NINE MILES DOWN – Fractures
~ 2018 (Doc Gator Records/Metalword) – Stil: Modern Prog Rock ~
Mit Prog Metal ist das so eine Sache. Ich muss Musik erst im Herzen fühlen und dann mit dem Kopf verstehen. Wenn Songstrukturen aber so verfrickelt sind, dass sie im Kopf hängenbleiben und nicht bis zum Herzen vordringen, dann ist die Musik für mich belanglos. Wenn aber “Doc Gator Records” und “Metalworld” aus der Schweiz, die bereits für die Vinylauflagen solch großartige Scheiben wie der ersten MEGORA und beider Arbeiten von IRONFLAME verantwortlich sind, gemeinsam ein Album auf Vinyl pressen lassen, dann kann das musikalisch nicht wirklich schlecht sein. Und wenn dann auch noch Alessandro Fontanini (“Metalworld”) einem die Platte frei Haus (in diesem Fall frei Festival) liefert, dann testet man diese Band gerne mal an.
Um es vorweg zu nehmen…die Musik auf der Scheibe geht durchs Herz und dringt dann tief in das Gehirn ein. Auf der Scheibe ist ein wenig von allem vorhanden. Rockige Klänge, hymnische Melodien, funkige Momente, klassischer Prog und moderne Einflüsse und dennoch ergibt alles eine harmonische Einheit. Die Musiker verstehen ihr Handwerk, was vor allem für den Sänger und Gitarristen Andy Makin gilt, der der Musik mit seiner melodischen Stimme den Stempel aufdrückt. Nicht von ungefähr hatte ihn bereits Adrian Smith für sein Soloprojekt PSYCHO MOTEL zum Sänger auserkoren. Auch seine Mitstreiter in dieser aus Süd-Wales stammenden Band können einschlägige Erfahrungen aufweisen. So hat Eddie Marsh bereits die Seiten seiner Gitarre für LIONSHEART und Tom Williams, der auf dieser Platte auch den Bass zupft, bereits bei BLACK LIGHT MACHINE das Schlagzeug gespielt. In der Zwischenzeit hat sich die Band um einen Bassisten und Keyboarder verstärkt.
Schon das erste Stück ´Mockingbird´, welches bereits im Mai 2017 über die sozialen Medien verbreitet wurde, weist alle Trademarks der Musik von NINE MILES DOWN auf. Schöne (ja, das meine ich wirklich so) und eingängige Melodien sowie, was leider viel zu oft unterschätzt wird, einen strukturierten Aufbau inklusive Spannungsbogen. Dann aber der Schock zu Beginn des zweiten Songs…was hat gutturaler Gesang im Prog Rock verloren? Meiner Ansicht nach nichts. Dieses Stilelement wird aber nur kurz in zwei Stücken eingesetzt und wenn man nicht gerade ein 100%-iger Old School Prog-Metaller ist, wird man diese kurzen Ausreißer verschmerzen. Wer also mit einer etwas moderneren Version von THRESHOLD, SUBSIGNAL oder der letzten Veröffentlichung von FATES WARNING etwas anfangen kann, der sollte sich mal die Zeit nehmen, um in dieses Debüt reinzuhören.
Das Vinyl gibt es in einer handnummerierten 500er Auflage (250 rot und 250 schwarz) inklusive einem Beileger, auf welchem die Texte abgedruckt sind. Als besondere Dreingabe ist dem Vinyl auch noch die EP ´Curse The Earth´, ebenfalls auf 500 Stück limitiert und handnummeriert, als CD beigelegt. Darüber hinaus gibt es das Album auch als limitiertes Digipak.
Ach ja…keine Ahnung, ob der Bandname etwas mit dem gleichnamigen Film aus dem Jahr 2009 mit dem Hauptdarsteller Adrian Paul zu tun hat, aber nach Sichtung des Trailers, werde ich mir den Streifen demnächst wohl mal anschauen.
(8 Punkte)