SOAP&SKIN – From Gas To Solid / You Are My Friend

Michael Haifl15. Oktober 2018

~ 2018 (Play It Again Sam/Rough Trade) – Stil: Singer/Songwriter/Electro ~

Was ist mit diesem Tag? ´This Day´ ist die Ruhe vor dem Sturm, die Andacht vor der Geigensaitenzerreißprobe. Sechs Jahre lang mussten die Bewunderer der österreichischen Musikerin und Produzentin Anja Plaschg auf ein neues SOAP&SKIN-Album warten. Das sagenumwobene Debüt ´Lovetune For Vacuum´ aus 2009 sowie ´Narrow´ aus 2012 scheinen längst vergangenen Zeiten zu entstammen.

Anja Plaschg hat derweil nicht nur für Theater- und Filmproduktionen komponiert, sondern auch eine Tochter zur Welt gebracht. ´Athom´ lebt hernach wie alles andere von der Stimme Anja Plaschgs, sowie Klavierspielereien und Samples. Seit Jahren sammelt sie ihre Aufnahmen von Instrumenten oder auch Geräuschen aus dem Leben. Vielleicht hat sie die schönsten in ´Italy´ gesammelt, soll man sie doch dort erwecken.

Zuletzt wurden Hörer aus der Tristesse geweckt, als Anja Plaschg mit Anna Calvi und dem Orchesterkollektiv „stargaze“ der David Bowie-Hommage in der Elbphilharmonie Hamburg, beim Holland Festival in Amsterdam und in der Kathedrale von Saint-Denis in Paris beiwohnte. Zu dunkler Orchestrierung gibt sich die Künstlern in ihrer eigenen Komposition ´Surrounded´ ganz entfesselt dem Gefühl ihrer Stimmbänder hin. Weitaus ekstatischer zu ´Heal´, wenn sie “Jaaaaaaaa. heaaaaal” schreit und ein Kind am Ende zum Klang der Trompete “I have no fear” spricht.

Allein vom Klavier begleitet ertönt ´Creep´, mit Klavier und Violine ´Safe With Me´ – eine Seelenoffenbarung: “No love can be safe with me.” Das kleine Interludium ´(This Is) Water´ zeigt bereits eine sakrale, sphärische Stimmung, ´Falling´ baut diese aus und lässt uns mit Elektronik in die Nähe einer Anna von Hausswolff rücken. Alles von der Musikerin selbst produziert und aufgenommen, in ihrer Wiener Wohnung.

Im Finale rezitiert sie “In girum imus nocte et consumimur igni”, frei nach dem römischen Schriftsteller Vergil (70 – 19 v. Chr.) sowie einer Verfilmung aus 1978 (“Wir irren des Nachts im Kreis umher und werden vom Feuer verschlungen”) und trägt sodann den von George David Weiss und Bob Thiele für Louis Armstrong komponierten Song ´What A Wonderful World´ in ihrer eigenen Version vor.

(8 Punkte)