THE SKULL, CASTLE
~ 15.10.2018, Frankfurt, Das Bett ~
Ein ziemlich cooles Doppel arbeitet sich gerade durch die deutschen Clubs: ex-TROUBLE Sänger Eric Wagner mit seinen THE SKULL und im Vorprogramm CASTLE (zumindest für einige Shows der Tour), deren neues Album in den Startlöchern steht. Das Interesse ist dennoch etwas verhalten, was verwundert. Haben doch beide Bands einige Alleinstellungsmerkmale und gerade CASTLE tolle Alben am Start.
Das amerikanische Trio CASTLE um Frontfrau und Bassistin Liz Blackwell ist inzwischen schon zum sechsten Male in Deutschland unterwegs, allerdings bisher noch nie in Frankfurt aufgetreten. Ohne großen Firlefanz geht das Trio auf die Bühne und brettert gleich los. Die der Band zustehenden 45 Minuten werden ohne Gelaber genutzt.
Einige Songs des neuen Albums `Deal Thy Fate` finden sich schon im Set, obwohl der Release erst in einigen Tagen ist. Man steigt mit `Can`t Escape The Evil` vom kommenden Album ein und schiebt gleich noch drei weitere neue Songs hinterher (´Wait For Dark´, ´Deal Thy Fate´, ´Red Phantom´). Erst dann kommen Granten wie `Evil Ways`, `Hammer And The Cross` oder `Dying Breed`. Live sind CASTLE viel härter, drückender und vor allem energischer. Die Details der Alben gehen da ein bisschen unter – man setzt voll auf maximale Riffpower und fetteste Rhythmen.
Mat Davis ist konstant am bangen, während er bohrende Riffs in absoluter Präzision raushaut. Die doomigen Elemente dominieren, der okkulte Faktor der Alben geht mehr oder weniger unter. Liz hat eine enorme Bühnenpräzens mit ihren fast 1,85 cm Körpergröße. Die Doppelbelastung Gesang/Bass meistert sie locker.
Ihr Gesang wirkt teils eindimensional, hat aber einen außerordentlichen Charme, der die CASTLE-Stücke perfekt abrundet. Was hier an Wucht von der Bühne knallt ist kaum mit den Alben zu vergleichen, was auf eine Art schade ist, anderseits aber deutlich zeigt, wozu die Band auch fähig sein kann. Ein Trommelfeuer an gewaltigen Riffs und fetten Bassläufen, die von den beiden körperlich ausgelebt werden.
Man ist geradezu gezwungen die Breitwandgrooves mit dem gesamten Oberkörper mitzugehen. Geiler Auftritt, der die überragende Klasse des amerikanischen Trios demonstriert und beweist, es gibt ein Leben neben den typischen BLACK SABBATH-Riffs. CASTLE beweisen dies grandios. Der Kauf des neuen Albums, von dem das Trio schon ein paar CDs und Vinyl dabei hat, steht da außer Frage. Schöne Splatter Kopie in 100er Auflage.
THE SKULL, beziehungsweise, die Musiker die die aktuelle Besetzung dieser Truppe darstellen, kann man getrost als Underground-All-Star-Band durchgehen lassen. Ex-TROUBLE Mucker, WITCH MOUNTAIN oder z.B. auch SACRED DAWN-Mitglieder. Eine Doom Metal-Maschine der Extraklasse. Ex-TROUBLE Sänger Eric Wagner ist jedoch der Star der Band. Dass man das neue Album `The Endless Road Turns Dark` auf Vinyl am Merch-Stand erwerben kann, ist selbstredend – der Preis allerdings nicht. Sorry, 25 Tacken sind dann doch deutlich über dem Schnitt. Und viele zucken bei diesem Preis zurück.
Das Quintett geht ohne Intro gleich in die Vollen. Monströser, drückender, äußerst voluminöser Sound haut orkanartig aus den Boxen. Gerade die Gitarren lassen das Bauchfell vibrieren. Wagner singt ganz nett, aber irgendwie gefühlt unmotiviert. Allerdings ist das Frankfurter Publikum auch etwas strange. Kaum Reaktionen auf Ansagen und ansonsten erst einmal reserviertes Klatschen. Wagner ist da wohl etwas irritiert. Ein Songmix aus neuen und alten Stücken wird runtergezockt, die zwar massiv grooven aber lange nicht die Klasse des alten TROUBLE-Materials haben. Während die Band ihr Bestes gibt, wirkt Wagner auch nach einer halben Stunde weiterhin nicht wirklich motiviert. Keine Ahnung, ob das nur meine Meinung ist, aber sein Auftritt wirkt eher nach dem Motto, „da muss ich wieder ran, obwohl ich nicht wirklich Bock habe“. Sein Bewegungsradius beschränkt sich auf einen Meter vor, einen Meter zurück. Ansonsten festhalten am Mikroständer.
Nach knapp 50 Minuten satteln THE SKULL ab. Das Publikum ist wachgeworden und feuert die Herren nun an. Erwartungsgemäß geht es jetzt in den Teil über, auf den alle gewartet haben. Man spielt TROUBLE-Songs im Zugabenblock. Und schaue an, das Publikum geht mit und ab!
Die Stücke laufen rein wie Öl. Wenn man bedenkt wie alt die Songs sind und welche Magie sie noch versprühen, dann kann man erst ermessen wie wertvoll TROUBLE damals für die Szene waren. Wagner wird etwas lockerer und sein Gesang wirkt weniger gepresst als beim THE SKULL-Material. `The Temper`, `Assassin`, `R.I.P.`, `At The End of My Daze` und `Revelation` machen alle Anwesenden glücklich.
Glückliche Gesichter, Fists in the air, Jubel. Wagner kann sich doch noch ein Grinsen ins Faltengesicht zaubern und dann ist der Abend gelaufen.
Fotos: Jürgen Tschamler