothery oder Steve Lukather bin, fiel die Anfrage, ob ich t in seiner Liveband unterstützen würde, auf fruchtbaren Boden. Ich glaube, meine Antwort auf seine konkrete Anfrage lautete seinerzeit „wann muss ich wo sein?“
In t’s Auswahl bin ich gekommen, weil ich tags zuvor auf Facebook meine „Löffelliste“ veröffentlicht hatte, also Songs, die ich noch mal live performen möchte, bevor ich den Löffel abgebe. Und da gab es scheinbar geschmackliche Übereinstimmungen. Da Thomas einige meiner Videos kannte und wusste, dass ich seine Vorstellungen würde umsetzen können, war die gemeinsame Basis also da. In der konkreten Planung des Projektes stellte Thomas also das Liveset an Songs zusammen und schickte konkrete, peinlich genaue Sheets und gefühlt hunderte kurzer Videoclips, die mir verdeutlichen sollten, wie genau – und vor allem warum genau – einzelne Parts seiner Gitarrenarrangements zu spielen sind und warum sie so wichtig sind. Und da kommt es bei seiner Musik tatsächlich auf jeden Ton an. Da ich mich als langjähriges Mitglied einer Tanz- und Unterhaltungsband ebenfalls in der Rolle des bedarfsgerechten Mietmusikers sehe, ist es natürlich ein Leichtes, den Ansprüchen eines Kontrollfreaks zu genügen. Soweit die Theorie.
In der Vorbereitung auf die erste Probe fiel mir dann auf, wie detailverliebt und vielschichtig der Mann, der von sich sagt, er könne gar nicht richtig Gitarre spielen, seine Gitarrensounds programmiert. Bei Thomas geht es nicht um übermenschliche Spieltechnik und einen neuen Rekord in Noten pro Sekunde. Es geht darum, was man nicht spielt. Und darum, wie man das, was man dann doch spielt, so spielt, dass einem ein wohliger Schauer über den Rücken läuft statt des Angstschweißes vor der nächsten 90° Kurve im 16tel-Lauf.
Thomas’ Musik atmet. Und diesen Atem muss man ihr lassen. Und das ist für mich die eigentliche Herausforderung. In meinem PINK FLOYD-Tribute-Projekt stehe ich im Vordergrund, kann mich auf der Gitarre austoben. In der Partyband kann ich die Sau rauslassen, in der BigBand kann ich mit verknoteten Fingern die Jazzchops trainieren und mit Lieblingston habe ich mit einer akustischen Gitarre die geilste Zeit meines Lebens mit meinen besten Freunden. Hier muss jeder Ton sitzen, jeder Sound perfekt ins Gesamtgeflecht passen. Das geht so weit, dass wir Gitarristen (t spielt auf der Bühne auch vorwiegend Gitarre) zwei Tage in seinem Tonstudio saßen und unsere Echos der Livesounds so programmiert haben, dass sie ineinander aufgehen und sich nicht gegenseitig überlagern. Dabei verliert sich der Kerl manchmal eine Stunde lang in Equalizern und probiert mit verschiedenen Modellen von Kompressoren und Echo-Geräten aus, wie genau sich welche Wiederholung in welche kleine Lücke des Arrangements tüdeln lässt. Meine Hall-Räume wurden sämtlich so zurechtgezimmert, dass sie genau da liegen, wo die Musik gerade nicht ist.
Wer jetzt seufzt und denkt, das sei dann ja gar nicht mehr live, dem kann ich nur sagen: Nee, das ist Profi. Darauf basiert der Erfolg von PINK FLOYD zu nicht geringen Teilen, und so arbeiten Ton-Ingenieuren bei den Proben großer Tourneen mit den Musikern, damit man auf dem Heimweg vom Konzert nicht denkt: „Bestimmt coole Musik, aber was für ein Matschsound!“
Die komplexen Arrangements sind so vielschichtig, dass man auch live alles hören können muss. Ich bin selbst überrascht, wie viel bei den Proben durchscheint! Und auch, wie mies es jedes Mal klingt, wenn der Affe in mir nach dem Zucker greift und ich diese paar Töne mehr dann doch spiele – und dann nickt man innerlich, wenn man in die verspannten Gesichter der anderen guckt, die sanft den Kopf schütteln und ein bisschen gucken wie Heidi Klum ohne Foto in der Hand…
Ja, doch! Und t selbst? Der fängt dann immer mit Robert Smith an, der legendärerweise Matthew Hartley damals aus der Band gekickt habe, weil er sich weigerte, nur 2 Finger einer Hand aufs Keyboardspielen zu verwenden. Wer sich Versionen von ´A Forest´ anhört, bei denen Hartley das nicht beherzigte, muss Smith und t zustimmen, das abzulehnen.
Und live? Live wird das hypnotisch, eine Reise nach Anderswo, ein großer gemeinsamer Traum – mehr BJÖRK und THE CURE in ihren besten Zeiten als DREAM THEATER und Party. Das finde ich persönlich das Geniale an dem Double Feature – denn dazu kommen wir dann danach: mit CRYSTAL PALACE!