RIOT – The Offical Bootleg Box Sets und wie es dazu kam

Ein Gespräch mit Giles Lavery.

Bisher sind über ´Cherry Red Records´ zwei Boxsets unter dem Titel `RIOT – The Official Bootleg Box Set Volume 1 1976-1980` sowie `RIOT – The Official Bootleg Box Set Volume 2 1980-1990` erschienen. Was zuerst wie ein Bootleg-Release aussah, stellte sich als offizieller Release heraus, zu dem der Vater des verstorbenen Mark Reale sowie RIOT V ihr Okay gaben. Verantwortlich für die Zusammenstellung der bisher veröffentlichten Boxsets ist Giles Lavery.

Lavery, bekannt als Sänger von DRAGONSCLAW sowie Sänger des WARLORD-Albums `Live In Athens 2013`, arbeitete sich durch Berge von alten Tapes, um die Boxsets mit hörbarem Material auszustatten. Was sich wie Spaß anhört, war ein verdammter Knochenjob. Beide Boxsets haben einige überraschend gute Aufnahmen der ganz frühen RIOT und die Aussicht, dass da noch mehr kommt, um den Ruf der alten RIOT noch fester zu zementieren, nahmen wir mit Giles Kontakt auf, um ein paar aufgekommene Fragen zu klären. Dabei kamen einige weitere Neuigkeiten raus, die alte RIOT Fans in Verzückung bringen sollten. Über ´High Roller Records´ werden, beginnend in diesem Herbst (Archives Vol.1 1976-1981), fünf (!) Alben an altem RIOT-Material veröffentlicht.

Giles, wer kam ursprünglich auf die Idee, solche RIOT-Boxsets mit alten Liveaufnahmen zu veröffentlichen?

„Ich weiß gar nicht mehr, woher die ursprüngliche Idee kam. Von den aktuellen RIOT-Mitgliedern oder Armin Steiner von ´Metal Blade´ oder von sonst wem. Jedenfalls existiert die Idee schon länger. ´Cherry Red Records´-UK sind ja spezialisiert auf solche Veröffentlichungen und sie haben mit diesen beiden Boxsets tolle Arbeit geleistet, was den Sound und die Verpackung betrifft. Man muss sich immer vor Augen halten wie alt das Material ist und woher es ursprünglich kommt: von Mark Reales altem Zimmer bei seinem Vater. Diese beiden Boxsets fokussieren sich auf alte Live-Tapes. Ein anderes Projekt kommt über ´High Roller Records´, welches sich auf Studiomaterial, Demos, Rough Mixes, Raritäten und viele andere unveröffentlichte Songs konzentriert. Mal abgesehen von diesen Veröffentlichungen gab es ja auch Reissues über ´Metal Blade´ von `Inishmore`, ´Sons Of Society`, `Through The Storm` sowie `Army Of One` und `Shine On`. In diesem Fall ging es darum, Raritäten/Demos oder Bonustracks dieser Alben zu finden und alles zu einem Album-Paket zusammenzufügen. Was zum Teil gelang.“

Waren die aktuellen RIOT-Mitglieder an diesem Vorhaben von Beginn an beteiligt?

„Mike Flyntz und ich haben das meiste Material gesichtet. Ich habe jede einzelne Kassette angehört und mir notiert, was auf dem Band zu hören war. Die meisten Tapes waren nicht beschriftet! Ich habe die Tapes der einzelnen Phasen zusammengesucht, versucht ein System hinein zu bringen und gleichzeitig hörbares Material heraus gefiltert. Das alles dauerte etwa ein Jahr.“

Als du das erste Mal Mark Reals Vater getroffen hast, wie hat er auf die Idee reagiert?

„Great. Mike und ich gingen mit ihm zum Lunch und haben darüber gesprochen. Mike hatte ihn schon ein bisschen darauf vorbereitet. Er kennt Mr. Reale auch schon sehr lange und schaut öfter mal bei ihm vorbei. Marks Vater ist ein toller Typ und sehr stolz auf das, was sein Sohn gemacht hat. Auch ist er sich dessen musikalischen Vermächtnisses bewusst. Er fand und findet die Idee gut, dass viele verlorene Musik nun von Fans gehört werden kann und dieses ungehörte Material nun den Respekt bekommt, den es verdient hat.“

Gibt es noch viel Material zu sichten?

„Ehrlich gesagt, habe ich nichts unversucht gelassen und alles, was ich fand, durchgehört. Es könnten noch andere Sachen bei den anderen Bandmitgliedern liegen, aber soweit es in Marks altem Zimmer war, wurde alles durchgehört sowie durchsortiert.“

Gab es ein System nach dem die Tapes abgelegt waren oder war eventuell sogar nach Soundqualität sortiert?

„Das meiste waren Soundboard-Tapes, von denen ich die besten rausgesucht habe. Vieles waren auch Aufnahmen aus dem Publikum raus und nicht verwertbar für einen kommerziellen Release. Wir haben uns letztendlich für die Soundboard-Aufnahmen entschieden die am meisten zum Zuge kamen. Es gibt ein/zwei Ausnahme wo wir Audience-Recordings genommen haben, aus historisch undokumentierten Perioden, um die RIOT-History zu komplettieren.“

Wird es neben den beiden ´Cherry Red Boxsets´ noch weitere geben?

„Nein, es wird wohl bei den beiden bleiben. Aber wie schon erwähnt, ´High Roller Records´ hat fünf Veröffentlichungen von rarem Studiomaterial geplant. Da sind ganze Demos dabei und auch einige unveröffentlichte Tracks aus allen verschiedenen Perioden.“

Kannst du abschätzen wie viel Zeit du mit durchhören und katalogisieren verbracht hast?

„Ungefähr ein Jahr lang habe ich an diesem Projekt gearbeitet, nicht täglich, allerdings mindestens ein paar Tage die Woche. Vieles wurde in Mikes Haus in Amityville gemacht. Ich habe dort über eine Woche verbracht und rund um die Uhr Kassetten durchgehört, beschriftet und Notizen gemacht. In dieser Woche in Mikes Haus habe ich maximal vier/fünf Stunden je Nacht geschlafen. Gerade genug um mich aufzufrischen.“

Hast du alleine entschieden, welche Liveaufnahmen letztendlich benutzt wurden?

„Im Grunde ja, aber die Aufnahmen haben sich aufgrund der Qualität selbst ausgewählt, die großartigen Sachen sind sofort aufgefallen, oder wenn es ein unveröffentlichter Song war, dann war es natürlich klar, dass der auch genommen wurde.“

Was war der härteste Teil der Arbeit: Die Suche nach anständigem Material oder die Entscheidung was man veröffentlicht?

„Eigentlich beides, aber glücklicherweise was ziemlich viel großartiges Material dabei.“

In Boxset zwei befinden sich zwei Shows mit der exakt gleichen Setlist (UK Tour), nur die Qualität unterscheidet sich. Das ist mir unverständlich, hätte man hier nicht eine weitere Show einer anderen Setlist mit veröffentlichen können?

„Das waren zwei Kassetten von der gleichen Tour, verschiedene Nächte, beide waren großartig, also warum nicht? Nichts hat dagegen gesprochen und es wurde auch kein Platz verschwendet, es wurde auch keine Show deswegen nicht veröffentlicht.“

Was war für dich das exotischste Material, das du gefunden hast, auf all den Tapes?

„Original-Reel–to–Reel-Bänder von Pre-`Rock City` sowie Rhett’s Audition (Rhett Forrester, ex-RIOT Sänger auf den Alben `Restless Breed`, `Riot Live` sowie `Born In America`. Verstorben am 22.1.1994. – der Verfasser), um nur zwei Dinge zu nennen.“

Was sind deine persönlichen Favoriten aus all dem Material welches du gehört hast?

„Von den Live Boxsets ganz klar die ´Born In America´-Tour-Kassette. Ich glaube nicht, dass irgendjemand eine Show von dieser Tour  bisher gehört hat – in solch einer Qualität. Eventuell Bootleger, aber dann in ganz mieser Qualität von dieser Tour. Und natürlich die Japan Show von 1990!“

Man darf also gespannt sein, was Giles noch alles aus den Archiven des Mark Reale herausgeholt hat, wenn die erste Veröffentlichung bei HRR ansteht. Sicher sind das alles Veröffentlichungen für den Die-Hard RIOT Fan, um seine RIOT-Sammlung zu komplettieren. Ehrlicherweise muss man anmerken, dass man selbst als Die-Hard-Fan sich wirklich nur die Topaufnahmen hin und wieder anhört. Alles andere reicht, einmal gehört zu haben. Warten wir auf Archives Vol. 1 bis 5.