Livehaftig

LOVEBITES, DRAGONSFIRE

~ 19.11.2018, Aschaffenburg, Colos-Saal ~


Die japanischen Mädels von LOVEBITES haben, ähm, Eier. Ihr Debüt wurde nicht in Deutschland veröffentlicht, ihr neues Album wird erst veröffentlicht und dennoch wagen sie eine Kurztour durch Europa und spielen dabei auch drei Shows in Deutschland, die alle gut besucht sind.

Wie in den Reviews schon geschrieben, ist es nicht so einfach, den optischen Auftritt der Ladies mit dem musikalischen Output der Damen zusammenzubringen. Hier steht ganz klar eine gewisse Diskrepanz im Raum. Alle in weißen, superkurzen Schulmädchen-Klamotten, dazu wird geschreddert und gethrasht. Harder Tobak. Es stellte sich bisher auch die Frage, ob die Damen überhaupt in der Lage sind, das auf den Alben gebotene auch live liefern zu können. Sie können. Auf dem diesjährigen Wacken Festival überzeugten sie zumindest und wohl auch deshalb scheint ihnen ein positiver Ruf vorausgeeilt zu sein. Dass sich das Publikum zu 97% aus männlichen Fans zusammensetzt, ist selbstredend.

Knapp 70 Minuten ballern die Grazien ihren überwiegend schnellen Heavy Metal den Fans an die Birne. Spielerisch sind die Ladies nicht zu beanstanden. Perfektes Timing, sauber aufeinander abgestimmt, alles extrem professionell aufgestellt. Gerade die beiden Gitarristinnen shreddern überzeugend. Bei den Songs mit erhöhtem Thrash Metal-Einfluss geht echt die Post ab. Bangen – für die Ladies kein Fremdwort, gutes Stageacting – selbstverständlich. Mit dem Publikum kommunizieren – kein Problem. Wobei man das kommunizieren komplett Sängerin Asami überlässt. Und die macht es gut.  Und ist dabei, sorry, niedlich anzusehen. Ihr Stimme ist gut, allerdings merkt man, dass nach oben die Stimmkraft begrenzt ist und dennoch klingt es recht ordentlich.

Aber wie schon erwähnt, sind die beiden Gitarren-Ladies die Eye- und Ear-Catcher. Während Midori bangt, thrasht und pfeilschnelle Riffs liefert, wirkt Miyako relativ reserviert. Auch ihre Mimik wirkt eher teilnahmslos. Basserin Miho verzieht zwar auch nur selten ihre starre Gesichtsmaske, dafür bangt sie fett mit. Keine Ahnung, ob man eine gewisse Gesichtsteilnahmslosigkeit trainieren muß, aber es ist manchmal strange anzusehen.

Das schmälert jedoch nicht im Geringsten die Performance an sich, über die man nichts Negatives sagen kann. Vom kommenden Album `Clockwork Immortality` hat man `Rising` gespielt, der Rest des Sets bestand aus Songs des Debüts und der EPs.

Auch wenn man die Ladies aufgrund ihres Aussehens sicher mit Vorurteilen überschüttet, gerade aus der True Metal-Szene, solltet ihr euch erst die Damen ansehen und dann selber entscheiden. Die Band ackert und liefert beeindruckend, gerade die thrashigen Songs, mit einer alten VICIOUS RUMORS-Note, hauen einen um. Überzeugender Live-Einstand der japanischen Mädels.

Geeignete Arbeitsschuhe?

 

Den Abend haben übrigens DRAGONSFIRE mit ihrem traditionellen, teutonenhaften Heavy Metal eröffnet. Fast schon ein Heimspiel für das Sextett, die gut vorglühen mit ihrem Fist-in-the-Air Metal und galoppierenden Riffattacken.

Solider Teutonen-Stahl mit griffigen Refrains und Muckern, die zeigen, dass sie Bock haben, auf der Bühne zu stehen. Die Anwesenden haben Spaß, die Band hat Spaß, alles richtig gemacht.

 

 



Fotos: Jürgen Tschamler

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