SEVENTH WONDER – Tiara
~ 2018 (Frontiers Music s.r.l.) – Stil: Melodic Prog Rock ~
Ohne bislang den ganz großen Durchbruch geschafft zu haben, konnten sich SEVENTH WONDER in Insiderkreisen einen wahren Kult-Status erspielen. Dieser gründete auf den famosen beiden letzten Werken ´Mercy Falls´ (2008) und ´The Great Escape´(2010) sowie natürlich auf ihrem Ausnahmesänger Tommy Karevik. Doch ein Album-Nachfolger ließ allzu lange auf sich warten, bedingt durch den seit 2012 andauernden Vollzeitjob von Karevik bei KAMELOT. Sollte folglich die Aufrechterhaltung des kommerziellen Musikbetriebes einer anderen Formation den Untergang von SEVENTH WONDER bedeuten? Glücklicherweise blieb Karevik bis heute der Band treu, so dass allein diese achtjährige Pause bis zum Erscheinen von ´Tiara´ zu verkraften war.
Gleich der Opener ´The Everones´ verspricht die alte als auch neue Klasse zu bestätigen. SEVENTH WONDER schaffen es mit Leichtigkeit, gen Himmel strebende Melodieläufe zu kreieren, auf denen sich Tommy Karevik im gleißenden Lichte sowie in aller Pracht präsentieren kann. Etwas Theatralik gehört in diesem Zusammenhang ebenfalls dazu.
Wer bislang noch nicht das Vergnügen mit SEVENTH WONDER hatte, muss keinesfalls eine progmetallische Formation aus der Fabrik der DREAM THEATER-Epigonen erwarten. Die Schweden sind viel zu intelligent, um sich auf diese Schiene zu begeben. Ihre Musik lebt gleichzeitig von einem Melodie-Ansatz, der sie dennoch nie gänzlich in Richtung des AOR/Melodic Rock treibt, selbst wenn die Annäherung aktuell minimal stärker geworden ist. Vielmehr befindet sich das Quintett eher bei ROYAL HUNT oder CONCEPTION in bester Gesellschaft. Die Außergewöhnlichkeit dieser Gruppe muss jedoch jeder selbst erfahren.
Diese wuseligen Instrumente, die aus dem bebenden ´Victorious´ oder dem Melodic Rocker ´Dream Machines´ einen Prog-Ohrwurm formen, sind in ihrer Eigenart einmalig. Tommy Karevik ebenso:
Can you feel it go BOOM, BOOM, BOOM,
breaking out your chest?
This hour is not our time to die
Can you hear it BANG BANG beating under your skin?
Our past is like a map of where we´ve never been.
We keep PUMPING like machines
We are the immortals
we go UP UP UP an we´re living the dream
We´re immortal men, we´re dream machines.
Allzeit fügen SEVENTH WONDER in den Ablauf ihrer Schöpfungen Steigerung auf Steigerung oder, wenn es sich geziemt, eine Abkühlung zum Verschnaufen. ´Against The Grain´ oder ´Tiara’s Song´ dürfen in diesem Sinne mit Spannung verfolgt werden. Dabei bildet der Titelsong und seine Kameraden ´Goodnight´, ein vom Schlagzeug getriebener, besonders gefühlvoller Gesangsvortrag, und ´Beyond Today´, eine vom Klavier begleitete Breitbild-Ballade, zusammen eine kleine Mini-Trilogie innerhalb des Gesamtkonzeptes von ´Tiara´. Diese Farewell-Trilogie schwebt auf besinnlicheren Tönen durch das Werk, so dass hernach das sinfonische ´The Truth´ gewissermaßen eine zu große Abkühlung darstellt, auch wenn es selbst in einem wonnigen Chorgesang aufgeht. Das überschnelle ´By The Light Of The Funeral Pyres´ und das finale, überlange Epos ´Exhale´ stellen die Schalthebel wieder auf die richtigen Nuancierungen ein.
Und jetzt … dürfen SEVENTH WONDER von allen Seiten Applaus entgegen nehmen.
(8,5 Punkte)
(VÖ: 12.10.2018)