CARPENTER BRUT – Leather Teeth
~ 2018 (Caroline Records) – Stil: Synthwave ~
„Leather Teeth, das ist die Geschichte von Bret Halford, einem introvertierten Chemiestudenten. Er mag ein Mädchen, sie mag ihn nicht und will lieber mit dem Star-Quarterback zusammen sein. Bret wird wahnsinnig und braut ein Präparat, das es ihm erlauben soll alle zu kontrollieren. Stattdessen entstellt es ihn und er beschließt, ein Rock Star zu werden. Als Leather Teeth, Sänger von Leather Patrol, will er das Mädchen (und andere) verführen“.
Wer glaubt, auf ´Leather Teeth´ eine JUDAS PRIEST-Tribute-Band anzutreffen, befindet sich völlig auf dem nietengespickten Holzweg. CARPENTER BRUT sind das, in diesem Genre übliche, mysteriöse Projekt des Franzosen Franck Hueso, der sich an seinem Tasten-Equipment ganz seiner Vorliebe für elektronische Musik anhand imaginärer Soundtracks zu Horror-Filmen hingibt.
Der Rock- und Metal-Hörer wird mittlerweile durch eine illusionsreiche Maskerade ebenso an die Szene herangeführt. Franck Hueso alias Franck B Carpenter spielt in der aktuellen Story den Keyboarder Adrian Glitter. Ob wir bei diesem Pseudonym an Gary Glitter und seinen Einfluss auf den Glam-Rock denken sollen oder an Kindesmissbrauch, lässt die Synthesizer-Erzählung offen – obwohl diesmal bei zwei der recht kurz über acht Songs verlaufenden Story, Gesangsauftritte zu vermelden sind.
Kristoffer Rygg (ULVER, ARCTURUS) singt das fehl am Platz wirkende Synth-Pop-Liedchen ´Cheerleader Effect´, in der Tradition von DEPECHE MODE inklusive gar kurzem SUPERTRAMP-Melodie-Aufflackern, und Mat McNerney (HEXVESSEL, GRAVE PLEASURES) die poppige Dark Rock-Komposition ´Beware The Beast´.
´Sunday Lunch´ wuchert anfangs zu einer verwandten Melodie von ´Die Da ?!´ (DIE FANTASTISCHEN VIER) ein Saxofon in den Klangkosmos, wohl das Dessert als Nachschlag für den ´Cheerleader Effect´. In den nächsten Hit-Container, in den kommenden Party-Mix möchte ´Inferno Galore´ wuchtig hineintanzen. Auch hier scheinen von klassischen Elektro-Sounds der 1970er inspirierte Melodien hereinzuschneien.
Die Bomben-Eröffnungssequenz ´Leather Teeth´ besitzt hingegen alles, was einen formidablen Synthwave-Song auszeichnen sollte: Groove, Melodie sowie die das Weltall durchpustenden Tastenspielereien – und natürlich ein aufgeplustertes FLIPPERS-Gedächtnis-Schlagzeug. Sein böser Bruder ist ´Monday Hunt´ und beherbergt düstere und breit gestreute Keyboard-Teppiche. Fantastic. Im frühen Finale belegen ´Hairspray Hurricane´ und ´End Titles´, dass in dieser Stilistik doch zumeist Lieder ohne Sänger herausragender ertönen.
Monsieur Hueso kann die erhoffte Brillanz auf seinem ersten Full-Length-Scheibchen nicht umsetzen, seine 2015er EP-Trilogie bleibt unerreicht. ´Leather Teeth´ ist eher Popcorn als Bitter-Hanf-Schokolade oder Antimaterie für den Weltraumtrip.
(7 Punkte)
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