PlattenkritikenPressfrisch

TAMARA BANEZ – Ecken und Kanten

2018 (Sturm & Klang) – Stil: Pop Rock


Einer muss sich ja um die Mädels kümmern, wenn ich nicht zugreife, macht´s unser Ju. Also widme ich mich geschwind lieber selbst den weiblichen Schönheiten, den weiblichen Gesangsstimmen. Tamara Banez erfüllt all diese Merkmale, sie ist sogar eine außerordentliche Liedermacherin mit Protestsongs im Repertoire, so dass es nicht überrascht, sie auf dem Label von Konstantin Wecker anzutreffen. Sie schildert Frauenfreundschaften im bluesigen Ansatz (´Sistas´) und bemängelt, am Klavier sitzend, den Zeitgeist (´Yukari´) sowie ein äußerst schwarzes Jahr in unser aller Leben (´Düsterer Tag´) im pulsierenden Pop. Durchgehend wechselt sie auf ihrem Debüt zwischen Pop Rock (´Eine Nacht´), Elektro Pop und klassischen Songwriter-Kompositionen am Klavier. Einmal steht ein Rock-Duett an (´Du spielst, Du verlierst´), ein anderes Mal schildert Tamara Banez kitschig die Vorteile des Dorflebens, von Wald und Wiesen umgeben (´Ärmel hoch´), und singt nur ein einziges Mal englisch (´Ain´t Easy´). Inmitten von Klavier und Percussion-Begleitung sucht sie zudem nach dem Sinn des Lebens (´Sinn´). Den Höhepunkt stellt dennoch eine sensible und zartbesaitete Komposition dar (´Spitze Scherben´), der Song, der die Aufmerksamkeit für das Mädel in mir weckte. Pure, schmerzhafte Melancholie weht aus dem Lied hervor, getragen von kurzen Synthesizer-Tastenanschlägen, sie holen die Scherben aus den längst blutigen Wunden hervor, in die sich letztlich noch Streicher bohren. Hoffe, ich fühle bald mehr solcher Lieder in meinen bebenden Venen, Tamara, auf dass alle die Scherben verspüren.

(6,5 Punkte)

Ähnliche Artikel

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"