VANJA SKY
~ Interview mit VANJA SKY ~
Hallo Vanja, hier ist Sir Lord Doom vom STREETCLIP-Online-Magazin aus Deutschland. Ich hoffe, es geht Dir gut und Du hast ein wenig Zeit, uns einen Einblick in Dein Leben als Musiker zu geben. Lass uns mal Loslegen.
Stell Dich doch bitte einmal unseren Lesern vor. Ich könnte mir denken, dass einige hier Deinen Namen das erste Mal lesen.
Hallo an alle Leser, mein Name ist Vanja Sky, ein Mädchen aus der Kleinstadt, das in die Musik verliebt ist.
Ich habe irgendwo darüber gelesen, wie Du dazu gekommen bist, den Blues zu spielen und dass es nahezu ein spirituelles Erwachen für Dich war. Kam das von einer Sekunde zur nächsten oder war das eher ein schleichender Prozess?
Ich würde es nicht schleichend nennen, mehr einen sehr positiven Schock, der mir mit 19 widerfuhr. Ich hatte ja in diesem Sinne vorher keinen großen Bezug zur Musik, ich war Konditorin und als ich den Blues zum ersten Mal hörte, war das definitiv eine Nacht, die mein Leben veränderte.
Was waren denn Deine frühesten Erfahrungen mit Musik und wer sind Deine frühen musikalischen Helden?
Wie ich schon gesagt hab, fing ich ja eigentlich erst vor ein paar Jahren mit dem Gitarrespielen an. Meine größten Einflüsse waren Rory Gallagher, SRV (Stevie Ray Vaughn – der Verf.), BLACK CROWES, AC/DC, TEN YEARS AFTER und derlei Künstler. Und ich kann mit Fug und Recht behaupten, dass sie immer noch meine Helden sind.
Wie ist die Musikszene in Eurer Gegend generell gestaltet? Ich kenne ein paar der alten Rockbands aus dem ehemaligen Jugoslawien der 70er und 80er wie POP MASINA und DIVILJE JAGODE (Wilde Erdbeere – Anm. d. Verf., brillante Band – Anm. d. Red.) und ein paar andere aus den Hochzeiten des Gitarrenrocks, als Jugoslawien noch ein vereintes Land war.
Tja, die Rock Musik ist leider nicht mehr so populär wie damals, aber da sind immer noch ein paar Leute übrig geblieben, die die gute alte Musik sehr schätzen. Entsprechend ist unser Ziel, den Rock’n’Roll in Fahrt zu halten.
Gibt es so etwas wie einen musikalischen Austausch zwischen den aktuellen Ländern wie Serbien, Slowenien, Kroatien und Bosnien?
Na klar, wir sind ja alle nur kleine Länder und kommen ganz gut miteinander zurecht (Das wäre ja traumhaft. Ich denke nur einmal 20 Jahre zurück. – der Verf.) und helfen einander auch, in den verschiedenen Staaten Ex-Jugoslawiens zu spielen.
Bist Du denn mit ähnlich verwurzelten Künstlern aus anderen Ländern bekannt?
Ich kenne schon einige persönlich und hab von anderen zumindest gehört und mag ihre Musik. Da sind zum Beispiel: BE HA VE, B# BAND, LIGHT UNDER THE BLACK MOUNTAIN, THE DREAMS, SAN DI EGO, FOXY HEAD BAND und der Gitarrenvirtuose Emir Hot aus Bosnien.
Du konntest ja einen Plattendeal beim renommierten deutschen Blues Rock Label RUF RECORDS ergattern und warst 2018 bei der gleichsam renommierten BLUES CARAVAN-Tour Seite an Seite mit Bernard Allison und Mike Zito, zwei durchaus gestandenen (wenn das bei deren Popularitätslevel nicht sogar schon eine Untertreibung ist) Bluesern mit guter eigener Fangemeinde unterwegs. Wie kam es denn, dass RUF RECORDS Deinen „RUF“ erhört haben?
Es war wirklich ein tolles Erlebnis, mit ihnen zu touren, insbesondere auf meiner ersten langen Tour Seite an Seite mit solch begnadeten Musikern zu spielen. Herr Ruf kam auf Empfehlung von Laurence Jones (jüngerer, aber bekannter englischer Bluesmusiker – der Verf.) zu einer meiner akustischen Sommershows und ich glaube es hat ihm gefallen, denn eine Woche später kam er wieder und brachte einen Vertrag mit. So hat es alles angefangen.
Mike und Bernard haben ja auch bei den Aufnahmen zu Deinem Album eine gewichtige Rolle gespielt. Wie war denn da die Zusammenarbeit?
Das war definitiv eins der besten Dinge, die mir je passiert sind. Sie haben mir sehr geholfen und ich habe eine Menge von ihnen gelernt, da sie ja nun auch schon seit Jahren touren und Songs aufnehmen. Ich hoffe, wir können auch in der Zukunft noch öfter zusammenarbeiten.
Ich finde Dein Album ´Bad Penny´ mit dem Rory Gallagher Song als Titelstück ja echt klasse und habe den Eindruck, dass fast alle Deine Eigenkompositionen qualitativ gleichauf mit diesem Coversong stehen. In was für einem Zeitrahmen hast Du die ganzen Stücke geschrieben?
Dankeschön! Ach, da gibt es keinen Zeitrahmen, wenn ich einen Song schreibe. Ich brauche allein eine gute Inspiration. Ich bin keine von denen, die einfach rumsitzen und zehn Songs am Stück schreiben, wie am Fließband. Ich muss wirklich inspiriert sein, was dazu führt, dass ich manche Stücke echt in fünf Minuten fertig bekomme, während andere wieder Wochen brauchen.
Und wie schreibst Du Deine Songs? Was hast Du zuerst im Kopf, Musik oder Texte? Und wie wichtig sind die Texte eigentlich für Dich?
Auch hier gibt es keine Regeln (lächelt). Manchmal kommt mir beim Gitarreüben ein total cooles Riff in den Sinn, ich nehme es also auf und lass es liegen bis mir dazu ein Text einfällt. Die meiste Zeit aber entsteht beides im gleichen Moment. Ich hab den Text im Kopf und male mir aus, wie die Musik dazu klingt. Sobald der gesamte Text steht, arbeite ich dann die musikalischen Feinheiten aus.
Auch wenn VANJA SKY als Blues Rock Band vermarktet wird, ist da doch eine kompositorische Vielfalt bei Deinen Songs zu erkennen, die auf einem klassischen “Blues Rock” Album wirklich ihresgleichen sucht. War das so geplant oder kam das einfach so? Wie weit haben RUF da ihre Finger im Spiel, wenn es darum geht, wie das Album zu klingen hat?
Zum Glück sind RUF da ganz offen und erlauben den Künstlern, sich selbst zu verwirklichen, was für mich der wichtigste Aspekt ist, wenn Du mich fragst. Er zeigt Dir die grobe Richtung an und den Rest machst Du alleine. Da gibt es kein „Das musst Du so und so machen! Das muss so und so klingen!“ ´Bad Penny´ ist einfach so geworden, wir hatten diesen Flow und am Ende war ich sehr glücklich damit, weil ich keine Ahnung hatte, was ich von meinem ersten Studioaufenthalt erwarten sollte. Mit Mike und seiner Band zu arbeiten war auch echt geil, weil sie mich bei den Arrangements enorm unterstützt haben und wir echt viel Spaß hatten.
Ein Song wie das sehr schöne ´Inside Pain´ ist ja nun nicht gerade der typische Bluesrock, sondern hat was von dem 1990er Alternative Sound mit Popeinschlag, wie ich finde. Würdest Du mir hierbei zustimmen? Hast Du irgendwelche Pläne, in Zukunft auch in diese Richtung weiterzuarbeiten?
Klar, stimme ich Dir zu, ich meine, um ehrlich zu sein, ich kann nicht einmal verstehen, warum die Leute allem einen Stempel aufdrücken müssen. “Blues”, “Rock”, “Rock’n’Roll” zum Beispiel. Sie lassen Rory Gallagher die meiste Zeit als Blues-Gitarristen laufen und bezeichnen AC/DC als Hardrockband, was so nicht so ganz stimmt. Du wirst eine Menge Rock-Musik bei Rory Gallagher und eine Menge Blues bei AC/DC finden. So sehe ich das halt. Es gibt keine Grenzen. Sie machen alle Musik, egal in welches Genre man sie stecken will. “Rock”, “Blues”, “Rockabilly”, “Rock’n’Roll”, das ist alles eine große Familie.
Das sind wirklich schöne und wahre Worte. Erklär das mal einer der “True Metal needs close minds” Klitsche. Nun, zurück zum Thema. Bist Du denn mit aktuellen Bands wie den BLUES PILLS vertraut? Dieser jungen “Classic Blues Rock”-Szene, die über die typischen Standardschemata im Bluesrock weit hinausgeht, indem sie Elemente von Folk, Soul und Psychedelic hinzufügt?
Ich hab von denen (gemeint sind die BLUES PILLS) gehört, ich mag die Musik. Die Art und Weise, wie sie den alten, traditionellen Sound mit ihrem eigenen modernen Ausdruck vermischen, das ist großartig. Ich möchte REIGNWOLF ins Rennen werfen, check den mal. Der Typ und sein Stil beeindrucken mich enorm (Da hat sie Recht, das ist sehr geiler Stoff, zwischen WOLFMOTHER, den BLACK KEYS und GRETA VAN FLEET in etwa angesiedelt – der Verf.).
Du hast ja 2018 mit dem BLUES CARAVAN europaweit mehr als 50 Shows gespielt. Das muss ja ein richtig intensives Erlebnis gewesen sein. Wie waren so im Durchschnitt die Publikumsreaktionen? Und wie war das typische Publikum?
Sehr intensiv sogar, aber es war ein real gewordener Traum. Ich möchte einfach allen Leuten danken, die zu unseren Shows kamen, uns ihre Unterstützung gezeigt und unsere CDs gekauft haben, mit uns Spaß hatten. Es war ein grandioses Jahr. Und weil das mein erstes Mal auf Tour war, bin ich allen mehr als dankbar für ihre Unterstützung und freue mich total auf die kommende Tour in diesem Jahr (04.03. geht es los, Tourdaten auf www.k-b-n.de) und hoffe, sie alle wiederzusehen und noch mehr tolle Leute kennenzulernen.
Für die meisten klingt das Leben auf Tour wie ein Traum von Nächten voller wilder Musik, wilder Parties und anderer typischer Klischees. Ist das so oder liegt man da falsch? Hier ist Deine Chance, die Dinge geradezurücken.
Es ist tatsächlich ein Traum, aber wilde Parties lässt man lieber sein, wenn man überleben will, haha. Das kannst Du machen, wenn Du nur zwei bis drei Konzerte am Stück spielst, aber eine Tour ist ein komplett anderer Schnack. Wenn Du ein oder zwei Monate unterwegs bist, manchmal sogar mehr, der wichtigste Aspekt ist, genügend Schlaf zu bekommen. Das klingt jetzt schräg, aber als Sänger sollte man so ruhig wie möglich sein am Tag. Mein Gesangslehrer hat mir mal gesagt, dass es vielleicht meine zwanzigste Show der Tour, für das Publikum aber immer die erste Show ist und man auch am Ende der Tour frisch sein muss, selbst wenn man müde ist. Du kannst halt eine kaputte Gitarrenseite ersetzen, aber wenn Du Deine Stimme verlierst, dann geht nichts mehr.
Mal die täglichen Exzesse in allen Lebensbereichen beiseite, gibt es da eventuell lustige Geschichten von der großartigen Europatour zu erzählen? Natürlich nicht den Schweinkram.
Ach, eigentlich gibt der Schweinkram doch die besten Geschichten. Haha! Nun, ich werde Euch mal eine erzählen. Das war jetzt nicht so lustig als es passierte, aber heute können wir gut drüber lachen. Einmal haben alle von uns außer Mike ihren Flug verpasst, obwohl wir abends auftreten sollten und nun echt keine Chance hatten, das noch wahrzunehmen. Irgendwie haben wir dann aber noch einen Flug bekommen und kamen etwa anderthalb Stunden zu spät zum Auftritt. Daher hatte Mike schon mit einem akustischen Set angefangen. Weil wir so spät waren, hatten wir natürlich auch keine Zeit für einen Soundcheck, sind buchstäblich aus dem Flugzeug auf die Bühne gesprungen, von dem ganzen Trubel noch total fertig und haben dann doch eine echt geile Show gespielt. Das war schon ein großer Spaß.
Im März 2019 gehst Du ja auf Deine erste große Tour als Bandleader durch Deutschland und die umliegenden Länder, sogar mit einigen Festivals später im Jahr. Wie fühlt sich das für Dich an?
Es fühlt sich großartig an, das war alles, wovon ich immer geträumt hab. Ich hab großartige Musiker dabei und kann gar nicht abwarten, dass es losgeht. Da wird richtig gerockt.
Was würdest Du Deinem jüngeren Ich, welches gerade mit Gitarrespielen angefangen hat, über den Traum, den Du aktuell lebst mit auf den Weg geben?
Ich denke das gleiche, was ich damals schon gedacht habe. Bleib am Ball, glaub an Dich, egal was andere sagen. Es wird halt immer die geben, die Dir sagen, dass Du das und das nicht tun kannst und Dich fallen sehen wollen. Also bleib standfest, tue Dein Bestes, komme was wolle.
Wenn Du wieder vom Anfang loslegen müsstest. Würdest Du alles genauso machen?
Aber klar doch. Es war natürlich hart, das „sichere“ Leben hinter mir zu lassen, den sehr gut bezahlten Job, die Familie, ohne zu wissen, was Dich da erwartet und was passieren wird. Aber das war es wert. Ich bin dankbar für diesen Lernprozess und ich freue mich auf neue Abenteuer. Ich treffe viele wunderbare Menschen auf dem Weg, mit denen ich jetzt ein bisschen Musik teilen kann.
Nun fallen mir irgendwie keine weiteren Fragen mehr ein, also lass ich Dir das letzte Wort. Sprich nun Worte der Weisheit zu denen, die vielleicht mit dem Gedanken spielen, selbst Musiker zu werden.
Glaubt immer an Euch, lasst Euch von niemandem sagen, Ihr könntet es nicht tun!!! Nur der Himmel ist die Grenze! Und natürlich: Lächelt, liebt don’t forget to ROCK AND ROLL!!!!!”
Liebe Vanja, danke für Deine Geduld dabei, all die Fragen zu beantworten. Wir sind stolz darauf, Dich bei Streetclip.de zu präsentieren.
Ich danke ebenfalls. Mach es gut!