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THE NATIONAL ORCHESTRA OF THE UNITED KINGDOM OF GOATS – Huntress

~ 2018 (UKoG Records/Eigenverlag) – Stil: Symphonic Rock Pop ~


Sillyphus, Kolepta, Darewell, die Kramh, Vaaya und Nishira Nehfalear sowie Vargorok, der Heilige Berg – kennt ihr alles? Dann sind euch natürlich auch The Admiral, The Coachman, The Insane and The Seer bekannt, die Gefolgsleute des Helden Sillyphus und Gründer des National Orchestra of the United Kingdom of Goats (UKoG), deren Aufgabe es ist, die Saga von Kolepta zu vertonen, zu besingen und damit jeder verlorenen Seele zu erzählen, die nach Erlösung strebt. Mit ’Huntress’, der Geschichte von Vaaya’s (siehe die erste LP ’Vaaya And The Sea’) Schwester Nishira, die im Kampf stirbt und von bösen Mächten zur lebenden Waffe wiedererweckt wird, legen die Südtiroler ihre fünfte Veröffentlichung seit Bandgründung 2009 vor, und stellen ihr gleichzeitig ein Manga-Video und einen Comic über Nishiras Schicksal zur Seite.

Spätestens jetzt wird auch dem bisher Unbedarften klar, hier sind Perfektionisten am Werk, die den Hörer in eine andere Welt entführen und dafür jegliches akustische und visuelle Mittel zu nutzen wissen. ’Huntress’ folgt auf das tragische Los des Helden Sillyphus am Heiligen Berg, und ich möchte die neue Platte eher als EP bezeichnen, wenn man sie an ihrem epischen und mehr als doppelt so langen Vorgänger ’Vargorok’ (siehe unser Review hier) misst – und leider komme ich auch nicht umhin, noch weitere Vergleiche mit diesem Glanzstück anzustellen, denn ’Huntress’ mutet wie eine unvollständige und poppige „OrchestraUKoG light“-Version an. Wo sind die instrumentalen, auch mal schrägen, progressiv-improvisierenden Ausflüge in den Artrock hingekommen, die die Irrungen und Wirrungen der Geschichten erst so plastisch illustrierten und die Phantasie des Hörers anfachten? Wohin die stetig wechselnden Stimmungen – vor allem die gitarrengeführten, tiefdüsteren und keyboardflügelig erhabenen? Wo sind die Komplexität, die Gegensätze und die dramatische Vielschichtigkeit weit ausschweifender Songs geblieben, die die Erzählungen ausgebreitet und die einzelnen Höhepunkte miteinander verwoben haben?

Gut, komplex ist OUKoGs Musik natürlich auch weiterhin, nur auf einer deutlich abgespeckten Ebene, übrig sind weiterhin eine bombastische, für meinen Geschmack fast sirupartige (Streicher-)Symphonik, sowie eine schon cheesy zu nennende chorale Mehrstimmigkeit, der leider nur wenig an Härte oder Vertracktheit entgegengesetzt wird. Philipp Schwarz’ Stimme hat dagegen deutlich an Stabilität und Umfang gewonnen, und weder was Virtuosität, Songwriting noch das Arrangement der fünf Lieder angeht, kann man dem Quartett etwas vorwerfen, hier wurde die bisherige Klasse sogar weiter verfeinert, und bisweilen werden auch wohlbekannte Motive aus den Vorveröffentlichungen wiederaufgenommen, die Verbindung zum grossen Ganzen ist also weiterhin gegeben.

Vielleicht bin ich ja einfach nur aus dem Rezipientenraster herausgefallen – ich werte `Huntress’ jedenfalls wohlwollend als aufflackerndes Lebenszeichen der Band, beziehungsweise als eine Art Single-Sammlung, bevor die Bozener uns wieder mit einem vollwertigen Langalbum beschenken, das ihrem eigenen Anspruch genügen kann. Bis dahin können sich alle Freunde von Südtiroler Schmalzkrapfen und Kasnocken hieran gütlich tun, will sagen: wem der Hunger nach schön angerichteteten, leichtverdaulichen und stimmungsaufhellenden Kohlehydraten steht, kann hurtig hier bestellen: https://ukog.bandcamp.com/.

(6 Punkte)

http://www.ukog.net

https://www.facebook.com/OrchestraUKoG


(VÖ: 24.08.2018)

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