SEPTAGON – Apocalyptic Rhymes

~ 2018 (Cruz del Sur Music) – Stil: Power Thrash ~

Die deutschen Power-Thrasher um LANFEAR-/A COSMIC TRAIL-Gitarrist Markus “Ulle” Ullrich und ATLANTEAN KODEX-Sänger Markus Becker entfliehen 2018 dem Projekt-Gedanken (“Sag nicht Projekt, wenn du nicht Band meinst”) und präsentieren zwei Jahre nach dem Debüt ´Deadhead Syndicate´ (siehe hier) den Nachfolger, der ein knackiges Monster zwischen Power und Thrash Metal darstellt. Das Songwriting scheint diesmal die Filigranarbeit etwas beiseitegeschoben zu haben, da sich das Erschaffer-Team aus Markus Ullrich und Gitarrist Stef Binnig-Gollub der zielgerichteten Power-Methode zugewandt hat.

Der Thrasher ´The Weight Of The World´ zeigt sich mehr im Gehege von ANTHRAX als im Raubtierkäfig von EXODUS. ´Home, Sweet Hell´ ist ebenfalls ein superber Song – schlichtweg aufgrund des Titels. Und: es ist der Ort, an dem du leben willst, jedoch nicht immer erträglich, der Ort, an dem du sterben willst. Gleichwohl vegetieren wir auf einem Planeten voller Hass. Hass um des Hasses willen, alternative Fakten und falsche Nachrichten: ´Make A Stand´. Sänger Markus Becker hat sich dem ganzen Wahnsinn auf Erden angenommen – und letztlich mit den Lyrics für den Song ´P.O.T.U.S.A.´ einen Hit aus dem Ärmel geschüttelt:

Good-day, Mr. President, do you know your way to Disneyland
They need you there to make it great again
Or maybe instead just fuck off and die!!
Hooray, Mr. President of the United States of Absurdistan
You’re so full of it; stop smoking shit!
Or maybe instead just fuck off and die!!

Unfreiwillig spannend entpuppt sich ´Cosmic Outrage´. Aus der ersten Strophe sind umgehend fünf bekannte Songtitel zu entnehmen: “Sound the alarm”, “There’s a picture”, “Lock up your daughters”, “Call to arms” und “Sign of the times”. Vielleicht finden sich noch mehr. Freilich verlieren SEPTAGON obendrein niemals die Melodie aus dem Blickwinkel, so verspricht es der Power-Bolzen ´Apocalyptic Rhymes´ oder die gebreakte Komposition ´The Unfathomable Evil´. Gleichermaßen getragen wie ´The Unfathomable Evil´ zeigt sich der Abschlusssong ´Sunset Blood´ im gediegenen US Power Metal. Allein schon die Gesangsmelodien dürften darbende ATLANTEAN KODEX-Jünger beglücken. Hier bereits zum Üben und Einstudieren:

I have fueled the fires of hate
I have sealed humanity’s fate
In my pain I’ll be gone with the sunset
I’ll be gone with the sunset blood
I’m the maker of wrath
The master of hell, the creator of death
I’m the last man on earth and I’ll be gone with the sunset blood
I am one with the sunset blood.

(8,5 Punkte)

Michael Haifl

HEATHEN heißen die großen Vorbilder unseres süddeutschen Siebenecks. Erkennbar ist dies nicht nur am ´Goblin’s Blade´-Cover, mit dem Ulle & Co. traditionell ihre Konzerte beschließen, sondern auch am selten gewordenen Stilmix aus Thrash und kitschfreiem Powermetal, dem sich SEPTAGON verschrieben haben.

´Apocalyptic Rhymes´ spinnt den Faden des hochklassigen Debüts sowohl musikalisch als auch textlich fort. Sozialkritik ist die thematische Klammer, in der Gesamtbetrachtung kommen die Songs schneller auf den Punkt – eine gewisse ANTHRAX-Lastigkeit ist in der Tat nicht von der Hand zu weisen.

Fortschritte gibt’s unzweifelhaft beim Gesang zu verzeichnen: Markus Becker klingt selbstbewusster denn je, die Melodiebögen sind feiner ausgearbeitet, was das bereits live erprobte ´Home Sweet Hell´, das eher getragene ´The Unfathomable Evil´ und speziell das Abschluss-Hochlicht ´Sunset Blood´ zu echten Genreperlen macht. Leider ist das Niveau nicht durchgehend auf diesem Level. Der nur mit vereinzelten Riffs punktende Titelsong, das ziemlich platt geratene Anti-Trump-Statement ´P.O.T.U.S.A.´ und die trotz geiler Wirbelwind-Gitarre ebenso rasch ermüdende Highspeed-Nummer ´Nothingness Awaits´ drücken auf die Wertung.

Für Thrash-Gourmets und Szene-Patrioten ist ´Apocalyptic Rhymes´ freilich trotzdem eine Empfehlung. Große Konkurrenz müssen SEPTAGON in ihrem Metier nicht fürchten. Es gibt sie schlicht nicht.

(8 Punkte)

Ludwig Krammer

https://www.facebook.com/septagonband/

(VÖ: 9.11.2018)