DEAFHEAVEN – Ordinary Corrupt Human Love
2018 (Anti-/Indigo) – Stil: Modern Black
Immer diese Hipster. Denken, sie sind stets mindestens einen Schritt voraus; dabei sind sie eigentlich nur die Frühangepassten. Denn selten ist etwas wirklich neu, wenn man dieses Label – Hipster – erhält, es sieht nur neu aus für den Otto-Normal-Verbraucher, wird aber schnell vertraut.
DEAFHEAVEN sind keine Hipster mehr. Anders als auf ihren Alben insbesondere ab ´Sunbather´ (2013) sind die gern ins Schaufenster gestellten Neuerungen nicht mehr nur grelle Pinselstriche im sonst doch recht monochromatischen Gesamtbild: ´Ordinary Human Corrupt Love´ ist grundlegend anders, bunt – und unerhört mutig für eine Metal-Band.
DEAFHEAVEN definieren auf großen Teilen von ´Ordinary Human Corrupt Love´ die Bedeutung von Ballade neu, ähnlich wie es GODSPEED YOU! BLACK EMPEROR einst wagten. Allein der Opener ´You Without End´ ist direkt die größte Überraschung (und beim besten Willen kein Black Metal): feingeistiger Pop, Sommerfeeling pur. Wäre da nicht dezentes Kreischen, man würde denken, es läuft eine späte Platte von PROMISE RING, die übrigens ihre Glanztaten auch bei Anti-Records veröffentlichten. Der Härtegrad zieht dann immer wieder an, Double-Bass bis Blast-Beats gibt es weiterhin, auch klassischere Riff-Salven – aber jedes Stürmchen wird, nach etabliertem Laut-Leise-Muster des 90ies-Rock, stimmig eingefangen. Insbesondere in den zahlreichen gediegenen Momenten fällt auf, wer die Jungs aus sunny California derzeit wohl am meisten begeistert: a) RADIOHEAD (Harmonien/Songstrukturen) sowie b) PIXIES (Gitarrenarbeit). So erinnert die sensibel, aber effektiv eingesetzte Twang-Gitarre an Francis Black zu seinen schöpferischen Hochzeiten bei den PIXIES bzw. als Solo-Künstler.
Allein auf die Reaktionen der konservativen Black Metal-Crowd auf Festivals kann man gespannt sein, wenn die Amis demnächst damit aufspielen. Die Pandabär-Fraktion war ja schon viel gewohnt von diesen Aushängeschildern des so genannten Modern-Black-Metal; aber auch das sind DEAFHAVEN anno 2018 eigentlich kaum noch – sie stehen schlichtweg für wunderschöne Musik mit Härte im Herzen. Und dann noch dieses Krächzen.
(8,5 Punkte)