PlattenkritikenPressfrisch

THERAPY? – Cleave

~ 2018 (Marshall Records) – Stil: Rock ~


´Wreck it like Beckett´, so charmant-feuilletonistisch der Titel des Openers zum neuen Album ´Cleave´ der 1990er-Alternative-Heroen THERAPY auch anmutet – so elegant in die Fresse ist er dann letztlich. Voll auf die Zwölf. Tricksen, täuschen, nachstreicheln: Ein gern gelebtes Mantra der Jungs um Sänger/Gitarrist Andy Cairns. Am Ende tut’s nicht weh – und das Hörerlebnis bleibt in netter in Erinnerung.

Nach zuletzt künstlerisch eher größer angelegten bzw. experimentelleren Longplayern, ´Disquiet´ (2015) und ´A Brief Crack Of Light´ (2012), ist ´Cleave´ mit seinen zehn Stücken eine klare Besinnung auf alte Tugenden. Punkige bis kantige Riffs, Tom-Gepolter und ein Wummer-Bass, der sich am beinharten Groove der Drums abarbeitet. Besagter Opener und ´Katistocracy´ sind treffende Beispiele. Ein Schelm, wer denkt, dass damit doch bitte sehr alte Höhen wieder erreicht werden sollen… Bei den drei Iren war das sicherlich die publikumsfreundliche Pop-Punk-Phase rund um ´Troublegum´. Demnach verzückt ´Callow´ wie anno 1994 mit zuckrigem Refrain und hübscher Hook-Line. ´Crutch´ will als melancholische Halbballade die Herzen erwärmen wie damals der Hit ´Die Laughing´. Kurzum: Harmonie und Härte geben sich auf ´Cleave´ Song für Song die Klinke in die Hand.

Wundert kaum, dass THERAPY sich für dieses Laut-Leise-Spiel den ´Troublegum´-Produzenten Chris Sheldon wieder vors Mischpult setzten, wodurch ´Cleave´ so direkt-kompakt – und irgendwie „90ies“ – klingt wie zu kommerziellen Hochzeiten, als die Band neben NIRVANA und OFFSPRING die MTV-Heavy-Rotation bestimmte. Doch wie bei so vielen Alterswerken, die bewusst mit einem Bein in der Vergangenheit stehen: Sie sind solide, ernten Respekt – aber sie können es nicht vollends mit den alten Glanztaten aufnehmen.

(7,5 Punkte)

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"