IS LOVE ALIVE? – Final Journey
~ 2019 (Independent) – Stil: Doom ~
Nach zehn langen Jahren erscheint das Erstlingswerk der Bergkamener Formation IS LOVE ALIVE?. Vorausgegangen waren diverse Eigenproduktionen. Hoffentlich haben Mastermind/Gitarrist Thomas “Tom” Pieper und sein langjähriger Bassist Sascha “Sash” Sievers auch endlich mit Schlagzeuger Falko Bröggelwirth und Sängerin Anne Brandenburg die richtige Besetzung beisammen. Die Produktion von ´Final Journey´ scheint es zu untermauern. Sängerin Anne zeigt sich gerade im finalen Song ´Army Of The Lost´ im Verbund mit der musikalischen Ausrichtung als richtige Underground Metal-Lady.
Death is real, so unreal – days of sorrow.
Diametral dieses klassischen Heavy Metal-Sprösslings, ist die Eröffnungsnummer ´Edis Rehto´ althergebrachter Doom. Die Bandkonstellation von IS LOVE ALIVE? entspricht aber nicht etwa den Darbietungen von Jennie-Ann Smith und AVATARIUM. Hier treiben Schwingungen der Tristesse die Tonfolgen voran. Folglich das Gegenteil des oftmals gewöhnlichen Power (Metal) Doom. Hier lebt der Underground-Doom. Vor allem die Soli von Tom entzücken eines mehr als das andere. Und so entpuppt sich ´Edis Rehto´ als epischer Einstieg, der schließlich in postrockiger Weise hyperventiliert.
Someday they will try to sell a plastic Jesus to us,
Someday you will see the rise of plastic movement People.
Der Titelsong beginnt im SOUNDGARDEN´schen Doom-Verständnis, erinnert sich jedoch selbstverständlich an die alte Iommi-Schule und gebärt einige morbide Keyboardklänge. Auf sieben Minuten geht es ´Separate Darkness (From Light)´ sogleich in einem rockenden Rhythmus gewandter an, findet allerdings seinen exquisiten Niedergang in seiner Zelebrierung dessen. Mit wirbelnden Stöcken nimmt Schlagzeuger Falko seine Aufgabe im herrlich-röhrenden ´Plastic Jesus´ wahr. Ein rasanter Abgeh-Part krönt ihn obendrein. Eine sakrale Raumtiefe umgibt die wunderbare Gesangsdarbietung in ´Against´, eine psychedelische Atmosphäre das Instrumental ´Purple Starship Blues´.
(7,5 Punkte)
Michael Haifl
Kein Frage, das Debüt der Band aus Bergkamen offenbart schon beim ersten Durchgang seine Nähe zum letzten DORO-Album `Forever United/Forever Warrios`. Die Parallelen sind einfach zu offensichtlich. Kein Wunder auch, gehört Gitarrist Thomas Pieper zu den größten Fans der blonden Metal-Queen. Ups…Herr Pieper, ich hoffe, es kam gerade nicht zu einer Atemnot und Herzfrequenz-Störungen. 😀 Kleines Scherzle aus dem Süden der Republik. Nein, ´Final Journey´ ist ein ganz feines Debüt geworden, mit dem man nicht rechnen konnte. Rechnen aus dem Grunde, weil die Band ja nicht wirklich emsig unterwegs ist. Aber man weiß ja, stille Wasser sind tief.
IS LOVE ALIVE? ist nicht gerade ein eingängiger, klischeebehafteter Bandname. Dementsprechend fühlen sie sich dem Bandnamen musikalisch verpflichtet und liefern einen Sound, der ziemlich einzigartig ist. Die Mixtur aus Doom, Heavy und Psychedelic Rock ist vielfältig, spannend. Das konnte schon gut auf den Demos zwischen 2010 bis 2014 beobachtet werden. Nun haben sie sich zur Hälfte runderneuert und gehen mit zwei neuen Bandmitgliedern an den Start. Unter anderem mit Anne Brandenburg als Sängerin. An ihrem Gesang werden sich die Geister, die Gralshüter des Untergrunds, reiben.
Musikalisch dominieren schwere Riff-Konstrukte, die in den meisten Fällen allerdings eher simpler Natur sind. Dafür aber hoch emotional wirken, zumindest für meine Ohren. Die knappe Acht-Minuten-Nummer ´Separate Darkness (From Light)´ wirkt vertraut und baut auf ein klassisches Doom-Power-Riff sowie einen drückenden Rhythmus. Bei diesem Song gefällt der Gesang von Fr. Brandenburg jedoch sehr. Bei dem dunklen Opener ´Edis Retho´, der ebenfalls die Achtminutenmarke kitzelt, wirkt der Gesang etwas gezwungen und einförmig. Erst nach mehreren Durchgängen erkennt man, dass sie hier mit mehr stimmlichen Nuancen arbeitet wie es der erste Eindruck erkennen ließ. Das liegt wohl eher daran, dass man sich als Zuhörer an dieser Stelle zu sehr auf die doomigen Breitwandriffs konzentriert und zu dem simplen Riff leicht mitschädelt. Einer der Übertracks ist zweifelsohne ´Against´ mit seiner musikalischen Vielfältigkeit. Was eher verhalten depressiv beginnt, steigert sich mehr und mehr zu einem echten Monster aus Groove und einem latent treibenden Power Metal-Rhythmus, wobei man nach knapp vier Minuten die Reißleine zieht und erneut in eine doomige Welt eintaucht. Gerade bei dem doomigen Part klingt der Gesang unspektakulär gleichförmig, aber gerade dieser Kontrast hat seinen Reiz.
´Plastic Jesus´ ist ein weiterer Höhepunkt, eine schön gepflegte Abschädelnummer – Doom und Heavyness mit einer durchgehenden Melodielinie vereint. Der Mittelpart mit TYPE O NEGATIVE-Passagen ist superb. Auch gesanglich nicht zu beanstanden. Unter Druck scheint sich die stimmliche Spannweite zu entwickeln. Mit ´Purple Starship Blues´ haben sie eine interessante Instrumentalnummer am Start. Experimentell, eher wie ein Soundtrack aufgebaut, mit sphärischen Klangelementen. Das albumschließende ´Army Of The Lost´ ist eine, im Vergleich zu den anderen Tracks, durchweg flotte Nummer mit ziemlicher Heavyness und knackigen, echten Heavy Metal-Riffs und -Passagen. Hat schon klassisches US Metal-Niveau und erinnert in kurzen Passagen an CARNIVORE. So gesehen eine fremdartige Nummer im Albumgesamtkontext.
IS LOVE ALIVE? ist ein starkes Debüt gelungen, das sich nur schwer in ein Metier eingliedern lässt. Zudem muss der Interessierte Zeit investieren, um die vielfältigen Songs komplett zu erfassen. Das dauert. Ist es aber letztendlich wert. Wer sich auf Entdeckerreise begibt, findet in ´Final Journey´ ein Album der anderen Sorte, keines, das man schnell durchhört und ablegt. Dazu ist das musikalisch Gebotene zu wertvoll. Knackpunkt dürfte für einige aber sicher der oberflächlich betrachtet monotone Gesangsstil sein. Aber im Gesamtkontext ist er eigentlich nicht wegzudenken.
(7,5 Punkte)
Jürgen Tschamler
https://www.facebook.com/islovealivedoom/
Bei Interesse den Metalcommander Schlums (metaljoe@gmx.de) anvisieren oder die Band selbst.